Uralte Kugelsternhaufen als faszinierende Himmelsobjekte
Mit dem Monat Juni beginnt das meteorologische Sommerquartal. Astronomisch startet der Sommer erst am 20. Juni um 23.44 Uhr MESZ, wenn die Sonne ihre Höchststellung nördlich des Äquators und damit die Sommersonnenwende im Sternbild Stier erreicht hat. Einen Tag später findet eine ringförmige Sonnenfinsternis statt, wobei die etwas kleinere unbeleuchtete Neumondscheibe unser Tagesgestirn bis auf einen schmalen, jedoch gleißend hellen Ring abdeckt. Das Himmelsspektakel ist leider nur in Asien sichtbar. Während des ganzen Monats können wir die Zeit der „Weißen Nächte“ genießen. Über dem noch schwach aufgehellten nördlichen Horizont lassen sich hin und wieder auffällig golden bis blauweißstrahlende, sehr dünne Wolkenschleier beobachten, die so genannten „Leuchtenden Nachtwolken“. Diese entstehen durch die Reflexion von Sonnenlicht an Eiskristallen in der Stratosphäre in ca. 80 km Höhe.
Am Abend des 5. Juni taucht der südliche Teil des Vollmonds zu etwa 60% in den Halbschatten der Erde ein, was allerdings für das bloße Auge nicht wahrnehmbar ist. Nach der anschließenden kurzen Vollmondnacht auf den 6. Juni findet man den nun abnehmenden Mond am Morgenhimmel des 9. Juni südlich der beiden Riesenplaneten Jupiter und Saturn, am 13. Juni dann ebenfalls südlich des rötlichen Mars. Am 19. Juni steht die sehr schmale abnehmende Mondsichel nahe dem noch wenig auffälligen Morgenstern Venus, der nach drei Wochen, während er in Sonnennähe von dieser überstrahlt wurde, wieder sichtbar ist. Gegen 10 Uhr hat sich die Mondsichel der im Fernglas erkennbaren Venussichel genähert, so dass es zu einer etwa einstündigen Bedeckung kommt.
In diesem Monat sind wieder alle hellen Planeten zu beobachten, wobei sich allerdings der Schwerpunkt ihrer Sichtbarkeit eindeutig auf die zweite Nachthälfte verschiebt.
Merkur ist nur noch in der ersten Monatsdekade in der aufgehellten Abenddämmerung horizontnah in Richtung Nordnordwesten sichtbar. Der Planet Venus beginnt dagegen ab der Monatsmitte bis zum Jahresende ihre Starrolle als Morgenstern, hoffentlich ähnlich vom Wetter begünstigt wie während ihrer Abendsichtbarkeitsperiode. Danach hat sie am 3.Juni, natürlich wegen der Überstrahlung unsichtbar, die Sonne knapp nördlich passiert, was als untere Konjunktion des Planeten bezeichnet wird, und wobei sie mit 43 Millionen km Abstand ihre erdnächste Position erreicht. Zum Monatsende erscheint sie schon fast zwei Stunden vor Sonnenaufgang über dem Nordosthorizont und ist wegen ihrer schon wieder großen Helligkeit auch noch am Taghimmel sichtbar. Unser äußerer Nachbarplanet Mars ist ab jetzt der dritthellste der Planeten am Morgenhimmel und zeigt zunehmend seine rötliche Färbung, die ihn eindeutig von den anderen unterscheidet. Ende des Monats steht er in der Nähe des Frühlingspunktes im Sternbild der Fische. Er erscheint dann schon kurz nach ein Uhr über dem Osthorizont und wird zunehmend attraktiver für Fernrohrbeobachtungen. Dagegen steht der Riesenplanet Jupiter mit seinen vier hellen Monden und den dunklen Bändern und hellen Zonen in der schnell rotierenden Atmosphäre schon vor der Morgendämmerung in seiner Höchststellung über dem Südhorizont und bietet daher, trotz seiner horizontnahen Position, gute Beobachtungsmöglichkeiten. In diesem Monat ist auch der nahestehende Ringplanet Saturn ein wunderschönes Beobachtungsobjekt, das im nächsten Monat wie auch Jupiter in Erdnähe gelangt. Deshalb kann man in Teleskopen jetzt vor der Morgendämmerung trotz der horizontnahen Position das eindrucksvolle Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung bestaunen sowie den Umlauf von fünf helleren Saturnmonden verfolgen.
Die Frühlingssternbilder Bootes mit dem orangefarbenen Arktur und Jungfrau mit der blauweißen Spika sind nun deutlich nach Westen gerückt, während am Osthimmel das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler aufzieht. Tief im Süden macht sich das Sternbild Skorpion mit dem rötlichen Antares bemerkbar. Die Milchstraße ist erst nach Mitternacht im Südosten beeindruckend, denn man schaut dann in den Sternbildern Adler, Schütze und Skorpion in die Regionen mit den dichtesten hellen Sternwolken und den durch lichtabsorbierenden Staub gekennzeichneten Dunkelnebeln unserer Heimatgalaxie. Es lohnt, mit einem Fernglas oder kleinem Fernrohr diese Bereiche in Ruhe zu bestaunen. Dabei sind für deren Beobachtung die Nachtstunden ohne störendes Mondlicht zur günstigsten Beobachtungszeit am besten geeignet. Unser Milchstraßenzentrum im Sternbild Schütze wird von mehr als 200 sogenannten Kugelsternhaufen umrundet, die sich etwa gleichzeitig mit diesem vor etwa 12 Milliarden Jahren gebildet haben. Wie die Zusatzgrafik zeigt, sind sie in einem kugelförmigen Halo um unsere Heimatgalaxie verteilt, denn schon die kleine Auswahl zeigt ihre weiträumige Verteilung. So findet man M3 und auch M13 weit nördlich der Hauptebene der Milchstraße in der Nähe des sogenannten galaktischen Nordpols. Durch genaue Entfernungsbestimmungen zu diesen faszinierenden Himmelsobjekten gelang es einem Astronomenteam um Shapley vor 90 Jahren, die Position des Sonnensystems innerhalb unserer Heimatgalaxie und dessen Abstand von ca. 26.000 Lichtjahren zum zentralen Schwarzen Loch zu bestimmen. Der für uns hellste der Kugelsternhaufen, M13 im Sternbild Herkules, kann in klaren Nächten sogar mit dem bloßen Auge erspäht werden. Und das aus einem Abstand von etwa 22.000 Lichtjahren. Kugelsternhaufen enthalten typischerweise zwischen 100.000 und einer Million Sterne, die über lange Zeit durch die herrschende Anziehungskraft, denen nur einzelne Sterne entkommen können, zusammengehalten werden.