„Schwarzer Rußer“ verbreitet Kohlenstoff ins All
Die Sonne überschreitet am 14. Mai aus dem Tierkreissternbild Widder kommend die Grenze zum Sternbild Stier und erreicht im Wonnemonat Mai dabei immer nördlichere Positionen. Sie steht schließlich am Monatsende 16 Stunden über dem Horizont. Damit beginnt in unseren Breiten wieder die Zeit der „Weißen Nächte“, in der es auch um Mitternacht in Richtung Norden nicht mehr absolut dunkel wird.
Nach dem Maivollmond am 7. Mai findet man den abnehmenden Mond am 12. und 13. Mai südlich vom Riesenplaneten Jupiter und dem wenig östlicher stehenden Ringplaneten Saturn vor der Morgendämmerung über dem Südosthorizont. Am 15. Mai steht der abnehmende Halbmond dann südlich vom roten Planeten Mars. Schließlich zieht die jetzt wieder zunehmende Mondsichel am 24. Mai südlich von Venus und Merkur in der hellen Abenddämmerung vorbei.
In diesem Monat sind alle fünf freisichtigen Planeten mit bloßem Auge sichtbar. So taucht der sonnennahe, daher selten sichtbare Merkur ab Monatsmitte in der noch hellen Abenddämmerung über dem Nordwesthorizont auf. Bis zum Monatsende verlängert sich seine Abendsichtbarkeit, da seine Bewegung für uns Beobachter in Richtung Osten größer ist als die der Sonne und daher der Abstand zwischen beiden wächst. Dagegen nimmt seine Helligkeit im gleichen Zeitraum merkbar ab. Er bildet am 22. Mai ein wundervolles Duo mit der erheblich auffälligeren Venus. Die seit Oktober anhaltende Sichtbarkeitsperiode unseres inneren Nachbarplaneten Venus als „Abendstern“ endet dagegen noch vor dem Monatsende. Steht sie am Monatsanfang noch als strahlender Blickfang von Sonnenuntergang bis nach Mitternacht am Nordwesthimmel, so verkürzt sich die Sichtbarkeitsdauer besonders nach der Umkehr ihrer Bewegung am 13. Mai und sie dann auf die Sonne zuläuft. Damit beginnt ihre scheinbare Schleifenbewegung während der Zeit, in der sie die langsamer um die Sonne laufende Erde überholt. In den letzten Maitagen ist sie daher nicht mehr sichtbar. Mars bleibt den ganzen Monat über ein noch wenig auffälliges Beobachtungsobjekt in der Morgendämmerung. Der Riesenplanet Jupiter erscheint stetig früher über dem Südosthorizont und steht vor der einsetzenden Morgendämmerung im Sternbild Schlangenträger schon in guter Beobachtungsposition. Er bietet dann Möglichkeiten, Details in seiner rasch rotierenden Atmosphäre sowie die sehr verschiedenen Konstellationen seiner vier hellen Monde in Ferngläsern und Teleskopen zu verfolgen. Mitte des Monats hat sich der Abstand zwischen den beiden Riesenplaneten auf weniger als 10 Monddurchmesser verringert. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn verbessern sich im Monatsverlauf entsprechend. Auch er kann als prominentes Beobachtungsobjekt über dem südöstlichen Horizont vor der Morgendämmerung beobachtet werden und zeigt in Teleskopen das wunderbare Ringsystem mit seiner auffälligen Teilung und einige seiner Monde.
Der Fixsternhimmel hat seinen Charakter nach dem Ende der Dämmerung völlig verändert. Die Wintersternbilder sind nun bis auf die jetzt horizontnah stehenden Sternbilder Zwillinge, Fuhrmann und Kleiner Hund verschwunden. Dafür dominieren Frühlingssternbilder mit dem prominenten “Frühlingsdreieck“ aus den hellen Sternen Regulus, Arktur und Spica jetzt in bester Beobachtungsposition den Südhimmel. Am Osthimmel sind die Sommersternbilder aufgegangen.
In diesem Monat soll auf einen veränderlichen Stern in etwa 5000 Lichtjahren Entfernung von der Erde im leicht auffindbaren Sternbild Nördliche Krone eingegangen werden, der seine Umgebung in unregelmäßigen Zeitabständen mit riesigen Mengen an Kohlenstoff anreichert, gleichsam wie ein schwarzer Rußer. Aus diesem sich langsam im Raum verteilenden Material können zukünftig neue Sterne, eventuell mit Planetensystemen, entstehen. Wie die Zusatzgrafik erkennen lässt, ist der Stern mit der Bezeichnung R Coronae borealis innerhalb der auffälligen, halbkreisförmig angeordneten Sterne in seiner normalen Maximalhelligkeit recht einfach mit einem Fernglas, unter besten Sichtbarkeitsbedingungen sogar mit bloßem Auge, aufzufinden. In nicht voraussagbaren Abständen sinkt seine Helligkeit sehr schnell um einen Faktor bis zu 10000 ab, so dass er nur noch in größeren Teleskopen erfasst werden kann. Sein langsamer Helligkeitsanstieg, oft mit Unterbrechungen, führt zur normalen Helligkeit zurück. Man konnte nachweisen, dass dieser Stern überwiegend aus den Elementen Helium und zu 10% aus Kohlenstoff besteht. Dagegen lässt sich aber praktisch kein Wasserstoff, dem im All häufigsten Element, an der Oberfläche erfassen. Es sind nur wenige ähnliche Sterne bekannt, die als leuchtkräftige Körper ein solch chaotisches Verhalten aufweisen, das durch von dem Stern ausgestoßene „Rußwolken“, die sich unterschiedlich schnell in der Umgebung verteilen, erklärt werden kann.
Zufälligerweise ist unter dem Halbkreis der Krone ein weiterer veränderlicher Stern mit der Bezeichnung T Coronae borealis positioniert mit beinahe entgegengesetztem Verhalten. Dieser ist überwiegend nur in größeren Teleskopen sichtbar. Alle etwa 80 Jahre zeigt er einen Helligkeitsanstieg, so dass er mit bloßem Auge beobachtet werden kann. Solche Sterne werden als wiederkehrende Novae bezeichnet, denn ein Weißer Zwerg entzieht einem Begleitstern ständig Materie, die nach ausreichendem Ansammeln auf der Oberfläche Kernfusionen wie im Zentrum unserer Sonne ermöglicht und zu dem beobachtbaren Helligkeitsanstieg führt.
Da Berufsastronomen solche Sterne nicht ständig überwachen können, haben hierbei Amateurastronomen eine wichtige Rolle, über die ersten Phasen bei den Veränderungen zu informieren, da diese für Analysen sehr hohe Bedeutung haben.