„Krippe mit zwei Eselchen“ am Vorfrühlingshimmel
Der März ist meteorologisch der erste Frühlingsmonat, während astronomisch erst am 20. März um 17:57 Uhr die Sonnenscheibe auf ihrer scheinbaren Jahresbahn den Himmelsäquator von Süden nach Norden überquert. Die Bezeichnung Frühlings- Tagundnachtgleiche beschreibt dabei die Beobachtungsbedingungen für Ereignisse am Sternhimmel. Am 30. März erfolgt die Umstellung auf die Sommerzeit (MESZ), wobei unsere Uhren um 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt werden (müssen).
Den Mond findet man am 2. März als extrem schmale Sichel 33 Stunden nach Neumond ab 18 Uhr über dem Westhorizont. Während der folgenden Abende zeigt sich die zunehmende Mondsichel mit einem beeindruckenden Erdlicht. In der Nacht vom 10. auf den 11. März zieht er südlich am hellen Planeten Jupiter vorbei, am folgenden Abend kann ab 17 Uhr wieder der „Goldene Henkel“ im Fernglas oder Teleskop bestaunt werden. Dabei handelt es sich um einen schon beleuchteten gekrümmten Gebirgszug im noch unbeleuchteten Bereich der Mondoberfläche. Nach Mondaufgang am späten Abend des 18. März findet man den Mond als südliche Spitze eines Dreiecks mit dem auffällig roten Planeten Mars und dem blauen Stern Spica. Zwei Tage später zieht er südlich am Planeten Saturn vorbei und ist am 27. März ab 5 Uhr bei der strahlend hellen Venus zu finden.
In diesem Monat bleibt Merkur für das bloße Auge unsichtbar. Venus erreicht am 22.März den größten Abstand von der Sonne, ist am Morgenhimmel strahlender Blickfang und erscheint im Fernrohr als Halbvenus. Mars beginnt am Monatsbeginn seine Oppositionsschleife, wird zunehmend heller und zeigt im Teleskop immer mehr Oberflächendetails. Jupiter steht nach Einbruch der Dunkelheit hoch in Südrichtung in bester Beobachtungssituation. Interessante Details seiner Atmosphäre sowie die verschiedenen Stellungen seiner vier hellen Monde sind in kleineren Teleskopen gut zu sehen. Saturn erscheint immer früher über dem Südosthorizont zwischen der blauen Spica, dem hellsten Stern in der Jungfrau, und dem roten Überriesen Antares im Sternbild Skorpion. Ende des Monats kann der wunderbare Ringplanet mit mehreren seiner Monde schon ab 22 Uhr mit Teleskopen beobachtet werden.
Die Wintersternbilder sind mit ihren auffälligen hellen Sternen in die Westhälfte des Himmels gerückt, während die Frühlingssternbilder in der Osthälfte aufsteigen. Zwischen dem Wintersechseck und dem Frühlingsdreieck findet man das unauffällige Tierkreis-Sternbild Krebs, in dem unter guten Sichtbarkeitsbedingungen mit bloßem Auge eine Aufhellung erblickt werden kann (s. Zusatzgrafik). Sie ist seit der Antike als „Krippe“, aus der die beiden einrahmenden schwachen Sterne als „Eselchen“ fressen, bekannt. Es handelt sich dabei um einen offenen Sternhaufen, der schon im Fernglas eindrucksvoll erscheint und viele Sterne aus etwa 600 Lichtjahren Entfernung zeigt. Der zweite, viermal weiter entfernte offene Sternhaufen M 67, kann erst mit einem größeren Teleskop in einzelne Sterne aufgelöst werden. Bei drei seiner Sterne sind Planeten nachgewiesen. Noch interessanter ist in dieser Hinsicht der optische Doppelstern 55 Cancri, dessen sonnenähnliche Hauptkomponente von einem richtigen Planetensystem umgeben ist. Dieses weist mindestens sieben Planeten auf, darunter einen in der habitablen Zone, in der flüssiges Wasser existieren könnte, und einen jupiterähnlichen, der in vielen Eigenschaften unserem Gasriesen gleicht. Zudem ist eine Staubscheibe in größerem Abstand um den Stern nachweisbar. Während die meisten Exoplaneten überraschend andere Strukturen als das Sonnensystem aufweisen, zeigt das 55 Cancri- System in etwa 40 Lichtjahren Entfernung viele Übereistimmungen und ermöglicht daher erhellende Vergleiche.
Das auffällige Sternenband der Milchstraße von Südwesten nach Norden ist ab 19. März in den Abendstunden gut beobachtbar. Außerdem kann bei sehr klarer Horizontsicht ohne störende „Lichtverschmutzung“ das Zodialkallicht als schwacher Lichtkegel vom Horizont in Richtung Jupiter nach Einbruch der Dunkelheit erspäht werden.