Seltene Beobachtungsgelegenheit für alle optischen Geräte: gleichzeitige Marsopposition und -bedeckung durch den Vollmond
Meteorologisch beginnt das Winterquartal mit dem letzten Monat des Jahres. Die Sonne durchläuft am 21. Dezember um 22:48 Uhr den südlichsten Punkt ihrer Jahresbahn im Sternbild Schütze und erreicht dadurch die so genannte Wintersonnenwende. Mit der längsten Nacht hat dann auch astronomisch der Winter begonnen. Im Monatsverlauf ändert sich die Tageslänge kaum merkbar.
Am Abend des 1. Dezember steht der zunehmende Mond südlich vom Riesenplaneten Jupiter. Als Vollmond im Sternbild Stier erhellt unser Erdtrabant eine Woche später die lange Nacht vom 7. zum 8. Dezember mit fast 16 Stunden Dauer. Er nähert sich in dieser Zeit langsam dem roten Planeten Mars und steht um 5:08 Uhr in genauer Vollmondphase, also in exakter Oppositionsstellung zur Sonne, die auch Mars kurz darauf um 7 Uhr erreicht. Innerhalb dieses Zeitraums bedeckt ab etwa 6 Uhr der Mond das kleine Marsscheibchen für fast eine Stunde. Die Zusatzgrafik zeigt Bedingungen und genaue Zeiten. An diesem seltenen Zusammentreffen sind unterschiedliche Bewegungen von Erde, Mond und Mars und deren Widerspiegelungen beteiligt. Sie lassen die komplexen Ursachen von beobachtbaren Himmelserscheinungen für irdische Beobachter erkennen. Während der Bedeckung bewegt sich der Mond von West nach Ost etwa um einen Vollmonddurchmesser weiter auf seiner monatlichen Bahn um die Erde. Dagegen läuft Mars scheinbar von Ost nach West (rückläufig), allerdings so langsam, dass dies erst nach Tagen für das bloße Auge erkennbar ist. Obwohl er sich rechtläufig unverändert auf seiner Bahn um die Sonne bewegt, ist diese scheinbare Rückläufigkeit auf den Überholvorgang der schnelleren Erde zurückzuführen (wie bei Autos). Zusätzlich bewegen sich beide durch die Rotation der Erde von West nach Ost scheinbar in umgekehrter Richtung auf den Nordwesthorizont zu. Diese verwickelten Zusammenhänge sind spätestens durch Keplers hervorragende Rechenarbeit aus Beobachtungen der Marspositionen vor 400 Jahren erklärt, im gefährlichen Widerspruch zum übermächtigen gesellschaftlichen Mainstream. In der Abenddämmerung des Heiligabends ist die nun wieder zunehmende Sichel zusammen mit der auffälligen Venus über dem Südwesthorizont zu beobachten, der nahestehende Merkur ist wohl nur mit Fernglas zu erfassen. Zwei Tage später steht der Mond südlich von Saturn, am 29. Dezember bei Jupiter.
Der selten sichtbare sonnennahe Planet Merkur ist ab dem 20. Dezember eine Woche in der Abenddämmerung zu erspähen. Die auffälligere Venus taucht nach der Dezembermitte als Abendstern ebenfalls in der Dämmerung dicht über dem Südwesthorizont auf. Am 29. Dezember begegnen sich beide Planeten, was nur mit Fernglas bei guter Horizontsicht bald nach Sonnenuntergang zu beobachten ist. Unser äußerer Nachbarplanet steht in diesem Monat nach über zwei Jahren wieder in Opposition zur Sonne. Auch wegen seiner Erdnähe (81,5 Mio. km) strahlt der rötliche Mars die langen Nächte als ein Blickfang und bleibt für den Fernrohrbeobachter aufgrund seines großen Planetenscheibchens und Zenit naher Position um Mitternacht attraktiv mit einer großen Detailfülle wie Polkappen und verschiedene Tönungen. Beobachtungen der Riesenplaneten Jupiter und Saturn sollten gleich nach dem Dunkelwerden beginnen.
In der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember können bei klarem Himmel Sternschnuppen des stärksten Meteorstroms im Jahr beobachtet werden. Die Geminiden-Meteore scheinen aus dem Sternbild Zwillinge zu kommen, dringen mit 35 km/s in die Erdatmosphäre und enden mit beeindruckenden Leuchterscheinungen. Am Sternhimmel tauchen vom Dunkelwerden bis Mitternacht die Sommersternbilder im Westen unter dem Horizont ab, die Herbststernbilder nehmen deren Stellung und die Wintersternbilder dominieren den Ost- und Südhimmel. Am Morgenhimmel sind dann schon alle Frühlingssternbilder im Osten über dem Horizont zu sehen. Im Verlauf der langen Nächte ist die starke Veränderung der Lage des Großen Wagens gut zu verfolgen. Abends ist die Milchstraße ohne störendes Mondlicht gut sichtbar. Sie erstreckt sich vom Sternbild Adler über dem Westhorizont zur Kassiopeia im Zenit bis zum Osthorizont in den Zwillingen. Die Nachbargalaxie unserer Milchstraße, der Andromedanebel, ist bei klarem Himmel ohne Lichtverschmutzung schon mit bloßem Auge als verschwommener Lichtfleck zu sehen.