Sternenhimmel Juli 2020

Riesenplaneten Jupiter und Saturn in guter Beobachtungsposition

Sternkarte für den Monat Juli 2020 Die Sonne befindet sich in diesem Sommermonat noch in den nördlichsten Bereichen ihrer Jahresbahn. Am 21. Juli wechselt sie aus dem Sternbild Zwillinge in das Sternbild Krebs. Danach wird es um Mitternacht in Richtung Norden für immer längere Zeiten auch wieder absolut dunkel werden, die Zeit der „Weißen Nächte“ ist bei uns vorbei. Zudem ist im Monatsverlauf eine Verkürzung der Tageslänge um eine Dreiviertelstunde festzustellen. Am Monatsanfang befindet sich die Erde auf ihrer  Jahresbahn im weitesten Abstand von der Sonne. Die beiden Körper trennen dann nämlich mehr als 152 Millionen km. Das sind fast 5 Mio. km mehr als Anfang Januar. Das Licht benötigt jetzt fast achteinhalb Minuten von der Sonnenoberfläche bis zur Erde. Eine Zunahme der Sonnenaktivität im beginnenden neuen Zyklus ist noch kaum bemerkbar.

Unser Erdtrabant bietet in der Nacht vom 4. zum 5. Juli eine ähnlich kurze Vollmondnacht mit einer diesmal bei uns nicht sichtbaren Halbschattenfinsternis wie einen Monat zuvor. In der folgenden Nacht  werden die beiden auffällig hellen Riesenplaneten Jupiter und Saturn südlich überholt, was bei guter Horizontsicht in niedriger Stellung über dem Südhorizont zu beobachten ist. Diese Konstellation im Bereich zwischen den Sternbildern Schütze und Steinbock ist in der Zusatzgrafik dargestellt. Am Morgen des 12. Juli findet man den abnehmenden Halbmond bei dem jetzt auffällig an Helligkeit gewinnenden roten Planeten Mars in Richtung Südost. Die schmale abnehmende Mondsichel bildet am Morgen des 17. Juli in Richtung Osten mit der strahlenden Venus und dem rötlichen Riesenstern Aldebaran im Sternbild Stier ein fast gleichseitiges Dreieck, was einen eindrucksvollen Anblick bietet. In der Morgendämmerung des 19. Juli ist bei guter Horizontsicht kurz vor 5 Uhr letztmals die extrem schmale abnehmende Mondsichel und mit einem Fernglas der südlicher stehende Planet Merkur zu erspähen. Am 22. Juli ist dann nach 22 Uhr erstmals die jetzt zunehmende Mondsichel in der Abenddämmerung sichtbar.

Jupiter und Saturn In diesem Monat sind alle freisichtigen Planeten am Morgenhimmel sichtbar. Der sonnennahe Merkur wird im letzten Monatsdrittel in der Morgendämmerung in Richtung ONO horizontnah sichtbar. Venus erreicht am Monatsende die hervorragende Sichtbarkeit als Morgenstern und nimmt dann die Rolle als strahlender Blickfang ein, die sie am Abendhimmel in der ersten Jahreshälfte spielte. Dabei leuchtet sie in der ersten Monatshälfte in ihrer maximalen Helligkeit, was zur Folge hat, dass sie auch nach Sonnenaufgang recht einfach mit dem bloßen Auge erspäht werden kann. Außerdem führt sie ihre Bahn durch den offenen Sternhaufen der Hyaden im Sternbild Stier knapp nördlich am rötlichen Aldebaran vorbei, den sie im April sehr viel nördlicher passierte, wobei sie den bekannteren anderen Sternhaufen im Stier, nämlich die Plejaden oder auch das „Siebengestirn“ durchlief. Mars ist als auffälliges rötliches Objekt  am Morgenhimmel zu beobachten. Seine steigende Helligkeit sowie die in größeren Teleskopen erkennbare Steigerung seiner Größe lassen darauf schließen, dass die schneller laufende Erde sich unserem äußeren Nachbarplaneten stetig annähert. In diesem Monat sollen die beiden Riesenplaneten Jupiter und Saturn gemeinsam angesprochen werden, denn wie die Zusatzgrafik zeigt, sind beide Planeten einander sehr nahe. So dicht werden sie in den nächsten 20 Jahren nicht mehr zum Zeitpunkt ihrer innerhalb einer Woche stattfindenden Oppositionsstellungen zur Sonne stehen wie in diesem Sommer. Oppositionsstellung bei Planeten bedeutet: Aufgang der Planeten bei Sonnenuntergang, günstigste Beobachtungsmöglichkeiten bei Höchststellung in Südrichtung und Planetenuntergang zum Sonnenaufgang. Bei Jupiter lassen sich dann seine obersten Atmosphärenschichten mit ihren oft Farben und Formen wechselnden Details in den dunklen Bändern und den hellen Zonen beobachten sowie die unterschiedlichen Konstellationen seiner vier hellen Monde in Teleskopen verfolgen. Zudem ist der Ringplanet in Oppositionsstellung zur Sonne und damit in Erdnähe ein wunderschönes Beobachtungsobjekt. Im Teleskop kann man bei guter Horizontsicht das eindrucksvolle, noch immer weit geöffnete Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung bewundern sowie den Umlauf der fünf helleren Saturnmonde verfolgen.

