Vielfältige und faszinierende Mondoberfläche
Mit dem letzten Monat des Jahres beginnt meteorologisch und astronomisch der Winter als Jahreszeit. Wenn die Sonne am 22. Dezember um 0.03 Uhr den südlichsten Punkt ihrer Jahresbahn und damit den exakten Zeitpunkt der Wintersonnenwende erreicht hat, ist die Hälfte der längsten Nacht des Jahres gerade überschritten. Im Monatsverlauf ändert sich die sehr kurze Tageslänge kaum, allerdings ist noch eine geringe Verspätung des Sonnenaufgangs feststellbar. Die Sonne zeigte in den letzten Wochen eine erhöhte Aktivität mit riesigen Sonnenfleckengruppen, von denen eine bereits für das bloße Auge durch Sonnenfilter erkennbar war.
Da zwei Stunden nach der Wintersonnenwende die Neumondphase eintritt, ergeben sich für die Beobachtungen unseres Erdtrabanten beste Bedingungen. Denn alle sichtbaren Mondphasen haben erheblich nördlichere Positionen als die Sonne und sind daher länger über dem Horizont zu beobachten. Am 6. Dezember beginnt die längste Vollmondnacht des Jahres mit über 16 Stunden Dauer. Dabei ergibt sich die günstige Möglichkeit, besondere Phänomene zu erfassen. So lässt sich beobachten, dass die Helligkeit der Mondoberfläche in den Stunden um den exakten Vollmondtermin herum wegen des Verschwindens der Schattenwürfe aufgrund des senkrechten Einfalls der Sonnenstrahlung erkennbar zunimmt. Außerdem kann man versuchen, feine Farbnuancen neben den Kontrasten zwischen den dunkleren Mare-Gebieten und den helleren Terra-Gebieten wahrzunehmen. Diese Unterschiede, die farbverstärkt in der Zusatzgrafik dargestellt sind, liegen an verschiedenen mineralogischen Zusammensetzungen, die seit den Probenrückführungen durch die Apollo- und Lunochod-Missionen sehr intensiv untersucht wurden. Die große Vielfalt an Oberflächendetails ist am besten mit Ferngläsern und Teleskopen am Terminator, der Grenze zwischen beleuchteter und unbeleuchteter Mondoberfläche zu beobachten. Weil dort die Sonnenstrahlen nur flach einfallen, sind die Schatten besonders ausgeprägt und erzeugen einen plastischen Eindruck. Dies gilt für die Krater, Gebirge und Hügelgruppen, Täler und Rillensysteme, Meeresrücken und andere Gebilde. Da die uns zugewandte Mondoberfläche mehr als 20 Millionen Quadratkilometer beträgt, etwa das Doppelte der Fläche des europäischen Kontinents, ist die Strukturvielfalt kaum verwunderlich. Am 12. Dezember geht der abnehmende Mond an Jupiter vorbei, wobei mit dem hellen Stern Regulus im Sternbild Löwe ein auffälliges Dreieck entsteht. Am Morgen des 20. Dezember ist er als sehr schmale abnehmende Sichel bei Saturn zu finden, drei Tage später dann über dem Südwesthorizont nordöstlich der Venus nunmehr als zunehmende Sichel. An Heiligabend zieht der Mond nördlich an Mars vorbei. Am Silvesterabend ab 20 Uhr ist wieder das lunare Juragebirge als „Goldener Henkel“ in der noch nicht beleuchteten Mondoberfläche in Teleskopen gut zu sehen. Dies ist in der Zusatzgrafik eindrucksvoll dargestellt.
Im Dezember bleibt der Planet Merkur unsichtbar. Dagegen taucht die Venus im letzten Monatsdrittel erstmals nach vier Monaten, jetzt allerdings als noch nicht sehr auffälliger Abendstern, kurz nach Sonnenuntergang über dem Südwesthorizont auf. Dagegen ist der rote Planet Mars weiterhin nach Sonnenuntergang für zwei Stunden in der Abenddämmerung dicht über dem Horizont zu sehen. Allerdings ist er kein auffälliges Objekt mehr. Jupiter wird dagegen im Monatsverlauf zum strahlenden Objekt in der zweiten Hälfte der langen Winternächte. Er kann nach Mitternacht hervorragend beobachtet werden, denn er ist nach dem Untergang von Venus und Mond das hellste Objekt am Nachthimmel. Jedes Fernglas oder Teleskop bietet reizvolle Anblicke seiner umlaufenden Monde und der Strukturen in seiner Atmosphäre. Saturn kann ab Monatsmitte zunehmend früher am Morgenhimmel in Richtung Südosten erspäht werden. Sein beeindruckendes Ringsystem wird aber erst im neuen Jahr wieder angemessen zu bewundern sein.
In den Nächten um den 14. Dezember sind zahlreiche Sternschnuppen zu sehen. Sie ziehen relativ langsam über den Himmel, da sie „nur“ mit 35 km/s, scheinbar alle aus dem Sternbild Zwillinge kommend, in die Erdatmosphäre eindringen. Als Quelle gilt der Kleinplanet Phaethon. Am Sternhimmel sinken die Sommersternbilder im Westen unter den Horizont, die Herbststernbilder erreichen ihre Höchststellung im Süden und die Wintersternbilder dominieren den Osthimmel. Die Milchstraße ist abends vom 10. Dezember bis Weihnachten gut sichtbar und zieht sich vom Sternbild Adler im Westen über die Cassiopeia, dem Himmels-W, im Zenit bis zum Osthorizont in die Wintersternbilder Fuhrmann und Zwillinge. In ihrer Höchststellung am Südhimmel sind die beiden „benachbarten“ Spiralnebel mit Begleitern in den Sternbildern Andromeda und Dreieck aufzufinden. Beide können unter sehr günstigen Beobachtungsbedingungen auch mit dem bloßen Auge gesehen werden, zeigen ihre Strukturen aber nur in Ferngläsern und Teleskopen.