Eine magische Acht am Taghimmel: Das Sonnenanalemma
In der Zusatzgrafik ist ein Sonnenanalemma dargestellt, das jede/r im Prinzip innerhalb eines Jahres selbst erstellen kann. Es entsteht, wenn man (möglichst) täglich zum gleichen Zeitpunkt die Position der Sonne, die dazu natürlich ganzjährig ausreichend hoch über dem Horizont stehen muss, fotografisch dokumentiert. Für die Grafik ist dazu jeweils die exakte mittlere Ortszeit 12.25 MOZ zur Höchststellung der Sonne im Süden bei uns gewählt. Es lässt sich erkennen, dass die wahre Sonne bis zu einer Viertelstunde vor- bzw. nachgehen kann, um ihre höchste Position in Südrichtung einzunehmen. Dies ist einmal durch die unterschiedliche Geschwindigkeit im Umlauf der Erde um die Sonne und zum anderen durch die Schrägstellung der Erdachse auf dieser Bahnebene bedingt. Die überlagerten Erscheinungen ergeben gerade die dargestellte Differenz in der scheinbaren Bewegung der Sonne am Taghimmel, die ja nur eine Projektion der Erdbewegung ist. Es handelt sich hier um ein erst mit neuer Technik anschaulich zu machendes Phänomen der scheinbaren Sonnenbewegung, das z.B. ganggenaue Uhren voraussetzt.
Mit dem Monat Juni beginnt das meteorologische Sommerquartal mit hoffentlich entsprechendem Wetter. Die Sonne steht allerding erst am 21. Juni um 18.38 Uhr MESZ im Sommerpunkt. Dann beginnt auch astronomisch der Sommer. 8 Stunden später wechselt die Sonne aus dem Sternbild Stier in das der Zwillinge. Den ganzen Monat haben wir die Zeit der „Weißen Nächte“, was die Beobachtung von lichtschwächeren Objekten einschränkt. Über dem noch aufgehellten nördlichen Horizont lassen sich hin und wieder so genannte „Leuchtende Nachtwolken“ als auffällig golden bis blauweiß „irisierend“ strahlende, sehr dünne Wolkenschleier beobachten. Diese entstehen durch die Reflexion von Sonnenlicht an Eiskristallen in der Stratosphäre in ca. 80 km Höhe, haben also auf unser Wetter naturgemäß keinen direkten Einfluss. Die Sonne steht in diesem Monat als Beobachtungsobjekt mehr als 16 Stunden über dem Horizont und bietet beste Bedingungen, Erscheinungen und deren Veränderungen auf ihrer Oberfläche zu verfolgen. Noch immer ist mit erhöhter Häufigkeit dieser Phänomene zu rechnen, obwohl das Sonnenfleckenmaximum mehr als zwei Jahre zurückliegt.
Kurz vor Vollmond befindet sich der Erdtrabant am Monatsanfang im Sternbild Skorpion nahe beim Ringplaneten Saturn und dem rötlichen Überriesen Antares. Er bewegt sich in den folgenden Tagen im aufsteigenden Bereich seiner monatlichen Bahn, bis die sehr schmale, zunehmende Mondsichel einen Tag nach Neumond. erstmals wieder in der hellen Abenddämmerung erspäht werden kann. In den folgenden drei Tagen zieht der Trabant weit südlich an den strahlenden Planeten Venus und Jupiter, die sich immer stärker annähern, vorbei. Am Monatsende steht der beinahe volle Mond wieder in der Nähe des Planeten Saturn.
In diesem Monat sind nur drei der hellen Planeten zu beobachten, überwiegend am Abendhimmel. Merkur und Mars stehen den ganzen Monat für uns im Überstrahlungsbereich der Sonne und bleiben daher während des ganzen Monats für das bloße Auge unsichtbar. Der Planet Venus bietet am Monatsanfang noch eine optimale Abendsichtbarkeit bis nach Mitternacht, weil sie ihren größten östlichen Winkelabstand von der Sonne erreicht hat. Im Monatsverlauf verkürzt sich die Sichtbarkeitsdauer, wohingegen die große Helligkeit jetzt bei sehr klarem Himmel auch Tagesbeobachtungen mit bloßem Auge ermöglicht. In den Tagen um den 20. Juni herum kann die Mondsichel dabei als Aufsuchhilfe dienen. Im Teleskop lässt sich im Monatsverlauf erkennen, dass die von der Sonne beleuchtete Phase unseres Nachbarplaneten von Halbvenus zu einer erkennbaren Venussichel wird. Dabei wird die abnehmende Sichel immer größer, weil sich die rascher um die Sonne laufende Venus unserem Heimatplaneten ständig nähert. Die Annäherung der strahlenden Venus an den zweithellsten unserer Planeten, den auffälligen Riesenplaneten Jupiter, ist im Monatsverlauf am Abendhimmel gut zu verfolgen. Jupiter nähert sich langsam dem Hauptstern des Löwen und ist mit seinen hellen Monden nur noch bis in die Zeit um Mitternacht zu sehen. In diesem Monat sind für die nächsten fünf Jahre letztmals gegenseitige Bedeckungen bzw. Verfinsterungen dieser Monde zu beobachten. Auch in diesem Monat bleibt der Ringplanet Saturn kurz nach seiner Oppositionsstellung zur Sonne ein wunderbares Beobachtungsobjekt, das vor Mitternacht seine günstigste Position zur Beobachtung in südlicher Richtung erreicht. Dann kann man das eindrucksvolle, weit geöffnete Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung sowie den Umlauf der fünf helleren Saturnmonde in größeren Teleskopen bestaunen.
Die Frühlingssternbilder mit den hellen Sternen Regulus, Spica und Arktur sind nun deutlich nach Westen gerückt, während am Osthimmel das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler aufzieht. Tief im Süden macht sich das Sternbild des Skorpions mit dem rötlichen Überriesenstern Antares bemerkbar. Im Bereich des Kopfes dieses Sternbilds ist Saturn zu finden. Die Milchstraße ist erst ab Mitternacht im Südosten beeindruckend, denn man schaut dann in den Sternbildern Adler, Schütze und Skorpion in die dichtbesetzten Sternwolken und auch Dunkelnebel. Im Schützen liegt, ca. 27.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, ein Schwarzes Loch im Zentrum unserer Milchstraße. Es lohnt, mit einem Fernglas oder kleinem Fernrohr diese Bereiche in Ruhe zu bestaunen, in denen eine Vielzahl beeindruckender Sternhaufen und Gasnebel mit Ferngläsern und kleinen Teleskopen aufgefunden werden können. Dabei sind für deren Beobachtung die Stunden ohne störendes Mondlicht zur günstigsten Beobachtungszeit um Mitternacht, etwa vom 06. bis 21. Juni, am besten geeignet. In den Sommernächten mit nicht tief unter dem Horizont stehender Sonne sind zudem Satelliten wie die ISS gut zu sehen.