Bühne frei für Saturn und ein seltenes Planetentreffen
Die Sonne gewinnt im Wonnemonat Mai immer nördlichere Positionen und überschreitet dabei am 14. Mai die Grenze zum Sternbild Stier, wobei nach dem 20. Mai das „Goldene Tor der Ekliptik“ durchlaufen wird. Sie steht dann am Monatsende fast 16 Stunden über dem Horizont, wodurch in unseren Breiten die Zeit der „Weißen Nächte, in der es auch nach Mitternacht in Richtung Norden nicht mehr völlig dunkel wird, beginnt. Leider entgeht uns in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai der astronomische Höhepunkt dieses Monats, nämlich eine ringförmige Sonnenfinsternis, die nur über Nordaustralien und dem Pazifischen Ozean beobachtet werden kann.
Den Mond findet man am Monatsanfang in seinem letzten Viertel im Sternbild Steinbock am Morgenhimmel. Danach erklimmt die abnehmende Mondsichel am Morgenhimmel stetig nördlichere Positionen, bis der Mond in der Nacht zum 10. Mai noch im Sternbild Widder seine Neumondstellung erreicht. Dabei verfinstert er die Sonne, wie oben beschrieben, bis auf einen schmalen Ring. Am 12. Mai geht die sehr schmale Sichel des jetzt zunehmenden Mondes mit ihrem beeindruckenden Erdlicht über dem Westhorizont südlich am Planeten Jupiter vorbei. Daneben kann die Venus kurz vor ihrem Verschwinden gerade noch in der hellen Abenddämmerung erspäht werden. Sein erstes Viertel erreicht unser Erdbegleiter südlich von Regulus im Löwen am Abend des 18. Mai. In der Nacht vom 22. zum 23. Mai findet man den nun fast vollen Mond zwischen Spika und dem noch auffälligen Saturn. Zwei Tage später ist Vollmondtermin, an dem eine nicht beobachtbare Halbschatten-Mondfinsternis stattfindet. Damit beginnt der neue Saros-Zyklus 150 mit Finsternissen im Zeitabstand von 18 Jahren und 10,3 Tagen. Dieser findet erst im Jahr 3257 sein Ende. Hier soll erwähnt werden, dass die Mondfinsternis im vergangenen Monat sehr gut beobachtet werden konnte. Der Vollmond steht nördlich vom hellen Stern Antares und damit in den südlichsten Bereichen seiner Bahn. Zum zweiten Mal in diesem Monat steht der abnehmende Mond am 31. Mai in seinem letzten Viertel.
In diesem Monat bleibt nur der Planet Mars, der erst am 18. April von der Sonne überholt wurde, aufgrund seiner sonnennahen Position für das bloße Auge unsichtbar. Merkur beginnt dagegen spätestens ab dem 24. Mai seine zweite Periode der Abendsichtbarkeit in diesem Jahr und steht diesmal horizontnah in nordwestlicher Richtung. Zum Auffinden kann die Venus dienen, die wegen ihrer erheblich größeren Helligkeit schon kurz nach Sonnenuntergang erspäht werden kann. Dieser Planet steht an diesem Tag drei Monddurchmesser südlich von Merkur. Hilfreich zum Erkennen ist dabei der Einsatz eines Fernglases. Dieses auffällige Planetenduo wird durch einen weiteren Planeten zum Trio ergänzt, wobei ein solch enges Zusammentreffen erst wieder im Jahr 2048 eintreten wird. Die extrem lange Sichtbarkeitsperiode des Riesenplaneten Jupiter geht nämlich zu Ende. Er steht abends nach Sonnenuntergang schon sehr horizontnah und die helle Abenddämmerung verhindert spätestens ab Monatsmitte das Sichtbarwerden der Jupitermonde vor dem Untergehen des Planeten. Ende des Monats kann der Planet selbst ebenfalls nur noch im Fernglas erfasst werden. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn sind dagegen im ganzen Monat optimal, denn nach seiner Oppositionsstellung zur Sonne am 28. April steht er praktisch die gesamte Nacht als ein prominentes Beobachtungsobjekt über dem Horizont. Dann kann man das wunderbare Ringsystem mit seiner auffälligen Teilung sehr gut beobachten, denn der Öffnungswinkel ist mit 18° ausreichend groß. Dadurch ist auch die relativ große Helligkeit des Planeten bedingt. Zudem sind bis zu sechs seiner Monde mit Teleskopen in der Höchststellung um Mitternacht herum am besten zu beobachten.
Der Fixsternhimmel hat seinen Charakter völlig verändert. Die Wintersternbilder sind nun bis auf die in Richtung Nordwesten horizontnah stehenden Sternbilder Zwillinge, Fuhrmann und Kleiner Hund verschwunden. Dafür dominieren die Frühlingssternbilder in bester Beobachtungsposition am Südhimmel. Damit werden Beobachtungsobjekte wie Galaxien und Kugelsternhaufen in den Sternbildern Löwe, Jungfrau, Haar der Berenike und Großer Bär, der praktisch im Zenit steht, zu bevorzugten Beobachtungsobjekten für die Amateurastronomen.
Das Frühlingsdreieck aus den hellen Sternen Regulus, Arktur und Spika steht jetzt in bester Beobachtungsposition, tief im Südosten kann bei guter Horizontsicht der rötliche Überriesenstern Antares wahrgenommen werden. Der orangefarbene Arktur ist einer der nächststehenden roten Riesensterne, dessen Temperatur an der Oberfläche unter 4000°C liegt. Dagegen ist die scheinbar lichtschwächere Spika blauweiß mit einer Temperatur über 20000°C achtmal weiter entfernt und strahlt heller als 2000 von unserer Sonne zusammen.
Die Milchstraße zieht sich horizontnah von Nordwesten nach Südosten.