Bedeutung der Herbst-Tagundnachtgleiche
Der Mittelpunkt unserer Sonne erreicht am 22. September um 15:31 Uhr den Herbstpunkt. Das bedeutet, unser Tagesgestirn überquert im Sternbild Jungfrau den Himmelsäquator von Norden nach Süden. Damit beginnt für die Nordhalbkugel der Erde astronomisch begründet das Herbstquartal. Für die Meteorologen gilt allerdings aus statistischen Gründen schon der Monatsanfang als Beginn der neuen Jahreszeit und nicht erst der Tag der Herbst-Tagundnachtgleiche. Die Zusatzgrafik zeigt die Entstehung der Jahreszeiten für die Erde: denn aufgrund der schräg auf der Erdumlaufbahnebene stehenden Erdachse wendet unser Heimatplanet der Sonne etwa ein halbes Jahr mehr die Nordhemisphäre (ab der Frühlings-Tagundnachtgleiche) zu, was für uns das Sommerhalbjahr bedeutet. Ab der Herbst-Tagundnachtgleiche gilt dies entsprechend für die Südhalbkugel. Da die Erde im Juli ihren größten Abstand von der Sonne erreicht, läuft sie in unserem Sommer etwas langsamer auf ihrer Umlaufbahn, wodurch unser Sommerhalbjahr etwa fünf Tage länger andauert als auf der Südhemisphäre. An den Tagundnachtgleichen sind Tag und Nacht tatsächlich wegen der Brechung des Sonnenlichts in der Erdatmosphäre nicht gleich lang, sondern dies ist erst am Equilux-Tag einige Tage später der Fall. Im September wie auch schon im März ist die Veränderung der Tageslänge am stärksten ausgeprägt, nämlich fast 4 Minuten pro Tag und damit etwa zwei Stunden im Monatsverlauf. Es beginnt nun für Hobbyastronomen eine günstiger als längere Zeit zum Beobachten der Himmelsobjekte, da sich der Zeitraum mit absoluter Dunkelheit erheblich verlängert. Die geringeren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht bedingen weniger häufig Luftturbulenzen, und die beobachteten Himmelsobjekte weisen deshalb ruhigere Bilder und damit mehr Details auf. Dies verbessert natürlich auch für Astrofotografen die Bedingungen für fantastische Aufnahmen unterschiedlicher Himmelsobjekte.
Unser Erdtrabant erhellt zu Monatsbeginn als Vollmond den Nachthimmel. Er wird dann am 6. September vor der Morgendämmerung südlich am sehr auffälligen roten Planeten Mars stehen. Mit einem lichtstarken Fernglas lassen sich die beiden Objekte auch noch nach Sonnenaufgang am Tageshimmel erspähen. Am 14. September wird die schmale abnehmende Mondsichel mit dem auffälligen aschfarbenen Mondlicht nördlich an der strahlenden Venus vorbeiziehen. Zwischen den beiden Objekten lässt sich im Fernglas sicher der offene Sternhaufen der „Krippe“ im Sternbild Krebs erkennen. Am Abend des 24. September ist der Halbmond vor Mitternacht flach über dem Südwesthorizont bei Jupiter zu sehen, am folgenden Abend steht der Mond dann nahe dem Ringplaneten Saturn.
Von den hellen Planeten steht Merkur in der Nähe der Sonne und wird daher von dieser überstrahlt. Venus bleibt dagegen weiterhin strahlender Blickfang für mehr als drei Stunden vor Sonnenaufgang. Zur Monatsmitte zieht unser innerer Nachbarplanet südlich am offenen Sternhaufen M44, auch als „Krippe“ bekannt, vorbei. Unser äußerer Nachbarplanet Mars läuft in diesem Monat kurz vor seiner Erdnähe zu großer Form auf. Dies ist einmal an seiner steigenden Helligkeit zu erkennen, was den roten Planeten zum sehr auffälligen Blickfang vor Mitternacht werden lässt, der Ende des Monats sogar den im Südwesten stehenden Riesenplaneten Jupiter aussticht. Zum anderen ist wegen der Nähe zur Erde die Planetenscheibe so groß, dass in Teleskopen die in der Grafik des Sternhimmels dargestellten verschieden gefärbten Oberflächendetails der Marsoberfläche mit der Polkappe beobachtet werden können. Da die Rotationsachse des Mars ähnlich wie die Erdachse geneigt ist, treten auf dem Mars ebenfalls Jahreszeiten auf. Der Riesenplanet Jupiter wird in der noch aufgehellten Abenddämmerung im Sternbild Schütze sichtbar, er verschwindet im September allerdings schon vor Mitternacht unter dem Südwesthorizont. Er ist ein Paradeobjekt unter den Planeten, denn die Bewegungen seiner vier hellen, schon in einem Fernglas sichtbaren Monde bieten immer wieder wechselnde Ansichten. Dabei kommt es regelmäßig zu Verfinsterungen auf der Jupiterscheibe und zum Verschwinden hinter dem Riesenplaneten. Dazu lassen sich in seiner Atmosphäre helle Zonen und dunkle Bänder parallel zum Äquator auch schon in kleinen Beobachtungsgeräten erkennen. Der ihm dicht folgende wunderbare Ringplanet Saturn ist noch bis nach Mitternacht mit seinem weit geöffneten Ringsystem und einigen seiner Monde im Teleskop zu bestaunen.
Obwohl mit dem Sternbild Pegasus schon in Richtung Südosten ein bekanntes Herbststernbild in den Blick gerät, zeigt die Sternkarte doch noch die typischen Sommersternbilder mit dem auffälligen Sommerdreieck im oder nahe dem strukturierten Band der Milchstraße. Sollte es ohne störende Himmelsaufhellungen durch Lichtverschmutzung oder auch Mondlicht bis zum Horizont klar sein, schaut man in Richtung des Sternbildes Schütze zu deren Zentrum. Dicht über dem Südosthorizont lässt sich dann auch Fomalhaut, „das Maul des Wals“ im Sternbild Südlicher Fisch als ein in unseren Breiten seltener sichtbarer Stern erblicken.