Die Herbst-Tagundnachtgleiche
Durch den jährlichen Umlauf der Erde um die Sonne (genauer um das gemeinsame Schwerkraftzentrum unseres Sonnensystems, das immer sehr nahe oder innerhalb des Sonnenkörpers liegt) mit etwa 30 km/s (fast eine Milliarde km) ergeben sich vier schon seit Jahrtausenden von den Menschen beachtete Zeitpunkte. Diese werden als Beginn von Jahreszeiten oder der entsprechenden Quartale innerhalb eines Jahres festgelegt. Wenn die Sonne am 22. September 2021 um 21:21 Uhr den Himmelsäquator von Norden nach Süden im Sternbild Jungfrau überquert, beginnt für die Nordhalbkugel der Erde der Herbst. Wie die Zusatzgrafik zeigt, verändert sich regelmäßig für alle Regionen der Erdoberfläche die Höchststellung der Sonne zum Mittag und damit die Stärke der pro Quadratmeter einfallenden Strahlung, die entscheidend für die Wärmebilanz am Boden und in der Atmosphäre ist. Grund dafür ist die Neigung der Erdachse zur Ebene der Umlaufbahn. Dadurch wendet die Erde der Sonne etwa halbjährlich stärker eine der Halbkugeln zu. Für die wichtigen Zeitpunkte sind die Bereiche der Erde dargestellt, für die die Sonne am Mittag senkrecht im Zenit steht (Anblick eines fiktiven Beobachters auf der Sonne). Das sind zweimal im Jahr die Äquatorregion und die Wendekreise, die seit der Antike als Wendekreis des Krebses für den Beginn des Nordsommers und als Wendekreis des Steinbocks für den Beginn des Südsommers bezeichnet werden. Für die Meteorologen gilt allerdings aus statistischen Gründen schon der Monatsanfang als Beginn der neuen Jahreszeit und nicht erst der Tag der (theoretischen) Herbst-Tagundnachtgleiche. Denn erst am 26. September ist dann der Equilux-Tag mit exakt 12 Stunden Tag und Nacht, denn unsere Erdatmosphäre verlängert durch Brechung der in sie eindringenden Lichtwellen (Refraktion) die Sichtbarkeit der Sonne über dem Horizont für uns. Im September wie auch schon im März ist die Veränderung der lichten Tageslänge am stärksten ausgeprägt, nämlich fast 4 Minuten pro Tag und damit etwa zwei Stunden im Monatsverlauf. Es beginnt daher für Hobbyastronomen eine günstige Zeit zum Beobachten der lichtschwächeren Himmelsobjekte, da sich die Zeit mit absoluter Dunkelheit erheblich verlängert. Die geringeren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht bedingen weniger häufig Luftturbulenzen, und die beobachteten Himmelsobjekte weisen deshalb ruhigere Bilder und damit mehr Details auf. Dies verbessert natürlich auch für Astrofotografen die Bedingungen für fantastische Aufnahmen unterschiedlicher Himmelsobjekte.
Am 5. September ist in der Morgendämmerung wieder einmal eine besonders schmale Mondsichel zu beobachten. Unser Erdtrabant steht dann nach Neumond als nun zunehmende Sichel am Abendhimmel und wird am 9. September flach über dem Südwesthorizont bei Venus zu finden sein. Zwischen dem 16. und dem 18. September geht der zunehmende Mond südlich am Ringplaneten Saturn und danach am auffälligeren Riesenplaneten Jupiter vorbei. Er kann sowohl am 20. als auch noch am 21. September als großer Herbstvollmond kurz nach Sonnenuntergang über dem Osthorizont bestaunt werden. Von den Planeten stehen Merkur und Mars in der Nähe der Sonne und werden daher von dieser überstrahlt. Venus ist weiterhin im gesamten Monatsverlauf horizontnah zu beobachten, wobei sie am 5. Oktober Spica, den Hauptstern im Sternbild Jungfrau, passiert. Dagegen ist der Riesenplanet Jupiter schon auffällig in der noch aufgehellten Abenddämmerung im Sternbild Schlangenträger aufzufinden und ist nach dem Untergang der Venus das hellste punktförmige Objekt am südlichen Nachthimmel. Er verabschiedet sich in diesem Monat allerdings schon vor dem Einsetzen der Morgendämmerung unter dem Südwesthorizont. Er ist ein Paradebeoachtungsobjekt unter den Planeten, denn die Bewegungen seiner vier hellen, schon in einem Fernglas sichtbaren Monde bieten immer wieder wechselnde reizvolle Ansichten. Dabei kommt es regelmäßig zu Durchgängen vor und Verfinsterungen auf der Jupiterscheibe und zu Verfinsterungen durch sowie zum Verschwinden hinter dem Riesenplaneten. Dazu lassen sich in seiner Atmosphäre helle Zonen und dunkle Bänder parallel zum Äquator auch schon in kleineren Beobachtungsgeräten erkennen. Der ihm vorausgehende wunderbare Ringplanet Saturn kann ebenfalls noch bis weit nach Mitternacht mit seinem weit geöffneten Ringsystem und einigen seiner Monde im Teleskop bestaunt werden.
Obwohl mit dem Sternbild Pegasus schon in Richtung Südosten ein bekanntes Herbststernbild in den Blick gerät, zeigt die Sternkarte doch noch die typischen Sommersternbilder mit dem auffälligen Sommerdreieck im oder nahe dem strukturierten Band der Milchstraße. Dicht über dem Südosthorizont lässt sich dann auch Fomalhaut, „das Maul des Wals“ im Sternbild Südlicher Fisch als ein in unseren Breiten seltener sichtbaren hellen Stern erblicken.