Sonnennahe Planeten Merkur und Venus am Morgenhimmel
Im Spätherbstmonat November startet endgültig die Zeit der langen Beobachtungsnächte, wenn nicht Wolken oder Nebel die Sicht auf das Firmament unmöglich machen. Denn nachdem Ende Oktober unsere Uhren um eine Stunde zurückgestellt wurden, kann man nun mit der Beobachtung des Sternhimmels in der Abenddämmerung schon vor 18 Uhr beginnen. Da die Sonne die südlichsten Bereiche ihrer Jahresbahn durchläuft, verkürzt sich im Monatsverlauf die Tageslänge auf achteinhalb Stunden. Sie befindet sich dabei bis zum 23. November im Tierkreissternbild Waage, danach durchläuft sie eine Woche den Skorpion und wechselt schließlich am letzten Tag des Monats in den nicht zu den klassischen Tierkreissternbildern gezählten Schlangenträger.
In diesem Monat durchläuft der Mond alle Phasen von der Vollmondnacht zu Monatsbeginn über Neumond zur Monatsmitte bis hin zum exakten Vollmondtermin am letzten Novembertag. An diesem Tag streift der Erdtrabant übrigens den Halbschatten der Erde. Da dies während des Tages geschieht, ist die geringe Abschattung der Mondoberfläche für uns leider nicht beobachtbar. Die schmale abnehmende Mondsichel findet man in der Morgendämmerung des 12. November nahe der über dem Südosthorizont stehenden Venus. Am folgenden Morgen findet man den Mond zwischen Venus und dem dicht über dem Horizont stehenden Merkur. Nur bei sehr klarer Sicht ist dann am 14. November um etwa 7 Uhr die extrem schmale Mondsichel noch östlich von Merkur aufzufinden, wozu der Einsatz eines Fernglases helfen kann. Am 19. November passiert die jetzt allerdings zunehmende Mondsichel ab der Abenddämmerung die tief am Südwesthimmel sichtbaren auffälligen Riesenplaneten Jupiter und Saturn und bildet mit diesen ein beeindruckendes Trio auffälliger Himmelsobjekte. In der Nacht vom 25. zum 26. November zieht der zunehmende Mond dann südlich am rötlichen Mars vorbei.
Im Monatsverlauf sind wieder einmal alle fünf hellen Planeten für das bloße Auge sichtbar. Merkur taucht ab der ersten Woche des Monats am Morgenhimmel auf und kann dann mehr als drei Wochen in der Morgendämmerung beobachtet werden. Dagegen ist Venus immer noch sehr auffällig in ihrer Rolle als „Morgenstern“, die bis in den Monat Januar des nächsten Jahres andauern wird. Die Bedingungen zur Beobachtung beider Planeten zeigt die Zusatzgrafik. Ihr kann man entnehmen, dass beide Himmelskörper unterschiedliche Helligkeiten (im Mittel ist Venus um das Zwanzigfache heller) erreichen. Das liegt an den unterschiedlichen Planetengrößen, den Rückstrahleigenschaften einerseits der oberen Wolkenschichten bei Venus und andererseits der erheblich dunkleren festen Merkuroberfläche, den wechselnden Entfernungen beider von Sonne und Erde sowie den sich ändernden Anteilen der uns zugewandten, von der Sonne beleuchteten Planetenscheiben, was allerdings nur in Teleskopen beobachtet werden kann. Dieser letzte Faktor ist für die Zunahme der Helligkeit Merkurs ausschlaggebend. Dass beide Planeten die Sonne innerhalb der Erdbahn umlaufen, lässt sich gut an den Positionsveränderungen innerhalb dieses Monats erkennen. Bei Merkur umfasst der betrachtete Zeitraum tatsächlich mehr als ein Viertel seiner Umlaufszeit (88 Tage) um die Sonne, deren Position unterhalb des Horizonts durch die Aufhellung ableitbar ist. Seine Bahn ist stark elliptisch, wodurch seine wahre Bewegung auffällig unterschiedlich ist: sehr viel rascher am Monatsanfang, wenn er der Sonne sehr viel näher steht. Da er zudem zu diesem Zeitpunkt auch der Erde am nächsten steht, sind die Positionsänderungen zunächst am größten. Gegen Ende der Beobachtungsperiode verschwindet der lichtstärkere Merkur aufgrund seiner Annäherung an die überstrahlende Sonne in der aufgehellten Morgendämmerung. Für die hellere Venus ist aufgrund ihrer größeren Umlaufbahn eine größere Auslenkung möglich, sodass sie häufig am dunklen Himmel vor oder nach den Dämmerungen sichtbar ist. Allerdings zeigen ihre dargestellten Positionen, dass sie sich für uns irdische Beobachter ebenfalls langsam der Sonne nähert. Anfang des nächsten Jahres wird auch sie in der Morgendämmerung überstrahlt werden. Der noch sehr auffällige Mars ist am Nachthimmel in kleinen Teleskopen ein attraktives Beobachtungsobjekt. Da die schneller um die Sonne laufende Erde sich rasch von unserem rötlichen äußeren Nachbarplaneten entfernt, verringern sich dessen Helligkeit sowie die Größe seiner Planetenscheibe. Dennoch sind jetzt noch viele Details auf seiner Oberfläche in Teleskopen zu erkennen. Dass sich Mars außerhalb der Erdbahn bewegt, ist daran zu erkennen, dass er praktisch die ganze Nacht beobachtet werden kann und nicht nur hahe der Dämmerungszeiten. Die beiden Riesenplaneten Jupiter und Saturn beenden allmählich ihre Beobachtungsperioden und sind in Teleskopen nach der Abenddämmerung kaum noch ansprechende Beobachtungsobjekte in Horizontnähe. Was aber nur alle zwanzig Jahre zu verfolgen ist, ist die rasche Annäherung von Jupiter, der ja der Sonne näher steht und sich daher schneller bewegt, an den Ringplaneten Saturn. Die sogenannte Große Konjunktion, der enge Überholvorgang, ist erst kurz vor Weihnachten in der hellen Abenddämmerung zu bestaunen.
Die Milchstraße ist ohne überstrahlendes Mondlicht gut sichtbar und zieht sich vom Sternbild Adler über dem Westhorizont zur Cassiopeia (dem Himmels-W oder, je nach Blickrichtung, auch –M) im Zenit bis zum Osthorizont im Sternbild Fuhrmann. Tief über dem Südhorizont ist der helle Hauptstern Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch zu erkennen. Zudem ist bis zum Jahresende der Andromedanebel M 31, die Schwestergalaxie unserer Milchstraße in mehr als 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung, optimal zu beobachten. Sie kann schon relativ leicht mit bloßem Auge als verschwommener Nebelfleck erkannt werden. Weitere attraktive Beobachtungsobjekte sind das bekannte „Siebengestirn“ = Plejaden sowie der Doppelsternhaufen h und chi im Band der Milchstraße, schon in kleinsten optischen Geräten.