Ringplanet Saturn Star am Nachthimmel
Die Sonne gewinnt im Wonnemonat Mai immer nördlichere Positionen und überschreitet dabei am 14. Mai die Grenze zum Sternbild Stier. Sie steht dann am Monatsende fast 16 Stunden über dem Horizont. Damit beginnt wieder einmal in unseren Breiten die Zeit der „Weißen Nächte“, in der es auch nach Mitternacht in Richtung Norden nicht mehr völlig dunkel wird.
Den Mond findet man am Monatsanfang am Abendhimmel als schmale Sichel mit auffälligem Erdlicht. Sie steht im Sternbild Stier beim rötlichen Aldebaran, der in der Antike als Stierauge betrachtet wurde. Am 4. Mai geht der zunehmende Mond südlich am Planeten Jupiter vorbei, eine Woche später, nach dem erstes Viertel, steht unser Erdbegleiter südlich von Mars. In der Nacht vom 13. zum 14. Mai findet man den nun fast vollen Mond zwischen Spika und dem auffälligen Saturn. Am 25. Mai steht die abnehmende schmale Mondsichel bei Venus am Morgenhimmel, Ende des Monats findet man die dann zunehmende Mondsichel beim wohl nur noch im Fernglas zu erkennenden Merkur. Dieser nur selten sichtbare Planet beginnt spätestens ab dem 7. Mai seine zweite Periode der Abendsichtbarkeit in diesem Jahr. Dabei steht er diesmal horizontnah in nordwestlicher Richtung nahe den Stierhörnern. Letztmals kann der sonnennächste Planet am Monatsende als Sichel in größeren Fernrohren erblickt werden. Venus lässt sich wegen ihrer strahlenden Helligkeit eine Stunde vor Sonnenaufgang im Osten auffinden. Mars bleibt den ganzen Monat über ein auffälliges Beobachtungsobjekt, obwohl die schneller umlaufende Erde sich von ihm entfernt. Oberflächendetails können nun schon vor Mitternacht erspäht werden, wenn der rote Planet im Süden seine Höchststellung erreicht hat. Der Riesenplanet Jupiter steht abends nach Sonnenuntergang schon horizontnäher, bietet aber noch ausreichend Möglichkeiten, die Konstellationen seiner vier hellen Monde zu verfolgen.
Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn sind dagegen im ganzen Monat optimal, denn wegen seiner Oppositionsstellung zur Sonne am 10. Mai steht er praktisch die gesamte Nacht als ein prominentes Beobachtungsobjekt über dem Horizont. Dann kann man das wunderbare Ringsystem mit seiner auffälligen Teilung sehr gut beobachten, denn dessen Öffnungswinkel ist mit 22° ausreichend groß. Saturn zeigt ähnlich wie Erde und Mars Jahreszeiten, da auch seine Rotationsachse geneigt ist. Wir schauen auf die Nordhemisphäre der Planetenkugel, während die Südhalbkugel durch das weitausladende Ringsystem abgedeckt wird. Dadurch ist auch die relativ große Helligkeit des Planeten bedingt. Zudem sind bis zu sechs der mindestens 62 Monde mit Teleskopen der Sternwarte in der Höchststellung um Mitternacht gut zu beobachten. Jeder dieser Monde zeigt sich als ein Himmelskörper mit Überraschungen für die im Saturnsystem seit fast zehn Jahren umlaufende Cassini-Sonde, die schon Zehntausende von Bildern zur Erde funkte. Der größte dieser Trabanten ist Titan, der schon in guten Ferngläsern während seiner größten Abstände von seinem Planeten beobachtet werden kann. Dem von einer dichten und undurchsichtigen Atmosphäre umgebenen zweitgrößten Mond in unserem Planetensystem konnte vor neun Jahren von der Landesonde Huygens ein Teil seiner verschleierten Geheimnisse der Dunsthülle und der eiskalten Methanoberfläche entrissen werden. In einem Methansee wurde eine Tiefe von mehr als 100 m gemessen. Der in unseren Teleskopen noch erkennbare völlig vereiste Mond Enceladus bietet Wassereisfontänen über seiner Südpolarregion. Dagegen zeigt uns der Saturnmond Japetus während seines Umlaufs eine helle und eine dunkle Seite, die ihn im Fernrohr nur schwer sichtbar werden lässt. Der Fixsternhimmel hat seinen Charakter nach der Dämmerung völlig verändert. Die Wintersternbilder sind nun bis auf die in Richtung Nordwesten horizontnah stehenden Sternbilder Zwillinge, Fuhrmann und Kleiner Hund verschwunden. Dafür dominieren die Frühlingssternbilder in bester Beobachtungsposition den Südhimmel. Damit werden in mondlosen Nächten Galaxien und Kugelsternhaufen in den Sternbildern Löwe, Jungfrau, Haar der Berenike und Großer Bär zu bevorzugten Beobachtungsobjekten für die Amateurastronomen.
Das Frühlingsdreieck aus den hellen Sternen Regulus, Arktur und Spika steht jetzt in bester Beobachtungsposition, tief im Südosten kann bei guter Horizontsicht der rötliche Überriesenstern Antares wahrgenommen werden. Der orangefarbene Arktur ist einer der nächststehenden roten Riesensterne, dessen Temperatur an der Oberfläche 4000°C wie in den dunklen Sonnenflecken beträgt. Dagegen ist die scheinbar lichtschwächere Spika blauweiß mit einer Temperatur über 20000°C achtmal weiter entfernt und strahlt heller als 2000 Sonnen zusammen.
Die Milchstraße zieht sich wenig auffällig horizontnah von Nordwesten nach Südosten.