Die Sonne wandert am 14. Mai aus dem Tierkreissternbild Widder ins Tierkreissternbild Stier und zieht ab dem 20. Mai durch das naturgemäß überstrahlte „Goldene Tor der Ekliptik“. Sie erreicht dabei im Wonnemonat Mai immer nördlichere Positionen und steht schließlich am Monatsende bei uns mehr als 16 Stunden über dem Horizont. Damit beginnt in unseren Breiten wieder die Zeit der „Weißen Nächte“, in denen es auch um Mitternacht in Richtung Norden nicht mehr absolut dunkel wird. Daher bietet die Sternwarte im Juni und Juli keine öffentlichen Beobachtungsabende am Freitagabend an. Dagegen lohnt sich weiterhin die Beobachtung der sehr aktiven Sonnenoberfläche mit vielen Sonnenflecken, Filamenten und Protuberanzen. Vielleich können wie im Mai letzten Jahres wieder einmal Polarlichter sogar bei uns beobachtet werden.
Findet man zu Monatsanfang den zunehmenden Mond am Abendhimmel noch weit nordöstlich vom auffälligen Riesenplaneten Jupiter, so steht er am 3. Mai dann nördlich vom roten Planeten Mars vor dem offenen Sternhaufen Praesepe=“Krippe“ im unauffälligen Tierkreissternbild Krebs. Der recht groß erscheinende Maivollmond wandert in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai flach über den Südhorizont und erreicht dann am nächsten Morgen den auffälligen roten Überriesenstern Antares im Sternbild Skorpion. Schließlich ist die jetzt wieder abnehmende Mondsichel am 24. Mai nahe bei Venus und Saturn zu finden und ist am 25. Mai dann letztmals als extrem schmale Sichel am Morgenhimmel sichtbar. Am Abend des 28. Mai taucht die schmale, jetzt zunehmende Mondsichel erstmals wieder in der Abenddämmerung über dem Westhorizont auf. Vielleicht lässt sich horizontnäher noch Jupiter erspähen.
Während der sonnennahe Planet Merkur in diesem Monat von der Sonne überstrahlt wird, kann die strahlende Venus praktisch im maximalen Glanz am Morgenhimmel bestaunt werden und vergrößert ihren Abstand von der Sonne auf den maximalen Wert von 46°. Unser innerer Nachbarplanet baut dadurch ihre Sichtbarkeit im Monatsverlauf allmählich auf mehr als 2,5 Stunden vor Sonnenaufgang aus. Sie kann allerdings bei klarem Himmel auch tagsüber mit bloßem Auge im Tierkreissternbild Fische als heller Punkt wahrgenommen werden und ist auch schon im Fernglas als Sichel erkennbar. Der rote Planet Mars zieht um den 5. Mai durch den nördlichen Teil des ausgedehnten offenen Sternhaufen Praesepe=“Krippe“ vorbei und bewegt sich danach in Richtung Regulus, den Hauptstern im Tierkreissternbild Löwe. Aufgrund der recht großen Entfernung zur Erde ist er leider kein interessantes teleskopisches Beobachtungsobjekt mehr. Die Beobachtungsperiode von Jupiter am Abendhimmel endet am Monatsende, wenn der Riesenplanet in der hellen Abenddämmerung nicht mehr wahrnehmbar ist. Dagegen verbessern sich im Monatsverlauf die Sichtbarkeitsbedingungen für den gerade wieder sichtbaren Ringplaneten Saturn ganz allmählich. Entsprechend kann er als noch wenig auffälliges Beobachtungsobjekt über dem südöstlichen Horizont in der Morgendämmerung beobachtet werden und zeigt sich dann in Teleskopen (fast) ohne das wunderbare, weil sehr eng erscheinendes Ringsystem. In der ersten Monatshälfte hat man die beste Gelegenheit, den hellsten der Kleinplaneten, nämlich (4) Vesta, während der Oppositionsperiode aufzufinden. Denn Vesta, die auch als ein Protoplanet gilt, ist in diesem Zeitraum theoretisch sogar mit bloßem Auge, ganz sicher allerdings im Fernglas, im Grenzgebiet der beiden Tierkreissternbilder Waage und Jungfrau zu verfolgen.
Der Fixsternhimmel hat seinen Charakter nach dem Ende der Abenddämmerung dramatisch verändert. Denn die seit Monaten dominanten Wintersternbilder sind nun bis auf die jetzt horizontnah stehenden Sternbilder Kleiner Hund mit dem hellen Stern Procyon, Zwillinge mit Castor und Pollux sowie Fuhrmann mit der hellen Capella verschwunden. Dafür dominieren in bester Beobachtungsposition in Richtung Süden und Südwesten die Frühlingssternbilder mit dem prominenten “Frühlingsdreieck“ aus dem hellen Stern Regulus im Tierkreissternbild Löwe, ein erst 50 Millionen Jahre alter, heißer blauer Stern in 79 Lichtjahren Entfernung, dem roten Riesenstern Arktur im Sternbild Bootes und der heiße Spica im Tierkreissternbild Jungfrau. Darunter erkennt man das auffällige Viereck des Sternbilds Rabe. Während der Große Wagen praktisch im Zenit steht, findet man das „Himmels-W“ dicht über dem Nordhorizont, wie man an der sogenannten Sternenuhr im Inset der Sternkarte erkennen kann. Am Osthimmel sind zusätzlich schon die ersten der Sommersternbilder aufgegangen. Dazu zählen die ausgedehnten Sternbilder der Schlange und des Schlangenträger sowie die Leier mit dem hellen blauen Stern Wega und horizontnah dem Tierkreissternbild Skorpion mit dem roten Überriesenstern Antares. Im Herkules findet man den lichtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, den man unter günstigen Sichtbarkeitsbedingungen auch schon mit bloßem Auge als Nebelfleckchen erspähen kann. Viele der etwa 150 in unserer Milchstraße bekannten attraktiven Himmelsobjekte, die in großen Teleskopen auch um andere Galaxien beobachtet werden können, zählen zu einfach aufzufindenden Fernglasobjekten. Die Kugelsternhaufen umgeben die Scheibe unserer Milchstraße in einem kugelförmigen Halo mit einem Durchmesser von 150.000 Lichtjahren. Weitere prominente Objekte sind außerdem Galaxien, die zum massereichen Galaxienhaufen im Sternbild Jungfrau mit dem Zentrum in etwa 60 Millionen Lichtjahren Entfernung gehören, wo mehrere große Galaxien schon in Ferngläsern erspäht werden können. Teleskope zeigen dann allerdings auch Strukturen, die elliptisch oder spiralig sein können. Sie konzentrieren sich in der Himmelsregion zwischen dem Schwanzstern Denebola im Löwen und dem nördlichen Stern Vindemiatrix in der Jungfrau.
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