Auffällige Nachbarn der Milchstraße
Die Sonne durchläuft bis zum 23. November das Sternbild Waage, danach den Skorpion und wechselt schließlich am letzten Novembertag in das Sternbild Schlangenträger, das als 13. nicht zu den klassischen Tierkreissternbildern gezählt wird. Wenn das Wetter es zulässt und nicht Hochdruckwetterlagen dauerhaft Nebelbildung verursachen, beginnt mit dem typischen Nebelmonat November nun endgültig die Zeit der langen Beobachtungsnächte. Denn im Monatsverlauf verkürzt sich die lichte Tageslänge auf weniger als achteinhalb Stunden.
Den Mond findet man am Monatsanfang im Sternbild Wassermann kurz nach dem ersten Viertel, wobei er am Abend des 2. November ab 17 Uhr im Fernglas seinen „Goldenen Henkel“ zeigt. Am Morgen des 15. November ist er bei Jupiter als abnehmender Mond zu finden, wobei der Hauptstern des Löwen, der helle Regulus, diese Konstellation zu einem auffälligen Dreieck ergänzt. Am 26. November zieht die zunehmende Mondsichel, wieder mit auffälligem Erdlicht, dann nördlich am Mars vorbei.
Mitte November endet eine gute Periode der Morgensichtbarkeit des Planeten Merkur tief am Südost-Horizont. Am Monatsanfang ist der immer sonnennahe Planet in der Dämmerung dicht über dem Südosthorizont eine Stunde sichtbar, weil er an diesem Tag den größten Winkelabstand von der Sonne erreicht. Venus zieht, weiterhin für uns unsichtbar, mit der Sonne am Taghimmel ihre Bahn. Mars ist wie in den Vormonaten am Abendhimmel noch fast zwei Stunden sichtbar, ist allerdings kein attraktives Beobachtungsobjekt mehr. Da er langsam nördlichere Positionen erreicht, wird sich an diesen Bedingungen in den kommenden Monaten nur wenig verändern. Nach längerer Zeit wird der ständig früher über dem Nordosthorizont erscheinende Jupiter schon vor Mitternacht wieder zum Blickfang am Nachthimmel. Er erreicht vor dem Untergang seine Höchststellung im Süden und kann daher vor dem Einsetzen der Morgendämmerung hervorragend beobachtet werden. Jedes Fernglas oder Teleskop bietet reizvolle Anblicke der Mondstellungen und Oberflächenmerkmale wie helle Zonen und dunkle Bänder parallel zum Jupiteräquator. Da der Ringplanet Saturn am 18. November von der Sonne überholt wird, bleibt er wie die Venus den ganzen Monat für uns unsichtbar. Hingewiesen werden soll auf eine Premiere der europäischen Raumfahrt: am 12. November soll erstmals von der Kometensonde Rosetta, die seit August einen Kometen begleitet, die Landesonde Philae auf der aktiver werdenden Kometenoberfläche abgesetzt werden. Damit ist es möglich, vorort Material von uralten Körpern aus der Entstehungszeit des Sonnensystems zu analysieren.
Die Milchstraße ist vom 13. bis zum 25. November ab 18.30 Uhr ohne störendes Mondlicht gut sichtbar und zieht sich vom Südwesthorizont zur Cassiopeia, dem Himmels-W, im Zenit und weiter bis zum Osthorizont im Sternbild Fuhrmann. Optimal zu beobachten ist bis zum Jahresende der Andromedanebel, eine Nachbargalaxie unserer Milchstraße in 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung. Sie ist relativ leicht mit bloßem Auge als nebliger Fleck zu erkennen und ist damit das am weitesten entfernte für uns sichtbare Objekt. Unter einem wirklich dunklen Landhimmel bietet M 31 einen beeindruckenden Anblick schon im Feldstecher auf einem Stativ. Die Milchstraße mit zwei Dutzend kleineren Begleitern und der Andromedanebel M 31 mit den zwei in Teleskopen leicht erkennbaren elliptischen Begleitgalaxien, M 32 und M110, und Dutzenden schwächeren Begleitern gehören zur sogenannten „Lokalen (Galaxien-)Gruppe“. Diese besteht aus mehr als 60 Galaxien, von denen außer den drei Spiralnebeln Milchstraße, M 31 und M 33 alle anderen zu den Zwerggalaxien zählen und nur in größeren Teleskopen gesehen werden können. Die Zusatzgrafik zeigt die Positionen der hellsten Mitglieder dieser Gruppe. Ausnahmen sind die beiden Magellanschen Wolken, die als recht nahe Begleiter der Milchstraße allerdings nur von der Südhalbkugel gut gesehen werden können. Die Mitglieder der Lokalen Gruppe bewegen sich unter der Wirkung ihrer gegenseitigen Anziehungskraft und ihrer Eigenbewegungen und sind daher nicht dem Auseinanderdriften aufgrund der allgemeinen Expansion des Universums ausgesetzt. Mit einem Durchmesser von etwa acht Millionen Lichtjahren umfasst dieser Raumbereich etwa ein Milliardstel des beobachtbaren Universums. Er grenzt an weitere fünf ähnlich aufgebaute Galaxiengruppen, die alle zu dem Lokalen Superhaufen mit seinem Zentrum in ca. 60 Millionen Lichtjahren gehören. Die Lokale Gruppe bewegt sich unter der Anziehungskraft dieses ungleich massereicheren Galaxienhaufens (Mehr als 2500 Galaxien) in Richtung des Sternbilds Jungfrau. Die hellsten der Galaxien sind Beobachtungsobjekte am Frühlingshimmel. Den Fixsternhimmel dominieren im Westen das Sommerdreieck aus Wega, Deneb und Atair, das Herbstviereck des Pegasus und dicht über dem Südhorizont der helle Stern Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch, alles sonnennahe Sterne unserer Milchstraße.