Riesen und Zwerge: wunderbare Vielfalt der Sterne
Für die Meteorologen beginnt aus statistischen Gründen am Monatsanfang für die Nordhalbkugel der Erde der Herbst. Wenn dann die Sonne am 22. September um 22:44 Uhr den Himmelsäquator von Norden nach Süden im Sternbild Jungfrau überquert, ist mit der Tagundnachtgleiche auch astronomisch der Herbstanfang erreicht. In diesem Monat ist wie auch schon im März die Veränderung der Tageslänge am stärksten ausgeprägt, nämlich 4 Minuten pro Tag. Damit steht die Sonne im Monatsverlauf zwei Stunden weniger über dem Horizont. Unser Tagesgestirn zeigt weiterhin eine mittelmäßige Aktivität mit Sonnenflecken und Protuberanzen. Es beginnt für Hobbyastronomen eine günstige Zeit zum Beobachten lichtschwacher Himmelsobjekte, da die Zeit absoluter Dunkelheit erheblich länger wird. Die geringeren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht bedingen weniger häufig Luftturbulenzen, und die beobachteten Himmelsobjekte weisen deshalb ruhigere Bilder mit mehr Details auf. Dies verbessert natürlich auch für Astrofotografen die Gelegenheiten für reizvolle Aufnahmen.
Unseren Erdbegleiter findet man zu Monatsbeginn ab 3 Uhr im Sternbild Zwillinge als abnehmende Sichel mit auffälligem Erdlicht unterhalb des strahlenden Planeten Jupiter. Bis zur Morgendämmerung sind in der Umgebung auch alle Wintersternbilder mit ihren vielen hellen Sternen wie dem in Horizontnähe flackernden Sirius und der rote Planet Mars zusätzlich sichtbar. Am nächsten Morgen ist der Mond dann unterhalb des schwächer leuchtenden Mars aufzufinden. Bei guter Horizontsicht ist die sehr schmale Mondsichel am 04. September um 6 Uhr zum letzten Mal in der Morgendämmerung dicht über dem Osthorizont zu erspähen, bevor der Erdtrabant am folgenden Tag seine Neumondphase erreicht. Erstmals taucht dann die nun zunehmende Sichel am 08. September in der hellen Abenddämmerung nahe des hell leuchtenden Planeten Venus und der kaum noch wahrzunehmenden Spica auf. Dieser Stern wird zwischen 16.10 Uhr und 17.20 Uhr, also am Taghimmel, vom Mond bedeckt, was mit Teleskopen verfolgt werden kann. Am nächsten Abend bieten dann Mond und Saturn einen reizvollen Anblick. Der Mond nimmt von Tag zu Tag zu, wobei er in seinem ersten Viertel die südlichste Position seiner Monatsbahn im Sternbild Schlangenträger erreicht. Der weiter zunehmende Mond erklimmt nun wieder nördlichere Bereiche seiner Bahn, bis er am 19. September im Sternbild Fische als großer Vollmond kurz nach Sonnenuntergang über dem Osthorizont bestaunt werden kann. Der abnehmende Mond zieht durch die Sternbilder Widder und Stier, erreicht am 27. September sein letztes Viertel und ist an den darauffolgenden Tagen wie zu Monatsbeginn wieder bei Jupiter in den Zwillingen zu finden.
Von den Planeten steht Merkur den ganzen Monat in Sonnennähe und wird daher überstrahlt. Venus bleibt weiterhin nur eine Stunde nach Sonnenuntergang in der hellen Abenddämmerung über dem Südwesthorizont sichtbar. Sie bewegt sich am 05. September am hellsten Stern der Jungfrau Spica nördlich vorbei und läuft danach auf Saturn zu, den sie am 20. September südlich passiert. In Teleskopen zeigt sich die Venus nur noch zu zwei Dritteln beleuchtet.
Der rötliche Mars geht nach 3 Uhr über dem Osthimmel auf und kann dann bis zur Morgendämmerung beobachtet werden. Dabei ist er aufgrund des noch sehr großen Abstands von der Erde als Beobachtungsobjekt nicht attraktiv. Dafür entschädigen die weiterhin eintreffenden beeindruckenden Bilder der Marssonde Curiosity im Marskrater Gale für fehlende eigene Beobachtungsmöglichkeiten. In den Tagen vom 08. bis zum 10. September bietet die Durchquerung des südlichen Bereichs vom offenen Sternhaufen Krippe = M 44 reizvolle Bilder. Im weiteren Monatsverlauf kann die Annäherung an den hellen Stern Regulus im Sternbild Löwe verfolgt werden.
Jupiter im Sternbild Zwillinge erscheint im September schon kurz nach Mitternacht über dem Nordosthorizont und steht in diesem Jahr in bester Beobachtungsposition. Er ist ein Paradeobjekt unter den Planeten, denn die Bewegungen seiner vier schon in einem Fernglas sichtbaren Monde bieten immer wieder wechselnde Ansichten. Dazu lassen sich in seiner Atmosphäre helle Zonen und dunkle Bänder parallel zum Äquator erkennen, auch schon in kleinen Beobachtungsgeräten. Saturn ist bestenfalls noch in der ersten Septemberhälfte dicht über dem Südwesthorizont zu erfassen und bis zum Auftauchen in der Morgendämmerung Ende November für das bloße Auge unsichtbar.
Die Sternkarte zeigt noch die typischen Sommersternbilder mit dem auffälligen Sommerdreieck im oder nahe dem strukturierten Band der Milchstraße. Bei den hellsten Sternen kann man schon mit bloßem Auge die Farben erkennen. Vor 100 Jahren gelang es mit einem Diagramm Ordnung in die Vielfalt der Sterntypen zu bringen. Trägt man nämlich die wahre Helligkeit bzw. Leuchtkraft (wofür genaue Entfernungen bekannt sein müssen) gegen die Farbe/Spektralklasse bzw. Oberflächentemperatur der Sterne auf, ergibt sich überraschend eine recht übersichtliche Anordnung der überwiegenden Zahl der einbezogenen Sterne. Wie die Zusatzgrafik zeigt, befinden sich 90% der Sterne auf der so genannten Hauptreihe von links oben (blau/heiß/leuchtmächtig/groß/kurzlebig) nach rechts unten (rot/kühl/leuchtschwach/klein/langlebig). Daneben existieren noch rote (Über-)Riesen und Weiße Zwerge als größere Gruppen. Diesem nach den wichtigsten beteiligten Wissenschaftlern benannte Hertzsprung-Russell-Diagramm können auch Entwicklungswege einzelner Sterntypen entnommen werden. Für das wunderschöne Doppelsternsystem Albireo lassen sich dem Diagramm etwa folgende Informationen entnehmen: da beide Sterne gleich entfernt sind, muss der eigentlich leuchtschwächere rote Partner erheblich größere Ausdehnung besitzen als der blaue Partner, da er uns heller erscheint.