Auffällige Planeten vor Mitternacht gut zu beobachten
Mit dem Monat Juni beginnt das meteorologische Sommerquartal. Hoffentlich bringt es gute Beobachtungsbedingungen für die drei jenseits der Erdbahn umlaufenden, so genannten äußeren Planeten: zum einen ist das der Riesenplanet Jupiter am Westhimmel, zum anderen der Rote Planet Mars sowie der Ringplanet Saturn dicht über dem Südhorizont. Die Sonne steht am 21. Juni um 0.34 Uhr MESZ im Sommerpunkt, womit die sogenannte Sommersonnenwende erreicht wird und dann auch astronomisch das Sommerquartal beginnt. Neun Stunden später wechselt die Sonne aus dem Sternbild Stier in das der Zwillinge. Während des ganzen Monats erleben wir die Zeit der „Weißen Nächte“, was schon romantische Gefühle wecken kann, die Beobachtung von lichtschwächeren Objekten allerdings einschränkt. Über dem noch schwach aufgehellten nördlichen Horizont lassen sich zusätzlich hin und wieder auffällig golden bis blauweißstrahlende, sehr dünne Wolkenschleier beobachten, die so genannten „Leuchtenden Nachtwolken“. Diese entstehen durch die Reflexion von Sonnenlicht an Eiskristallen in der Stratosphäre in ca. 80 km Höhe, haben also auf unser Wetter naturgemäß keinen direkten Einfluss. Die Sonne selbst steht als Beobachtungsobjekt mehr als 16 Stunden über dem Horizont und es bieten sich beste Bedingungen, die auffälligsten Erscheinungen und deren Veränderungen auf ihrer Oberfläche zu verfolgen. Allerdings ist die Sonne auf dem Weg zu ihrem Aktivitätsminimum. Das schließt aber nicht aus, dass zum zweiten Mal in diesem Vierteljahr so große Sonnenfleckengruppen entstanden, dass sie durch Sonnenschutzfilter sogar mit bloßem Auge sichtbar waren. Es lohnt also, unser Tagesgestirn ständig zu überwachen.
Kurz vor seinem ersten Viertel geht der Mond wieder einmal in der Abenddämmerung südlich am Riesenplaneten Jupiter vorbei. Am 11. Juni ist das Duo bis zu seinem Untergang nach Mitternacht zu verfolgen. Vom 16. bis zum 19 Juni geht der Mond zunächst nördlich an Mars, danach am hellen Stern Antares und schließlich am Ringplaneten Saturn vorbei. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juni ist dann die kürzeste Vollmondnacht mit der tiefsten Stellung des vollen Mondes über dem Südhorizont in diesem Jahr.
Merkur könnte allenfalls in der Monatsmitte am Morgenhimmel flach über dem Nordosthorizont in der hellen Dämmerung mit einem Fernglas erspäht werden. Der Planet Venus bleibt dagegen für uns in diesem Monat unsichtbar und wird während ihrer oberen Konjunktion am 6. Juni sogar von der Sonne, leider für uns nicht beobachtbar, bedeckt. Mars stand am vorletzten Tag im Mai in Erdnähe und ist daher im ganzen Monat Juni noch unter günstigen Bedingungen gut zu beobachten. Es lassen sich bei ruhiger Luft dunkle und helle Strukturen sowie die Polargebiete mit den aufgehellten Polarhauben erkennen und man kann die Rotation des Planeten über mehrere Stunden verfolgen. Der Riesenplanet Jupiter mit seinen vier hellen Monden und seinen dunklen Bändern sowie den hellen Zonen in der schnell rotierenden Atmosphäre steht jetzt bei ausreichender Dämmerung schon in Richtung Westhimmel, kann aber noch gut beobachtet werden. In diesem Monat ist der Ringplanet Saturn weiterhin ein wunderbares Beobachtungsobjekt, da er am 3. Juni in Opposition zur Sonne steht und daher die ganze Nacht zu sehen ist. Er steht in etwa 1,4 Milliarden km Entfernung und ist wegen der maximal geöffneten Ringe recht hell. Noch auffälliger wird er in 15 Jahren erscheinen, wenn er sich im sonnennäheren Teil seiner Bahn um die Sonne befindet. Man kann jetzt besonders gut das eindrucksvolle Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung sowie den Umlauf der fünf helleren Saturnmonde bestaunen.
Die Frühlingssternbilder sind nun deutlich nach Westen gerückt, während am Osthimmel das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler aufzieht. Tief im Süden macht sich das Sternbild Skorpion mit dem rötlichen Antares bemerkbar, in dessen Umgebung Mars und Saturn hell leuchten. Die Milchstraße ist erst ab Mitternacht im Südosten beeindruckend, denn man schaut dann in den Sternbildern Adler, Schütze und Skorpion in die dichtesten Sternwolken und auch Dunkelnebel unserer Heimatgalaxie. Im Schützen liegt, ca. 27000 Lichtjahre von der Erde entfernt, ein Schwarzes Loch mit etwa vier Millionen Sonnenmassen und bildet damit das Zentrum der Milchstraße. Es lohnt, mit einem Fernglas oder kleinem Fernrohr diese Bereiche in Ruhe zu bestaunen, geschmückt mit einer Vielzahl beeindruckender Messier- und NGC-Objekte. Dabei sind für deren Beobachtung die Nachtstunden ohne störendes Mondlicht zur günstigsten Beobachtungszeit am besten geeignet. In den Sommernächten mit nicht tief unter dem Horizont stehender Sonne sind Satelliten wie die ISS gut zu sehen. In diesem Monat sei auf einen nicht sehr auffälligen, aber sehr besonderen Stern mit der Katalogbezeichnung HD 140283 hingewiesen. Er kann unter besten Bedingungen schon mit bloßem Auge, sicher aber in einem Fernglas an der Position, wie sie aus der Zusatzgrafik entnommen werden kann, erspäht werden. Dieser rötliche Stern in 190 Lichtjahren Entfernung gehört nämlich zu den ältesten bekannten Objekten, nachweisbar durch seinen extrem geringen Gehalt an schwereren Elementen als Wasserstoff und Helium. Solche Elemente wie Kohlenstoff und Eisen können ja erst in massereichen heißen Sternen durch Atomkernverschmelzungen entstehen und müssen dann durch heftige Ereignisse, die die Sterne am Ende ihrer Entwicklung durchlaufen, in die interstellare Materie, aus der sich dann neue Sterne bilden, verteilt werden. Ein sehr geringer Anteil an schwereren Elementen ist daher ein starker Hinweis auf eine frühe Entstehung von Sternen. Es ist also nicht unbedingt notwendig, mit einem extrem großen Geräteaufwand in die Zeit nach der Herausbildung der beobachtbaren ersten Strukturen des Universums „zurückzublicken“, da uralte masseärmere Sterne heute noch existieren und sich, wenn auch mit recht geringer Wahrscheinlichkeit, in der Gegenwart in der Nähe unseres Sonnensystems befinden. Gegenwärtig stehen verschiedene Forschergruppen in einer Konkurrenz beim Auffinden solcher extrem alter Sterne in unserer Milchstraße.