Blutroter Mond im Erdschatten am Morgenhimmel
Wenn die Sonne am 23. September um 10:21 Uhr den Himmelsäquator von Norden nach Süden im Sternbild Jungfrau überquert, ist mit der Tagundnachtgleiche auch astronomisch der Herbstanfang erreicht und es beginnt das Winterhalbjahr, das kürzer ist als das Sommerhalbjahr. Denn die Erde steht in diesem Zeitraum der Sonne bis zu fünf Millionen km näher und durchläuft daher diesen Teil ihrer Ellipsenbahn schneller. Im September ist wie auch schon im März die Veränderung der Tageslänge am stärksten ausgeprägt, nämlich im Durchschnitt um 4 Minuten pro Tag. Damit steht die Sonne im Monatsverlauf zwei Stunden kürzer über dem Horizont. Es beginnt für Hobbyastronomen eine günstige Zeit zum Beobachten lichtschwacher Himmelsobjekte, da die Zeit absoluter Dunkelheit erheblich länger wird. Die geringeren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht bedingen weniger häufig Luftturbulenzen, und die beobachteten Himmelsobjekte weisen deshalb ruhigere Bilder mit mehr Details auf. Dies verbessert natürlich auch für Astrofotografen die Gelegenheiten für reizvolle Aufnahmen. Unser Tagesgestirn als wichtiges Beobachtungsobjekt zeigt weiterhin eine mittelmäßige Aktivität an Sonnenflecken und Protuberanzen. Am 13. September ereignet sich, leider nur für das südliche Afrika sichtbar, eine partielle Sonnenfinsternis, bei der immerhin fast 80% der Sonne vom Neumond bedeckt werden. Unseren Erdbegleiter findet man zu Monatsbeginn als abnehmenden Mond im Sternbild Fische nahe der Position, an der die Sonne zu Frühlingsanfang stand. In der Nacht vom 4. auf den 5. September bedeckt der Mond, der in seinem letzten Viertel steht, fünf hellere Sterne, darunter auch Aldebaran, den Hauptstern im Stier allerdings erst kurz nach Sonnenaufgang. Dies Ereignis ist mit Fernglas oder Teleskop zu verfolgen. Am Morgen des 10. September ist die schmale Sichel des abnehmenden Mondes nördlich von der auffälligen Venus aufzufinden, die mit dem rötlichen Mars, Regulus und dem dicht über dem Horizont stehenden Jupiter einen interessanten Anblick bietet. Am 18. September findet man den zunehmenden Mond zwischen dem Planeten Saturn und dem roten Hauptstern Antares des Tierkreissternbilds Skorpion, was am Abendhimmel einen reizvollen Anblick ergibt. Bei hoffentlich gutem Wetter kann am 28. September zwischen 3 und 7 Uhr eine totale Mondfinsternis beobachtet werden. Über die Entstehungsbedingungen und den Ablauf dieser totalen Mondfinsternis informiert die Zusatzgrafik. Dabei ist es spannend zu beobachten, wie nach und nach innerhalb von mehr als einer Stunde die verschiedenen Mondformationen im Erdschatten verschwinden bzw. wieder freigegeben werden. Wie stark die Abdunkelung der Mondoberfläche durch den Erdschatten für uns erscheint ist auch abhängig vom Verschmutzungsgrad unserer Atmosphäre. Es existiert eine fünfstufige Skala zur Einordnung der Helligkeit einer Mondfinsternis, wobei besonders nach heftigen Vulkanausbrüchen die Finsternisse sehr dunkel auftreten. Da die sonst überstrahlende Helligkeit des Vollmondes abgedunkelt ist, lässt sich während der Totalität sehr schön der Winterhimmel mit der großen Anzahl heller Sterne und danach die oben erwähnte, am Osthimmel aufgereihte Parade der drei Planeten Venus, Mars und Jupiter nahe von Regulus, des Hauptsterns im Löwen, genießen. Die letzte bei uns vollständig zu sehende Erscheinung dieser Art war vor über sieben Jahren zu verfolgen.
