Partielle Mondfinsternis am Morgenhimmel
Im Wonnemonat Mai überschreitet unsere Sonne am 14. Mai die Grenze zwischen den beiden Tierkreissternbildern Widder und Stier und erreicht dabei weiterhin nördlichere Positionen, wodurch sie schließlich am Monatsende 16 Stunden über dem Horizont steht. Damit beginnt in unseren Breiten wieder die Zeit der „Weißen Nächte“, in der es auch um Mitternacht in Richtung Norden nicht mehr absolut dunkel wird. Auf der aktiver werdenden Sonnenoberfläche zeigen sich wieder häufiger Sonnenflecken und Protuberanzen.
Schon am 2. Mai ist die schmale zunehmende Mondsichel südlich von Merkur in der hellen Abenddämmerung zu bewundern. Mit einem Fernglas kann man nahe dem Planeten, allerdings horizontnäher, zusätzlich den Sternhaufen der Plejaden erspähen. Am 6. Mai steht die Mondsichel dann südlich von Pollux und Kastor, den beiden Hauptsternen des Tierkreissternbilds Zwillinge. Zum Maivollmond am frühen Morgen des 16. Mai lässt sich die erste bei uns sichtbare Finsternis in diesem Jahr, nämlich eine partielle Mondfinsternis bestaunen; da der Mond leider schon um 5.30 Uhr unter dem Südwesthorizont verschwindet, entgeht uns die eigentlich stärker beeindruckende totale Phase, die allerdings in weiter westlich gelegenen Gebieten verfolgt werden kann. Die Zusatzgrafik zeigt die genaueren Bedingungen der Sichtbarkeit bei uns über einen Zeitraum einer Dreiviertelstunde. Da der Mond sich von West nach Ost bewegt, taucht er mit seiner vorangehenden linken Seite nach und nach in den größeren Erdschatten ein, wobei für die Mondoberfläche zunächst ein wachsender Anteil der Sonne hinter der abdeckenden Erde verschwindet. Diese Phase der Halbschattenverfinsterung kann mit bloßem Auge erst bei einem Grad von 80% Abdeckung als schwache Abschattung erfasst werden, bevor mit Beginn der partiellen Phase dann ein zunehmender Teil der Mondoberfläche nicht mehr vom Sonnenlicht erreicht wird. Wie weit diese partielle Verfinsterung in Horizontnähe und bei fortgeschrittener Morgendämmerung verfolgt werden kann, hängt naturgemäß stark von den hoffentlich guten Sichtbarkeitsbedingungen ab. In den Tagen vom 22. bis 27. Mai zieht am Morgenhimmel der abnehmende Mond südlich an der Planetenreihung dicht über dem Osthorizont vorbei: erst noch als Halbmond am Ringplaneten Saturn, zwei Tage später dann als schmaler werdende Sichel zunächst am roten Planeten Mars und danach am auffälligeren Riesenplaneten Jupiter. Schließlich findet man die jetzt extrem schmale abnehmende Mondsichel am 27. Mai bei Venus.
In diesem Monat sind alle fünf freisichtigen Planeten mit bloßem Auge sichtbar. So ist der sonnennahe, daher selten sichtbare Merkur während der ersten Maiwoche in der noch hellen Abenddämmerung über dem Nordwesthorizont zu erspähen. Dabei nimmt seine Helligkeit im gleichen Zeitraum merkbar ab und im Fernrohr zeigt er zunehmend Sichelgestalt. Die seit Mitte Januar anhaltende Sichtbarkeitsperiode unseres inneren Nachbarplaneten Venus als „Morgenstern“ setzt sich fort, wobei sich allerdings die Dauer ihrer Sichtbarkeit über dem Osthorizont verringert. Am Morgen des 1. Mai überholt sie den Riesenplaneten Jupiter in geringem Abstand, wobei die beiden lichtstarken Planeten ein attraktives Duo in der Morgendämmerung bilden. Mars bleibt den ganzen Monat über ein noch wenig auffälliges Beobachtungsobjekt in der Morgendämmerung, dessen Helligkeit jetzt mit der des Saturns vergleichbar ist. Er passiert den helleren Jupiter am 29. Mai im Abstand von einem Vollmonddurchmesser. Der Riesenplanet Jupiter erscheint stetig früher über dem Südosthorizont und steht vor der einsetzenden Morgendämmerung in der Nähe des Frühlingspunktes im Sternbild Fische. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn verbessern sich im Monatsverlauf und kann als ein prominentes Beobachtungsobjekt über dem südlichen Horizont vor der Morgendämmerung beobachtet werden. Er zeigt in Teleskopen sein wunderbares Ringsystem mit seiner auffälligen Teilung und einige seiner Monde.
Der Fixsternhimmel hat seinen Charakter verändert. Die Wintersternbilder sind nun bis auf die jetzt horizontnah stehenden Sternbilder Zwillinge, Fuhrmann und Kleiner Hund verschwunden. Dafür dominieren Frühlingssternbilder mit dem prominenten “Frühlingsdreieck“ aus den hellen Sternen Regulus, Arktur und Spica jetzt in bester Beobachtungsposition den Südhimmel. Auch der rote Überriesenstern Antares erscheint nun im Sternbild Skorpion über dem Südosthorizont. Am Osthimmel sind schon die Sommersternbilder aufgegangen. Die Sternenuhr zeigt die Deichselspitze in Zenitposition und das Himmels-W in seiner unteren Kulmination dicht über dem Nordhorizont.