Die Sonne ist mehr als 16 Stunden Beobachtungsobjekt
Die Sonne steht am 21. Juni um 12.51 Uhr MESZ im Sommerpunkt, der sich noch im Sternbild Stier befindet. Damit beginnt dann astronomisch der Sommer. Erst neun Stunden später wechselt die Sonne vom Stier in das Tierkreissternbild der Zwillinge. Schon mit dem Monatsbeginn befinden wir uns meteorologisch im Sommerquartal mit hoffentlich entsprechendem Wetter. Den ganzen Monat können wir die Zeit der „Weißen Nächte“ genießen. Allerdings wird dadurch die Beobachtung von lichtschwächeren Objekten am Nachthimmel eingeschränkt. Über dem noch aufgehellten nördlichen Horizont lassen sich hin und wieder auffällig golden bis blau weiß strahlende sehr dünne Wolkenschleier, so genannte „Leuchtende Nachtwolken“, beobachten. Diese entstehen durch die Reflexion von Sonnenlicht an Eiskristallen in der Stratosphäre in ca. 80 km Höhe, haben also auf unser Wetter naturgemäß keinen direkten Einfluss. Die Sonne selbst steht als Beobachtungsobjekt mehr als 16 Stunden über dem Horizont und bietet beste Bedingungen, Erscheinungen und deren Veränderungen auf ihrer Oberfläche zu verfolgen. In der Zusatzgrafik ist zu erkennen, welche Phänomene auf und rund um die Sonnenscheibe durch Teleskope mit Sonnenschutzfiltern beobachtet werden können. Es ist noch mit erhöhter Aktivität dieser Phänomene zu rechnen, da nach dem Sonnenfleckenmaximum im letzten Sommer immer wieder große Sonnenfleckengruppen entstehen können, zu deren Auswirkungen auch beeindruckende Polarlichter gehören können. Welch gewaltige Dimensionen solche Materieausbrüche aus der Sonnenoberfläche erreichen können, sind aus der Grafik sehr gut abzulesen. Um ungelöste Fragen zum Verhalten der Sonne beantworten zu können, verfolgen die Astronomen verschiedene Strategien. Eine davon besteht in der Untersuchung von extrem sonnenähnlichen Sternen unterschiedlichen Alters, um die Entwicklung unseres Sterns nachvollziehen bzw. vorhersagen zu können. Eine weitere ist auf der Suche nach sogenannten Geschwistersternen, die also im gleichen Sternhaufen wie die Sonne entstanden sind, fündig geworden. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf ihre Entstehungsbedingungen und damit auch auf die unseres Planetensystems ziehen.
Man findet unseren Erdtrabanten am Monatsanfang südöstlich von Jupiter als zunehmende Sichel. Er bewegt sich in den folgenden Tagen im absteigenden Bereich seiner monatlichen Bahn am hellen Hauptstern Regulus im auffälligen Sternbild Löwe vorbei und passiert in der Nacht vom 07. auf den 08. Juni den noch immer hellen „Roten Planeten“ Mars und den hellen Stern Spica in der Jungfrau. Zwei Tage später ist er bei Saturn zu finden. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni ist dann die kürzeste Vollmondnacht in diesem Jahr mit der tiefsten Stellung des vollen Mondes über dem Südhorizont. Der abnehmende Mond bewegt sich danach wieder im aufsteigenden Ast seiner monatlichen Bahn. Am 24. Juni findet man die schmale abnehmende Mondsichel in der Morgendämmerung südwestlich von Venus, letztmals kann sie dann am nächsten Morgen in der schon aufgehellten Morgendämmerung erspäht werden. Erstmals nach Neumond wird man die nun zunehmende schmale Sichel am 30. Juni in der Abenddämmerung erkennen und bei entsprechend guter Horizontsicht auch den Planeten Jupiter, am besten mit einem lichtstarken Fernglas, in seiner Nähe erfassen.
Merkur zeigt sich allenfalls in den ersten Monatstagen am Abendhimmel dicht über dem Nordwesthorizont. In einem größeren Teleskop kann dabei der sonnennächste Planet als eine Sichel erfasst werden. Dagegen ist der Planet Venus in diesem Monat weiterhin als Morgenstern eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang sichtbar. Im Teleskop zeigt sich im Gegensatz zum Merkur die recht kleine Planetenscheibe als beinahe voll beleuchtet. Mars ist weiterhin als auffälliges rötliches Objekt am Abendhimmel zu beobachten, wobei mit größerem Abstand von der Erde sowohl die Größe der Planetenscheibe mit ihren Details wie auch ihre Helligkeit abnehmen. Am Monatsende ist er mit dem höher stehenden Riesenstern Arktur im Sternbild Bootes vergleichbar. Die sehr lange Beobachtungsperiode des Riesenplaneten Jupiter endet am Monatsende. Leider entgeht uns am 03. Juni die Beobachtung der seltenen Erscheinung, dass gleichzeitig drei Mondschatten auf der Jupiterscheibe sichtbar sind, da um 21 Uhr die Sonne noch über dem Horizont steht und damit das Ereignis für uns leider unbeobachtbar bleibt. Auch in diesem Monat bleibt der Ringplanet Saturn ein wunderbares Beobachtungsobjekt, das zur Beobachtung vor Mitternacht seine günstigste Position in südlicher Richtung erreicht. Dann kann man das eindrucksvolle, weit geöffnete Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung sowie den Umlauf der fünf helleren Saturnmonde bestaunen.
Die Frühlingssternbilder sind nun deutlich nach Westen gerückt, während am Osthimmel das Sommerdreieck mit der bläulich leuchtenden Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler aufzieht. Tief im Süden macht sich das Sternbild des Skorpions mit dem rötlichen Überriesenstern Antares (=“Gegenmars“) bemerkbar, der seine Bezeichnung der farblichen Übereinstimmung mit dem Planeten Mars verdankt. Daneben kann auch der orangefarbene Riesenstern Arktur im Sternbild Bootes als auffälliges Objekt schon in der Dämmerung erspäht werden. Die Milchstraße ist erst ab Mitternacht im Südosten beeindruckend, denn man schaut dann in den Sternbildern Adler, Schütze und Skorpion in die dichtesten Sternwolken und auch zahlreiche Dunkelnebel. Im Schützen liegt, ca. 27.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, ein Schwarzes Loch im Zentrum unserer Milchstraße. Es lohnt, mit einem Fernglas oder kleinem Fernrohr diese Bereiche in Ruhe zu bestaunen. Dabei sind für deren Beobachtung die Stunden ohne störendes Mondlicht zur günstigsten Beobachtungszeit um Mitternacht am besten geeignet. In den Sommernächten mit nicht tief unter dem Horizont stehender Sonne sind Satelliten in geringerer Höhe, wie die ISS, gut zu sehen.