Merkur und Zodiakallicht am Morgenhimmel
Die Sonne wandert Im ersten vollständigen Herbstmonat durch das überstrahlte Sternbild Jungfrau in zunehmend südlichere Bereiche ihrer Jahresbahn und wird dann am Monatsletzten in das Sternbild Waage wechseln. Dadurch verkürzt sich die maximale Sonnenscheindauer um fast zwei Stunden. Am Sonntag, den 31. Oktober, hat der Tag wieder einmal 25 Stunden, denn um 3 Uhr MESZ werden die Uhren auf 2 Uhr MEZ zurückgestellt und damit die „verlorene“ Stunde vom März „zurückgewonnen“. Für uns gilt dann wieder die „normale“ MEZ bis zum letzten Märzsonntag 2022. Nach einer mehrjährigen Phase geringer Sonnenaktivität mit seltenen Sonnenflecken steigt langsam die Fleckenhäufigkeit und die Anzahl der Protuberanzen, den Auswürfen von Material von der Sonnenoberfläche.
Am Abend des 9. Oktober kann die zunehmende Mondsichel nördlich vom auffälligen „Abendstern“ Venus bis kurz nach dem Ende der Abenddämmerung beobachtet werden. Vom Abend des 13. bis zum 15. Oktober findet man den zunehmenden Halbmond weit südlich von Jupiter und Saturn, die zusammen ein wechselndes attraktives Dreigestirn bilden. Wenn der Mond bei Venus steht, ist er erstmals wieder als breitere Sichel am Abendhimmel sichtbar und es sind seit Neumond fast 80 Stunden vergangen. Dagegen ist die letzte Sichtbarkeit der extrem schmalen Mondsichel am Morgenhimmel nur 31 Stunden vor Neumond. Die Begründung für diesen auffälligen Unterschied ist in der Zusatzgrafik dargestellt. Denn das Zodiakallicht, es handelt sich dabei um den das Sonnenlicht reflektierenden Staub, der sich in der Ekliptikebene konzentriert, bildet die Bahnebenen aller größeren Körper unseres Sonnensystems ab. Zodiak steht dabei für die Gesamtheit aller Tierkreissternbilder, die von Sonne, Mond und Planeten duchlaufen werden. Dieser schwach leuchtende Lichtkegel über dem Osthorizont ist weniger auffällig als das nahestehende Band der Milchstraße und kann nur bei klarem Himmel bis zum Horizont ohne Lichtverschmutzung, also auch ohne überstrahlendes Mondlicht und vor dem Einsetzen der Morgendämmerung, wahrgenommen werden. Es lassen sich in diesem Bereich Sternbilder wie der Löwe erkennen, durch die sich die Sonne vor einiger Zeit bewegte, als sie nördlicher mit einem größeren Tagesbogen stand. Dadurch ist diese vor der Sonne aufgehende Region des Firmaments durch einen steilen Winkel zum Horizont geprägt, wodurch auch kleinere Abstände zur alles überstrahlenden Sonne eine gute Sichtbarkeit zulassen. Erreicht der sonnennahe Planet Merkur diese Position, so ist damit wochenlang eine Sichtbarkeit, allerdings überwiegend auf die Dämmerungsphasen beschränkt, dieses sonst von der Sonne überstrahlten Himmelskörpers ermöglicht. Im Gegensatz dazu geht die Venus am Abendhimmel auf ihrer Bahn in die südlicheren Bereiche der Ekliptik der Sonne voraus. Deshalb lassen ihr mehr als doppelt so großer Abstand zur Sonne und ihre größere Helligkeit kaum eine längere Sichtbarkeitsdauer zu. Es handelt sich hier um denselben Effekt wie bei der beim Mond beschriebenen Differenz der Sichtbarkeitsdauer der Sicheln vor und nach Neumond. Es sei noch darauf hingewiesen, dass die Verhältnisse zum Frühlingsbeginn sich entsprechend umgekehrt verhalten.
Während der sonnennahe Planet Merkur im letzten Monatsdrittel am Morgenhimmel gut sichtbar ist, bleibt unser innerer Nachbarplanet Venus weiterhin am Abendhimmel für seine Möglichkeiten recht unauffällig. Mars wird am 8.Oktober von der Sonne überholt und zieht mit dieser für uns unsichtbar über den Taghimmel. Schon eine Woche vor dieser Konjunktion erreicht unser äußerer Nachbarplanet seine erdfernste Position mit einem Abstand von 395 Millionen Kilometern. Die Sichtbarkeitsdauer der Riesenplaneten Jupiter und Saturn am Abendhimmel verkürzt sich im Monatsverlauf um zwei Stunden, so dass sie bald nach Mitternacht schon dicht über dem Südwesthorizont keine attraktiven Beobachtungsobjekte sind. Zum Bestaunen des attraktiven Ringsystems des Planeten Saturn sowie der interessanten Oberflächendetails und dem Wechsel der unterschiedlichen Mondpositionen des Riesenplaneten Jupiter sollte man bald nach dem Dunkelwerden mit der Beobachtung beginnen. Der Abstand beider Planeten in diesem Monat ist der geringste für die nächsten 18 Jahre.
Der abgebildete Sternhimmel zeigt noch die Sommersternbilder mit dem Sommerdreieck innerhalb des Milchstraßenbandes in ihrer Höchststellung in Richtung Süden. Die typischen Herbststernbilder mit dem „Herbstviereck“ des Pegasus dominieren den Osthimmel. Auf den Andromedanebel M 31, unsere große Nachbargalaxie sowie den Doppelsternhaufen h und chi im Sternbild Perseus sei hier nur der Vollständigkeit halber hingewiesen, da beide Objekte bei guter Sichtbarkeit sogar mit bloßem Auge als neblige Aufhellungen erspäht werden können