„Beteigeuze“ - ein außergewöhnlicher roter Überriesenstern
Das neue Jahr 2020, der Start in das dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, ist ein Gemeinjahr mit 365 Tagen. Unser Heimatplanet befindet sich in den ersten Januartagen im sonnennächsten Bereich, dem so genannten Perihel, seiner leicht elliptischen Jahresbahn um die Sonne. Der Abstand beider Körper beträgt jetzt etwa 147 Millionen Kilometer, das sind 5 Mio. km weniger als Anfang Juli. Für die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen ist allerdings die Neigung der Erdachse gegen die Bahnebene der Erde verantwortlich, die im Nordwinter bei uns nur einen flachen Einstrahlwinkel der wärmenden Sonnenstrahlen zulässt. Im Monatsverlauf wechselt die Sonne aus dem Sternbild Schütze in den Steinbock und gewinnt dabei langsam nördlichere Positionen, wodurch die Tageslänge um etwa eine Stunde zunimmt. Erstmals seit 2015 ist in diesem Jahr am 10. Juni wieder einmal eine partielle Sonnenfinsternis von Deutschland aus zu beobachten.
Dagegen kann leider in diesem Jahr bei uns keine Mondfinsternis bestaunt werden.
Auffällige Konstellationen zwischen hellen Planeten und dem Mond sind in diesem Monat schwierig zu beobachten. Am Morgen des 11. Januar ist die schmale abnehmende Mondsichel neben der horizontnäher aufzufindenden Venus zu sehen. Nach Neumond ist dann die extrem schmale, jetzt aber zunehmende Mondsichel in der noch hellen Abenddämmerung des 14. Januar neben dem dicht am Horizont sichtbaren Planeten Merkur zu bestaunen. Am Abend des 21. Januar steht der zunehmende Halbmond südlich vom immer noch auffälligen roten Planeten Mars. In diesem Monat sind alle hellen Planeten zumindest zeitweise zu beobachten.
Der sonnennächste Planet Merkur erscheint in dem zweiten Januardrittel dicht über dem Südwesthorizont in der hellen Dämmerung und wird dann eine gute Sichtbarkeitsphase bis zum Monatsende am Abendhimmel beginnen. Am Abend des 11. Januar ab 17 Uhr kann er bei sehr guter Horizontsicht mit den westlicher stehenden Jupiter und Saturn, am besten mit einem Fernglas, wahrgenommen werden. Dagegen ist unser innerer Nachbarplanet Venus in diesem Monat nur noch bis zur Monatsmitte als Morgenstern in der hellen Dämmerung zu sehen. Erst im Mai wird sie am Abendhimmel, dann natürlich wieder als „Abendstern“, allmählich sichtbar werden. Der Planet Mars hält seine Sichtbarkeitsdauer bis nach Mitternacht und wird am Abendhimmel bis zum Ende der ersten Jahreshälfte zu verfolgen sein. Durch seine zunehmende Entfernung von der Erde ist die Größe der Planetenscheibe allerdings so gering, dass mit Amateurteleskopen kaum noch Details der Marsoberfläche erkennbar sind. Jupiter ist nur noch im ersten Monatsdrittel in der hellen Abenddämmerung über dem Südwesthorizont zu beobachten. Der Ringplanet Saturn bleibt in diesem Monat für das bloße Auge sogar nur noch in der ersten Januarwoche sichtbar, weil er danach von der ihm nacheilenden Sonne überstrahlt wird. Beide Riesenplaneten, die nach ihrer engen Begegnung im letzten Monat langsam größeren Abstand erreichen, sind daher als Beobachtungsobjekte zu streichen, da die sich nähernde Sonne beide überstrahlt. Sie erscheinen erst wieder ab Mitte März, dann aber am Morgenhimmel. Die Beobachtung des Meteorstroms der Quadrantiden am 3. und 4.Januar wird leider durch den schwächere Sternschnuppen überstrahlenden, abnehmenden Halbmond beeinträchtigt.
Die Wintersternbilder rücken mit ihren vielen auffällig hellen Sternen, deren Farben mit dem bloßen Auge unterschieden werden können, zunehmend in die beste Beobachtungsposition in Richtung Süden. Von diesen ist das Sternbild Orion mit einer Fülle heller Sterne und dem Orionnebel, einer Gas- und Staubwolke, in der sich Hunderte von Sternen schon gebildet haben und sich weitere durch Verdichtungen gegenwärtig bilden, ein Blickfang. Der linke Schulterstern ist ein auffällig heller, rötlich erscheinender Stern, der im deutschen Sprachraum als Beteigeuze benannt ist und dessen Oberflächentemperatur mit etwa 3500°C mehr als 2000°C niedriger liegt als bei unserer Sonne. Bei diesem Stern handelt es sich um einen sogenannten Roten Überriesen in etwa 600 Lichtjahren Entfernung, dessen Ausdehnung sich in unserem Sonnensystem von unserer Sonne ausgehend bis weit über die Marsbahn hinaus erstrecken würde, wie der Zusatzgrafik entnommen werden kann. Es handelt sich um einen veränderlichen Stern, bei dessen Pulsationen sich seine Ausdehnung verdoppeln kann. Dann könnte man fast drei Milliarden Sterne von der Größe unserer Sonne dort unterbringen. Daraus ergibt sich, dass die mittlere Dichte von Beteigeuze nur ein Hundertmillionstel der mittleren Dichte der Sonne (1,4 g/cm³) beträgt. Man spricht geradezu von einem „roten Vakuum“, obwohl der gesamte Stern zwanzig Sonnenmassen umfasst und dessen Dichte im Kern eine Tonne/cm³ beträgt. Dieser Stern war in letzter Zeit verstärkt unter Beobachtung, weil sich seine Helligkeit, stärker als bisher bekannt, verringerte. Drohte die Detonation des Sterns als eine nahe Supernova? Als harmlose Ursache erwies sich eine intensivere Staubbildung in der ungeheuer ausgedehnten, äußerst dünnen Atmosphäre, die das Sternenlicht erheblich abschwächte. Die Umgebung des Sterns ist durch die Expansion von Gas und Staub in mehreren Schalen gekennzeichnet, wodurch das Material für Neubildung von Sternen verändert wird. Schon mit bloßem Auge lassen sich die in der Sternkarte markierten Objekte Andromedagalaxie, Orionnebel und die Sternhaufen Plejaden und h und chi im Sternbild Perseus erfassen.