Während am Osthimmel die ersten Herbststernbilder aufziehen, steht das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Atair im Adler und Deneb im Schwan zentral in bester Beobachtungsposition in Richtung Süden. Während von diesen heißen, blau erscheinenden Sternen die beiden helleren, nämlich Atair nur knapp 17 und Wega 25 Lichtjahre von uns entfernt sind, ist der scheinbar lichtschwächste, nämlich Deneb, mit etwa 2.000 Lichtjahren Abstand tatsächlich rund 10.000fach heller. Die Sommermilchstraße zieht sich vom Zenit zum Südhorizont und ist erst nach Einbruch völliger Dunkelheit beeindruckend. Man schaut dann in den Sternbildern Schwan, Leier, Adler, Schütze und Skorpion in Richtung heller Stern- und dunkler Staub- und Molekülwolken. Dabei sind für die Beobachtung der vorhandenen Objekte die Stunden ohne störendes Mondlicht zur günstigsten Beobachtungszeit nach Mitternacht am besten geeignet. Außerdem ist in Richtung des Sternbildes Schütze auch das Zentrum unserer Milchstraße zu finden, für uns allerdings unsichtbar hinter dichten Nebelwolken in etwa 26.000 Lichtjahren Entfernung. Zudem findet man in diesem Sternbild den Punkt, an dem die Sonne zur Wintersonnenwende stehen wird. Aufgrund der Kreiselbewegung der Erde, der sogenannten Präzession, wird dieser Punkt etwa im Jahr 2260 in das Sternbild Schlangenträger verschoben werden.

 

Ein heller Komet ist am Abendhimmel horizontnah zu beobachten

Erstmals seit mehreren Jahren besteht die Möglichkeit, einen recht hellen Kometen mit einem Fernglas oder sogar mit bloßem Auge zu recht günstiger Zeit (ab 23 Uhr) am Abendhimmel zu beobachten.

Voraussetzung ist klare und natürlich auch freie Sicht ohne störende Lichtquellen in Richtung des nordwestlichen Horizonts, denn wie die von Winfried Kräling erstellte Grafik zeigt, verläuft die Bahn des Schweifsterns sehr horizontnah. Bewegt sich das erst Ende März entdeckte Überraschungsobjekt zunächst recht schnell, so sind die Veränderungen der Positionen von Abend zu Abend in den darauffolgenden Wochen zunehmend langsamer. Dabei steigt er langsam höher, aber sowohl Helligkeit als auch Schweiflänge nehmen ab.

Auch die Abnahme seiner Geschwindigkeit erklärt sich durch den zunehmenden Abstand von der Sonne, die er am 3.7. noch innerhalb der Bahn des sonnennächsten Planeten Merkur bei weniger als 30 Mio.km  passierte. Am 23.7. erreicht er dann die erdnächste Position mit 103 Mio.km Abstand,

stellt also keine Gefährdung für die Erde dar. Die extrem langgezogene elliptische Bahn führt den etwa 5 km Durchmesser aufweisenden Himmelskörper aus unterschiedlichen Gesteinen und Eisarten in die 600fache Entfernung des Abstands Erde- Sonne. Dazu  benötigt er mehr als 5000 Jahre, wobei er sich rückläufig, das heißt entgegengesetzt zur normalen Bewegungsrichtung, bewegt. Die Aufnahme des Kometen zeigt einen deutlichen Staubschweif, der von der Sonne weg weist und beim Sublimieren von Eis entsteht und in der Kometenbahn zurückbleibt. Zur Bezeichnung des Kometen:

C steht für alle langperiodischen Kometen mit Umlaufzeiten um die Sonne von mehr als 250 Jahren,

2020 Jahr der Entdeckung, F3 steht für die 3. Kometenentdeckung in der 2. Märzhälfte des Jahres,

NEOWISE steht für den Entdecker, das ist hier der reaktivierte Satellit WISE (daher die Vorsilbe NEO), der seit vielen Jahren z.B. nach erdnahen Himmelsobjekten sucht.

Neowise  Neowise Neowise   Neowise  Neowise