Beobachtungsschätze im Sternbild Schütze
Die Sonne durchläuft am Monatsanfang noch die nördlichsten Bereiche ihrer Jahresbahn. Erst am 21. Juli wechselt sie aus dem Sternbild Zwillinge ins Sternbild Krebs und erreicht am Monatsende eine Position südlich des Sternhaufens Krippe. Zu dieser Zeit wird es um Mitternacht auch wieder in Richtung Norden absolut dunkel werden, denn es ist im Monatsverlauf eine Verkürzung der Tageslänge um eine Dreiviertelstunde festzustellen. Am frühen Morgen des 04. Juli befindet sich die Erde in Sonnenferne mit einem Abstand von mehr als 152 Millionen km, fast 5 Mio. km mehr als Anfang Januar. Das Licht benötigt jetzt fast achteinhalb Minuten von der Sonnenoberfläche bis zur Erde. Die Sonnenflecken-Aktivität ist nach dem vergangenen Maximum immer noch beachtlich hoch.
Unser Erdtrabant ist als zunehmende Sichel am 02. Juli beim hellen Regulus im Sternbild Löwe aufzufinden. Er läuft nach dem ersten Viertel am 06. Juli an Mars und Spica vorbei. Am Abend des 07. Juli kann um 22.00 Uhr wieder der „Goldene Henkel“ im Fernglas bestaunt werden, einen Abend danach finden wir den Mond beim Ringplaneten Saturn. Am 15. Juli steht der Mond im ersten Viertel nahe der bläulich leuchtenden Spica und befindet sich am nächsten Abend südlich vom Planeten Saturn. Am 12. Juli ist er als Vollmond im Sternbild Schütze zu sehen und überstrahlt alle unten beschriebenen Beobachtungsobjekte. Der in den folgenden Tagen wieder abnehmende Mond durchläuft den aufsteigenden Bereich seiner Monatsbahn und erreicht am 25. Juli Venus und Merkur, der allerdings nur mit Fernglas oberhalb der Mondsichel aufgefunden werden kann.
Merkur lässt sich ab Monatsmitte bis in die letzten Monatstage vor fünf Uhr, am besten im Fernglas, am Morgenhimmel flach über dem Horizont im Nordosten erspähen. Der Planet Venus erscheint in diesem Monat weiterhin mehr als eine Stunde vor der Sonne in der hellen Morgendämmerung über dem Horizont. Am 02. Juli läuft sie nördlich am hellen Stern Aldebaran, der wohl nur im Fernglas erfasst werden kann, vorbei. Der beleuchtete Teil der kleinen Venusscheibe nimmt auf über 90% zu. Mars im Sternbild Jungfrau steht abends hoch im Südwesten und geht am 12. Juli zum dritten Mal in diesem Jahr nördlich an Spica vorbei. Der Abstand hat sich verringert, was auf die Schleifenbewegung während der Oppositionsperiode zurückzuführen ist. Beobachtungen des kleiner werdenden Marsscheibchens mit Amateurteleskopen bieten noch einige Oberflächendetails. Da Jupiter am 24. Juli von der Sonne überholt wird, bleibt er den ganzen Monat für das bloße Auge unsichtbar. Dagegen ist der Ringplanet Saturn weiterhin ein wunderbares Beobachtungsobjekt, das allerdings Ende des Monats schon um Mitternacht unter dem Horizont verschwindet. Die günstigste Zeit zur Beobachtung beginnt sofort nach dem Dunkelwerden. Dann lässt sich im Teleskop das eindrucksvolle Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung bewundern sowie der Umlauf der fünf helleren Saturnmonde verfolgen.
Während am Osthimmel die ersten Herbststernbilder aufziehen, steht das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler zentral in bester Beobachtungsposition. Die Sternbilder Skorpion und Schütze sind leider nur bei sehr guter Horizontsicht eindrucksvoll mit ihren vielen hellen Sternen erkennbar. Die Milchstraße zieht sich vom Zenit zum Südhorizont und ist erst nach Einbruch völliger Dunkelheit und ohne störendes Mondlicht beeindruckend. Man schaut dann in den Sternbildern Adler, Schütze und Skorpion in Richtung heller Sternwolken und dunkler Staub- und Molekülwolken. Dabei sind für die Beobachtung der vorhandenen Messier- und NGC-Objekte die Stunden ohne störendes Mondlicht zur günstigsten Beobachtungszeit um Mitternacht am besten geeignet. In diesem Zusammenhang soll auf mehrere sehr unterschiedliche Objekte hingewiesen werden, die von uns aus gesehen im Fernglas nahe beieinander stehen, tatsächlich aber um mehrere 10.000 Lichtjahre voneinander getrennt sein können. Die auffälligsten von ihnen sind in der Zusatzgrafik herausgehoben. Bei den gekennzeichneten Messier-Objekten handelt es sich bei M24 um eine helle Sternwolke, die schon mit bloßem Auge erkennbar ist. M8, M16, M17 und M20 sind leuchtende Gas- und Staubnebel in über 6.000 Lichtjahren Entfernung, deren Emissionslicht durch energiereiche UV-Strahlung von sehr leuchtkräftigen, erst mehrere Millionen Jahre alten Sternen induziert wird. Ihre zum Teil bizarren Formen, die natürlich erst in langbelichteten Aufnahmen detailreich sichtbar werden, führten zu den folgenden Bezeichnungen: Lagunennebel (schon mit bloßem Auge erkennbar), Adler-, Omega- und Trifidnebel. Letzterer erscheint durch vorgelagerte, das emittierte Licht absorbierende Staubwolken wie dreigeteilt. M22, M28, M54, M69 und M70 sind Zehntausende von Lichtjahren entfernte Kugelsternhaufen mit Hunderttausenden von alten Sternen. Die anderen Messierobjekte sind offene Sternhaufen. Diese Vielzahl und Vielfalt an besonderen Objekten überrascht nicht, wenn man sich klarmacht, dass in Richtung des Sternbildes Schütze auch das Zentrum unserer Milchstraße, allerdings in etwa 27.000 Lichtjahren Entfernung, liegt. Zudem findet man in diesem Sternbild den Punkt, an dem die Sonne zur Wintersonnenwende stehen wird. Aufgrund der Kreiselbewegung der Erde wird dieser Punkt etwa 2260 in das Sternbild Schlangenträger verschoben werden.