Vollmond im fahlen Halbschatten
Für die Nordhalbkugel der Erde beginnt aus statistischen Gründen für die Meteorologen das Herbstquartal mit dem Monatsbeginn. Wenn die Sonne am 22. September um 16:21 Uhr den Himmelsäquator von Norden nach Süden im Sternbild Jungfrau überquert, ist mit der Tagundnachtgleiche auch astronomisch der Herbstanfang erreicht und es beginnt das Winterhalbjahr, das kürzer ist als das Sommerhalbjahr. Im September ist wie auch schon im März die Veränderung der Tageslänge am stärksten ausgeprägt, nämlich 4 Minuten pro Tag. Damit steht die Sonne im Monatsverlauf zwei Stunden weniger über dem Horizont. Es beginnt für Hobbyastronomen die günstige Zeit zum Beobachten lichtschwacher Himmelsobjekte, da die Zeit absoluter Dunkelheit erheblich länger wird. Die geringeren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht bedingen weniger häufig Luftturbulenzen und die beobachteten Himmelsobjekte weisen deshalb ruhigere Bilder mit mehr Details auf. Dies verbessert natürlich auch für Astrofotografen die Gelegenheiten für reizvolle Aufnahmen. Unser Tagesgestirn als wichtiges Beobachtungsobjekt zeigt weiterhin eine mäßige Aktivität an Sonnenflecken und Protuberanzen. Am 1. September ereignet sich, leider nur für Zentralafrika und Inseln im Indischen Ozean sichtbar, eine ringförmige Sonnenfinsternis, bei der immerhin fast 80% der Sonne vom Neumond bedeckt werden.
Auch unser Erdbegleiter wird zur Monatsmitte zum exakten Vollmondtermin verfinstert. Dabei handelt es sich um eine nur bei klarer Horizontsicht nach Osten wahrnehmbare so genannte Halbschattenfinsternis, deren genauer Ablauf in der Zusatzgrafik dargestellt wird. Es ist dabei für alle Bereiche der uns zugewandten Mondoberfläche ein mehr oder weniger großer Anteil der Sonne von unserer Erde abgedeckt. Am Abend des 3. September zieht die schmale Mondsichel nördlich an Venus vorbei. Am Abend des 8. September ist die Sichel des zunehmenden Mondes nördlich von dem auffälligen Dreieck aus Saturn, Mars und dem Skorpionhauptstern Antares aufzufinden. Dies ist die letzte dieser Häufung heller Objekte, da der Nachbarplanet Mars sich jetzt in Richtung Osten rasch entfernt. Bei guter Horizontsicht bietet am 29. September die schmale abnehmende Mondsichel einen hübschen Anblick beim Planeten Merkur.
Denn von den Planeten wird Merkur Ende des Monats in der hellen Morgendämmerung sichtbar. Venus dagegen bleibt in diesem Monat wieder eine Stunde in der hellen Abenddämmerung über dem Westhorizont sichtbar. In Teleskopen zeigt sich das kleine Venusscheibchen fast voll beleuchtet.
Der rötliche Mars steht nach wie vor über dem Südwesthimmel und kann dann zwei Stunden bis zu seinem Verschwinden unter dem Horizont gesehen werden. Dabei ist er aufgrund des wieder sehr großen Abstands von der Erde als Beobachtungsobjekt in Teleskopen nicht mehr attraktiv. Sein Abstand zum ebenfalls sichtbaren Saturn wächst ständig an. Der Riesenplanet Jupiter im Sternbild Löwe wird am 27. September von der Sonne überholt, steht also in der Konjunktion zur Sonne und bleibt daher unsichtbar. Saturn ist für zwei Stunden dicht über dem Südwesthorizont zu erfassen und sein Ringsystem und der große Mond Titan kann im Teleskop dann noch bestaunt werden. Ausnahmsweise soll hier der entfernteste Planet unseres Sonnensystems erwähnt werden, da er am 2. September in Erdnähe (4,33 Milliarden km) steht und daher mit unseren Teleskopen eingestellt werden kann. Neptun ist ein anspruchsvolles Beobachtungsobjekt für den ersten öffentlichen Beobachtungsabend nach den Sommerferien und natürlich auch für alle weiteren Freitagtermine.
Die Sternkarte zeigt weiterhin die typischen Sommersternbilder mit dem auffälligen Sommerdreieck im oder nahe dem strukturierten Band der Milchstraße, das sich vom Südwest- über den Zenit zum Nordosthorizont erstreckt. Die hellsten Stern- und Gaswolken sind in den Sternbildern Schild und Schützen vorhanden. Dunkel erscheinende Staubwolken, das so genannte Rift, absorbieren das Licht der dahinter liegenden Sterne und lassen das Band der Milchstraße als gespalten erscheinen. Im südöstlichen Bereich der Karte findet man die sogenannten „Wassersternbilder“ zwischen dem rhombusförmig angeordneten Bild mittelheller Sterne, dem Delphin, und den ausgedehnten Fischen, in denen die Sonne zu Frühlingsbeginn zu finden ist. Eines davon ist aufgrund seiner Horizontnähe abends relativ selten bei uns sichtbar. Es ist das Sternbild „Südlicher Fisch“ mit dem hellen Stern Fomalhaut. In Richtung Osten ist jetzt als typisches Herbststernbild das Pegasusviereck zu sehen. Daran anschließend ist nun wieder unsere Nachbargalaxie im Sternbild Andromeda ein interessantes Beobachtungsobjekt für alle optischen Geräte. Unter einem dunklen Himmel kann sie sogar mit bloßem Auge als nebelartige Aufhellung an der in der Grafik angezeigten Position aufgefunden werden. Sie umfasst mehrere hundert Milliarden Sterne und andere Objekte.