Ringplanet Saturn Star am Nachthimmel
Die Sonne überschreitet am 14. Mai die Grenze zum Sternbild Stier und gewinnt dabei im Wonnemonat Mai immer nördlichere Positionen. Am Monatsende beginnt damit wieder einmal in unseren Breiten die Zeit der „Weißen Nächte“, in der unser Nachthimmel auch nach Mitternacht in Richtung Norden nicht mehr völlig dunkel wird.
Den Mond findet man am Monatsanfang drei Tage vor Vollmond nördlich von Spika, dem hellsten Stern in der Jungfrau, der in der Antike als Kornähre betrachtet wurde. Am 5. Mai geht der nun abnehmende Mond nördlich am Planeten Saturn vorbei. Am 19. Mai ist die zunehmende schmale Mondsichel erstmals nach Neumond am Abendhimmel sichtbar, zwei Tage später findet man sie mit auffälligem Erdlicht südlich der strahlenden Venus im Sternbild Zwillinge. Am 24. Mai zieht der Mond kurz vor dem ersten Viertel südlich an Jupiter vorbei. Merkur, dieser nur selten sichtbare Planet, zeigt sich noch bis etwa zur Monatsmitte in seiner besten Periode der Abendsichtbarkeit in diesem Jahr. Dabei steht er diesmal horizontnah in nordwestlicher Richtung zwischen den Plejaden und den Stierhörnern. Venus lässt sich als strahlender Abendstern bis nach Mitternacht im Nordwesten auffinden. Ihre große Helligkeit lässt auch eine Sichtbarkeit mit bloßem Auge am Taghimmel zu. Mars dagegen bleibt den ganzen Monat über unsichtbar, da er zunehmend von der schneller auf der Ekliptik laufenden Sonne eingeholt wird und im aufgehellten Dämmerungsbereich nicht mehr erspäht werden kann. Der Riesenplanet Jupiter steht abends nach Sonnenuntergang schon in Richtung Südwesten, bietet aber noch ausreichend Möglichkeiten, die Konstellationen seiner vier hellen Monde zu verfolgen. Dazu gehören gerade auch die jetzt seltener werdenden gegenseitigen Bedeckungen und Verfinsterungen der Jupitermonde, die erst wieder in sechs Jahren auftreten. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn sind dagegen im ganzen Monat optimal. Wegen seiner Oppositionsstellung zur Sonne am 23. Mai steht er praktisch die gesamte Nacht als ein prominentes Beobachtungsobjekt über dem Horizont. Leider befindet sich der zweitgrößte Planet in unserem Sonnensystem im Bereich zwischen den Tierkreissternbildern Waage und Skorpion in den südlichsten Bereichen seiner Bahn, so dass er nur wenig Höhe über den Südhorizont erreicht. Wegen der höheren Luftturbulenzen kann man das wunderbare Ringsystem mit seiner auffälligen Teilung daher nur bei klarer Sicht bis zum Horizont gut beobachten. Dessen Öffnungswinkel hat mit mehr als 24° fast seine maximale Größe erreicht. Während der Opposition beleuchtet die Sonne die kleinen Körper, die die Ringe bilden, direkt ohne gegenseitige Beschattung, wodurch deren Helligkeit erhöht ist. Als Szenario für die Entstehung dieses prachtvollen Beobachtungsobjekts stimmen die meisten Planetenforscher darin überein, dass ein Mond seinem Planeten zu nahe kam und dessen Anziehungskräfte diesen zerrissen haben. Aus den Trümmerstücken, überwiegend aus Eis, bildete sich dann das äußerst komplexe Ringsystem aus. Daneben sind bis zu sechs der mindestens 62 Monde des Saturns mit Teleskopen der Sternwarte in der Höchststellung nach Mitternacht zu beobachten, wobei allerdings die südliche Position und die große Helligkeit die Beobachtung der lichtschwächeren Monde doch sehr erschwert. Der größte dieser Trabanten ist Titan, der schon in guten Ferngläsern während seiner größten Abstände von seinem Planeten beobachtet werden kann. Jeder dieser Monde zeigt sich als ein Himmelskörper mit überraschenden Eigenschaften für die im Saturnsystem seit mehr als einem Jahrzehnt Jahren umlaufende Cassini-Sonde. Diese funkte schon Zehntausende von fantastischen Bildern von den größten Monden, dem Ringsystem sowie vom riesigen Gasplaneten selbst zur Erde.
Gegenüber den Vormonaten hat der Fixsternhimmel seinen Charakter nach der Dämmerung völlig verändert. Die Wintersternbilder mit ihren zahlreichen hellen Sternen sind nun bis auf die in Richtung Nordwesten horizontnah stehenden Sternbilder Zwillinge, Fuhrmann und Kleiner Hund verschwunden. Dafür dominieren die Frühlingssternbilder in bester Beobachtungsposition den Südhimmel. Damit werden in mondlosen, klaren Nächten Galaxien und Kugelsternhaufen in den Sternbildern Löwe, Jungfrau, Haar der Berenike und Großer Bär zu bevorzugten Beobachtungsobjekten für die Amateurastronomen. Das Frühlingsdreieck aus den hellen Sternen Regulus, Arktur und Spika steht jetzt in bester Beobachtungsposition, tief im Südosten kann bei guter Horizontsicht der rötliche Überriesenstern Antares südöstlich des auffälligeren Planeten Saturn wahrgenommen werden. Der orangefarbene Arktur ist einer der nächststehenden roten Riesensterne, dessen Temperatur an der Oberfläche 4.000°C, vergleichbar mit der in den dunklen Sonnenflecken, beträgt. Dagegen ist die scheinbar lichtschwächere Spika blauweiß mit einer Temperatur über 20.000°C achtmal weiter entfernt und strahlt heller als 2000 Sonnen zusammen.
Die Milchstraße zieht sich in diesem Monat wenig auffällig horizontnah von Nordwest nach Südost.