Von den Planeten bleibt Merkur den ganzen Monat von der Sonne überstrahlt. Ist unser Nachbarplanet Venus am Monatsanfang nur eine Stunde in der hellen Morgendämmerung über dem Nordosthorizont sichtbar, so erreicht die Morgensichtbarkeit der Venus am Monatsende fast vier Stunden, wobei sie in der zweiten Monatshälfte in ihrer größten Helligkeit erscheint. Damit ist auch wieder die Gelegenheit gegeben, Venus sogar am Taghimmel mit bloßem Auge aufzufinden. Unser Nachbarplanet zeigt während des ganzen Monats in Ferngläsern und Teleskopen eine kleiner werdende Sichelgestalt. Der rötliche Mars steht nach wie vor dicht über dem Osthimmel und kann dann zwei Stunden bis zu seinem Verschwinden in der Morgendämmerung gesehen werden. Dabei ist er aufgrund des noch sehr großen Abstands von der Erde als Beobachtungsobjekt in Teleskopen nicht attraktiv. Am 25. September bewegt sich der rote Planet nördlich am Hauptstern des Sternbilds Löwe, dem blau leuchtenden Regulus vorbei, wobei das Licht des Planeten im Vergleich zum Sternenlicht viel ruhiger erscheint. Der Riesenplanet Jupiter, ebenfalls im Sternbild Löwe stehend, erscheint ab dem zweiten Monatsdrittel in der Morgendämmerung dicht über dem Nordosthorizont. Er ist leider noch kein Beobachtungsobjekt, Details seiner Gashülle und Erscheinungen seiner vier hellen Monde werden erst ab dem nächsten Monat zu beobachten sein. Der Ringplanet Saturn ist bestenfalls noch für eine Stunde in der letzten Septemberhälfte knapp über dem Südwesthorizont zu erfassen.
Die Sternkarte zeigt noch die typischen Sommersternbilder mit dem auffälligen Sommerdreieck im oder nahe dem strukturierten Band der Milchstraße, das sich vom Südwest- über den Zenit zum Nordosthorizont erstreckt. Bei dem in der Sternkarte mit M24 gekennzeichneten Beobachtungsobjekt im Sternbild Schütze handelt es sich um eine riesige ausgedehnte Sternenwolke in etwa 8000 Lichtjahren Entfernung, die in einem lichtstarken Fernglas ein beeindruckendes Bild liefert. Der östliche Bereich der in der Sternkarte dargestellten Region wird vom Sternbild Pegasus mit dem auffälligen Viereck aus etwa gleich hellen Sternen eingenommen. Es soll im Mythos aus dem abgeschlagenen Medusenhaupt entsprungen sein und ein wildes Ross symbolisieren, mit dem der Held Bellerophon preiswürdige Taten vollbringen konnte. Erst als der Held den Himmel auf dem Rücken des Pferdes Pegasos stürmen wollte, wurde er abgeworfen. Nur sein Wunderpferd erreichte den Olymp und ist als Sternbild an den Himmel versetzt worden. Da es ein charakteristisches Kennzeichen für den Herbsthimmel darstellt, wird es auch als das „Herbstviereck“ bezeichnet. Ein ebenfalls bei klarem Himmel auffallendes Viereck, diesmal in Form eines Rhombus aus schwächeren Sternen, ist das kleine Sternbild Delphin. Es war schon in der Antike bekannt und wurde mit verschiedenen mythischen Ereignissen verknüpft, die mit einem Ritt auf dem Rücken des Tiers verbunden wurde. Im südöstlichen Bereich der Karte findet man die sogenannten „Wassersternbilder“ zwischen Delphin und den Fischen. Eines davon ist aufgrund seiner Horizontnähe relativ selten bei uns am Abendhimmel sichtbar. Es ist das Sternbild „Südlicher Fisch. In diesem Sternbild fällt bei guter Sichtmöglichkeit bis zum Südhorizont der helle Stern Fomalhaut, „das Maul des Fisches“, auf. Erst in letzter Zeit erwies sich aus Beobachtungen, dass es sich um ein sehr komplexes Sternsystem aus drei recht jungen Sternen handelt. Sie stehen in 25 Lichtjahren = 240 Billionen km Abstand zu uns und weisen ein Alter von ca. 100 Millionen Jahren auf.