Beobachtungsobjekte rund um das Sommerdreieck
Die Sonne durchläuft in diesem Sommermonat noch nördlichste Bereiche ihrer Jahresbahn. Erst am 21. Juli wechselt sie aus dem Sternbild Zwillinge ins Sternbild Krebs und erreicht am Monatsende eine Position südlich des Sternhaufens Krippe. Zu dieser Zeit wird es für einen kurzen Zeitraum um Mitternacht in Richtung Norden auch wieder absolut dunkel werden. Es ist im Monatsverlauf eine Verkürzung der Tageslänge um eine Dreiviertelstunde festzustellen. Am 06. Juli befindet sich die Erde auf ihrer Jahresbahn in Sonnenferne mit einem Abstand größer als 152 Millionen km, fast 5 Mio. km mehr als Anfang Januar. Das Licht benötigt jetzt fast achteinhalb Minuten von der Sonnenoberfläche bis zur Erde. Die Sonnenflecken-Aktivität ist auch mehr als zwei Jahre nach ihrem Maximum immer noch beachtlich hoch.
Unser Erdtrabant zeigt in diesem Monat das Phänomen eines „Blue Moon“. Das bedeutet, dass in diesem Monat am 02. und am 31 Juli gleich zweimal die Vollmondphase eintritt. Dies geschieht in niedriger Stellung über dem Horizont. Er ist als zunehmende Sichel am 18. Juli beim hellen Jupiter, der noch helleren Venus und Regulus im Sternbild Löwe in der Abenddämmerung dicht über dem West-Horizont aufzufinden. In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli finden wir den Mond beim Ringplaneten Saturn.
Merkur und Mars werden in diesem Monat von der Sonne überstrahlt und bleiben daher für das bloße Auge unsichtbar. Unser strahlender Nachbarplanet Venus beendet bis zum Monatsende ihre günstige diesjährige Periode der Abendsichtbarkeit. Am Monatsanfang finden wir sie im Abstand eines Vollmonddurchmessers bei Jupiter. Die beiden hellen Planeten bilden dabei ein eindrucksvolles Duo. Venus erreicht am 10. Juli ihre maximale Helligkeit und kann am Tageshimmel ohne optische Hilfsmittel aufgefunden werden. sie bewegt sich aber erkennbar langsamer in Richtung Süden und läuft dann ab dem 23. Juli auf die Sonne zu. Der beleuchtete Teil der ständig größer werdenden Venussichel nimmt im Monatsverlauf ständig ab, denn der Planet kommt uns setzt auf ihrer inneren Bahn zum Überholen unseres Heimatplaneten an. Der Riesenplanet Jupiter wird im nächsten Monat von der Sonne überholt und verkürzt im Monatsverlauf die Sichtbarkeit in der Abenddämmerung so stark, dass er am Monatsende für das bloße Auge unsichtbar wird und auch die vier hellen Monde nicht mehr beobachtet werden können. Dagegen bleibt der Ringplanet Saturn weiterhin ein wunderschönes Beobachtungsobjekt, das allerdings Ende des Monats schon nach Mitternacht unter dem Horizont verschwindet. Die günstigste Zeit für die Beobachtung beginnt sofort nach dem Dunkelwerden bis kurz vor dem Untergang des Ringplaneten. Im Teleskop kann man dann bei guter Horizontsicht das eindrucksvolle Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung bewundern sowie den Umlauf der fünf helleren Saturnmonde verfolgen. Übrigens ist Saturn am Monatsende der einzig sichtbare Planet.
Während am Osthimmel die ersten Herbststernbilder aufziehen, steht das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler zentral in bester Beobachtungsposition. Während von diesen heißen, blau erscheinenden Sternen die beiden helleren, nämlich Atair nur knapp 17 und Wega 25 Lichtjahre entfernt sind, ist der scheinbar lichtschwächste, nämlich Deneb mit 2.000 Lichtjahren Abstand tatsächlich rund 10.000fach heller. Die Sommermilchstraße zieht sich vom Zenit zum Südhorizont und ist erst nach Einbruch völliger Dunkelheit und ohne störendes Mondlicht beeindruckend. Man schaut dann in den Sternbildern Schwan, Leier, Adler, Schütze und Skorpion in Richtung heller Stern- und dunkler Staub- und Molekülwolken. Dabei sind für die Beobachtung der vorhandenen Objekte die Stunden ohne störendes Mondlicht zur günstigsten Beobachtungszeit um Mitternacht am besten geeignet. In diesem Zusammenhang soll auf mehrere sehr unterschiedliche Fernglasobjekte im Bereich des Sommerdreiecks hingewiesen werden. Sie scheinen, von uns aus gesehen, nahe beieinander zu stehen, tatsächlich können sie aber um mehrere 10.000 Lichtjahre voneinander getrennt sein. Die auffälligsten von ihnen sind in der Zusatzgrafik herausgehoben. Bei den gekennzeichneten Objekten handelt es sich bei M27 (Hantelnebel) und M57um die sogenannten Planetarischen Nebel, abgestoßene äußere Sternhüllen mit einem Weißen Zwerg im Zentrum. Es handelt sich um die Endstadien in der Entwicklung sonnenähnlicher Sterne. Leuchtende Gaswolken im Sternbild Schwan in über 2.500 Lichtjahren Entfernung, deren Emissionslicht durch energiereiche UV-Strahlung von sehr leuchtkräftigen, erst mehrere Millionen Jahre alten Sternen induziert wird, bilden mit vorgelagerten dunklen Staubwolken zum Teil bizarre Formen. Diese zeigen sich erst in langbelichteten Aufnahmen detailreich und führten zu der Bezeichnung Nordamerikanebel, da sie die Küstenlinien um den Golf von Mexiko nachzeichnen. M56 ist ein etwa 30.000 Lichtjahre entfernter Kugelsternhaufen mit Hunderttausenden von alten Sternen. Bei M39 handelt es sich dagegen um einen 1.000 Lichtjahre entfernten, sternarmen offenen Sternhaufen aus gemeinsam entstandenen recht jungen Sternen. Bei dem „Stern“ epsilon in der Leier handelt es sich tatsächlich um ein Vierfach-Sternsystem mit beinahe gleichhellen Komponenten. Der Kopfstern Albireo im Schwan ist dagegen ein Doppelstern mit einer blauen und einer orangefarbenen Komponente. Der sonnennahe Doppelstern 61 Cygni war 1838 der erste Stern, dessen Entfernung erstmals sicher bestimmt werden konnte. Bei dem Stern beta in der Leier handelt es sich um ein Doppelsternsystem, in dem sich beide Komponenten regelmäßig bedecken und damit die Gesamthelligkeit des Systems variiert. Die Helligkeit des Einzelsterns eta im Adler verändert sich dagegen durch Vorgänge im seinem Inneren, die zu einer regelmäßigen Pulsation führen. Diese Vielzahl und Vielfalt an besonderen Objekten überrascht nicht, wenn man sich klarmacht, dass sie im sternreichen Band der Milchstraße liegen. und außerdem in Richtung des Sternbildes Schütze auch das Zentrum unserer Milchstraße zu finden ist, allerdings unsichtbar hinter dichten Nebelwolken in etwa 27.000 Lichtjahren Entfernung. Zudem findet man in diesem Sternbild den Punkt, an dem die Sonne zur Wintersonnenwende stehen wird. Aufgrund der Kreiselbewegung der Erde wird dieser Punkt etwa im Jahr 2260 in das Sternbild Schlangenträger verschoben werden.