Viele Meteore am Nachthimmel
Mit dem letzten Monat des Jahres beginnt meteorologisch das Winterquartal. Wenn die Sonne dann am 22. Dezember um 5:48 Uhr im Sternbild Schütze den südlichsten Punkt ihrer Bahn und damit die Wintersonnenwende erreicht hat, hat auch astronomisch der Winter mit dem kürzesten lichten Tag begonnen. Im Monatsverlauf verändert sich die Tageslänge kaum, allerdings ist noch eine deutliche Verspätung des Sonnenaufgangs feststellbar. Die tief stehende Sonne macht ihre Beobachtung unattraktiv.
Der schon abnehmende Mond steht am Monatsanfang im Sternbild Krebs und erreicht am 3. Dezember sein letztes Viertel im Löwen nahe dem hellen Stern Regulus. Der Erdtrabant läuft danach als schmaler werdende Sichel am Morgen des 4. Dezember an Jupiter, zwei Tage später an Mars und am nächsten Morgen an Venus und Spika, dem Hauptstern im Sternbild Jungfrau, vorbei. Am 9. Dezember ist die extrem schmale abnehmende Mondsichel mit auffälligem Erdlicht letztmals in diesem Jahr im Südosten mit dem bloßen Auge zu sehen. Am nächsten Morgen kann man versuchen, die jetzt hauchdünne Sichel in der Morgendämmerung mit einem Fernglas zu erspähen. Dies ist eine Herausforderung, die nur bei absolut klarer Horizontsicht erfolgreich sein kann. Zwei Tage nach Neumond kann am Abend des 13. Dezember die jetzt zunehmende schmale Mondsichel dicht über dem Südwesthorizont aufgefunden werden. Am 23. Dezember ist kurz nach 19 Uhr der Beginn einer Bedeckung des hellen Sterns Aldebaran an der noch nicht beleuchteten Seite der Mondoberfläche zu sehen. Da diese Bedeckung durch die Mondscheibe beinahe zentral erfolgt, ist die Dauer dieses Vorgangs länger als eine Stunde. Übrigens werden in diesem Monat auch die drei Planeten Venus, Mars und Uranus vom Mond bedeckt, leider von Europa nicht sichtbar. Am 25. Dezember beginnt dann die längste Vollmondnacht des Jahres mit über 16 Stunden Dauer. In der Silvesternacht ist der nun wieder abnehmende Mond ein weiteres Mal in der Nähe des Riesenplaneten Jupiter zu finden.
Ende Dezember sind wieder einmal alle fünf hellen Planeten für das bloße Auge sichtbar. Denn in dem letzten Monatsdrittel beginnt eine Periode der Abendsichtbarkeit des Planeten Merkur tief über dem Südwest-Horizont. Dabei kann der flinke sonnennächste Planet ab den Weihnachtstagen länger als eine halbe Stunde in der Abenddämmerung bei guter Horizontsicht erblickt werden. Venus ist am Morgenhimmel weiterhin auffällig, ihre Sichtbarkeitsdauer nimmt allerdings stetig ab. Sie entfernt sich im Monatsverlauf vom hellen Stern Spica. Der noch lichtschwache Mars macht sich weiterhin vor 3 Uhr über dem Osthorizont bemerkbar, bleibt aber aufgrund seines noch großen Abstands von der Erde für den Fernrohrbeobachter wenig attraktiv. Der rötliche Planet geht am 21. Dezember nördlich in größerem Abstand an der blauen Spica vorbei.
Jupiter befindet sich in diesem Monat am östlichen Ende des Sternbilds Löwe und ergänzt die Reihe der hellen Planeten am Morgenhimmel. Ab Mitte Dezember geht er schon vor Mitternacht am Osthorizont auf und erreicht vor der Morgendämmerung seine Höchststellung im Süden und kann dann hervorragend beobachtet werden. Jedes Fernglas oder Teleskop bietet reizvolle Anblicke der Mondstellungen und Oberflächenmerkmale wie helle Zonen und dunkle Bänder parallel zum Jupiteräquator.
Saturn kann nach seiner Konjunktion am letzten Novembertag ebenfalls Ende des Jahres wieder in der Morgendämmerung in Richtung Südosten erspäht werden. Das beeindruckende, weit geöffnet erscheinende Ringsystem wird allerdings erst in den nächsten Monaten zu bewundern sein.
Ein beeindruckendes Schauspiel bei entsprechend günstigen Beobachtungsbedingungen ist in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember zu bestaunen, denn es sind besonders viele Sternschnuppen zu sehen. Sie scheinen alle aus dem Sternbild Zwillinge zu kommen und werden deswegen als Geminiden-Meteore bezeichnet. Sie ziehen relativ langsam über den Himmel, da sie „nur“ mit 35 km/s in die Erdatmosphäre eindringen. Sie zeigen ihre hellen Spuren in der Nähe des Sternbilds Zwillinge, das schon am Abendhimmel in Richtung Nordosten aufgeht und danach die lange Dezembernacht hoch am Himmel steht. Die verursachenden Staubteilchen sollen durch die Kollision zweier Kleinplaneten entstanden sein oder von einem ausgegasten Kometen als Zerfallsprodukte ausgehen. Um Mitternacht kann mit einer Sternschnuppe pro Minute gerechnet werden. Da in diesem Jahr kein störendes Mondlicht zu erwarten ist, kann bei klarem Himmel mit zahlreichen, auch helleren Sternschnuppen gerechnet werden. In der Zusatzgrafik ist die stark elliptische Bahn des verursachenden Kleinplaneten Phaeton, die weit über die Umlaufbahn des Mars hinausreicht, dargestellt. Diese Bahnform spricht tatsächlich dafür, dass es sich bei dem Objekt um einen alten Kometen handelt. Die Erde nähert sich der Bahn jeweils um den 13. Dezember und taucht dann in den Strom der Zerfallsprodukte des 1983 entdeckten Kleinplaneten ein. Im Perihel, dem sonnennächsten Bahnpunkt, ist er sehr viel näher an der Sonne als Merkur, der innerste der Planeten. Er heizt sich dabei an seiner Oberfläche auf über 600 °C auf. Die Benennung dieses Objekts ist aus folgendem Tatbestand abgeleitet: da im griechischen Mythos Phaeton („der Leuchtende“) als ein Sohn des Sonnengottes Helios im Sonnenwagen die Kontrolle über diesen verliert und die Erde in Brand setzt, wird er von Zeus durch einen Blitzstrahl in den Fluss Eridanus geschleudert. Dieser ist auf der Sternkarte in Richtung Südosten teilweise als Sternbild zu erkennen. Dieses beginnt am rechten Fuß des Orion und schlängelt sich bis weit unter dem Horizont nach Süden.
Am Sternhimmel treten nun auffällige Veränderungen vom Dunkelwerden bis Mitternacht dadurch ein, dass die noch vorhandenen Reste der Sommersternbilder im Westen unter dem Horizont abtauchen, die Herbststernbilder deren Stellung im Westen ein nehmen und die Wintersternbilder den Ost- und Südhimmel dominieren. Am Morgenhimmel sind dann alle Frühlingssternbilder im Osten über dem Horizont zu sehen. Abends ist die Milchstraße vom Monatsanfang bis Mitte Dezember weiterhin gut sichtbar und zieht sich vom Sternbild Adler über dem Westhorizont zur Cassiopeia (dem Himmels-W oder je nach Blickrichtung auch –M) im Zenit bis zum Osthorizont im Fuhrmann und den Zwillingen.