Sternenhimmel November 2023

Sternbild Perseus mit interessanten Objekten, Planet Venus von Mondsichel bedeckt, Planeten Jupiter und Uranus in Opposition zur Sonne

 

Sternkarte für den Monat November 2023 Mit dem Spätherbstmonat November beginnt eine Zeit langer Beobachtungsnächte, es sei denn, Wolken oder Nebel machen die Sicht auf das Firmament unmöglich. Nachdem Ende Oktober unsere Uhren um eine Stunde zurückgestellt wurden, kann man nun mit der Beobachtung des Sternhimmels in der Abenddämmerung schon vor 18 Uhr beginnen. Das in einer der Zusatzgrafiken dargestellte Sternbild Perseus ist in diesem Monat die ganze Nacht prominent sichtbar. Dessen interessante Sternfigur mit einer gekrümmten Sternenkette, die in ihrem Verlauf auf die Plejaden weist, soll hier mit mehreren recht verschiedenartigen Himmelsobjekten vorgestellt werden. Das schon aus der Antike überlieferte Sternbild soll den Zeussohn Perseus als eine der an den Himmel gesetzten zentralen Figuren aus dem Sagenkreis über die Rettung der schönen äthiopischen Königstochter Andromeda darstellen. Zu dieser beinahe im Stil von Hollywoodfilmen ausgearbeiteten Sage können sechs weitere unserer, aus der Antike übernommenen und von der IAU anerkannten 88 Sternbilder zugeordnet werden. In diesem Zusammenhang steht auch eines der vorgestellten Himmelsobjekte, das von alters her für das von Perseus abgehackte Medusenhaupt steht, mit dem der böse Walfisch zu Stein wurde. Es handelt sich dabei um ein Objekt mit ganz regelmäßiger Helligkeitsveränderung, nämlich den veränderlichen Stern Algol, ein Doppelsternsystem in 93 Lichtjahren Entfernung. Die Ursache für dieses einfach zu beobachtende Phänomen ist durch die gegenseitigen Bedeckungen zweier verschieden heller Sterne, die sich durch den Umlauf dieser Sterne um das gemeinsame Massenzentrum in unserer Blickrichtung ergeben und dadurch je ein leicht erkennbares Hauptminimum und ein kaum bemerkbares Nebenminimum erzeugen. Helligkeitsabstieg sowie –anstieg, jeweils etwa fünf Stunden, lassen sich z.B. am Abend des 7. und 30. November verfolgen. Dieses Verhalten am eigentlich für unveränderbar gehaltenen Himmel könnte eine Zuordnung zum Haupt der Gorgone Medusa erklären. NGC 1499, nach seiner Form als Californianebel benannt, ist ein Gasnebel in etwa 1000 Lichtjahren Entfernung. Die Farbe des nur grenzwertig mit bloßem Auge wahrnehmbaren, sich über 100 Lichtjahre erstreckenden Objekts weist auf ionisierte Wasserstoffatome hin, die durch die Strahlung des nahestehenden Stern Xi Persei verursacht wird. M 34 ist ein mittelgroßer offener Sternhaufen in 1400 Lichtjahren Entfernung, der etwa 100 Sterne umfasst und sich vor etwa 200 Millionen Jahr bildete. Im oberen Teil des Sternbilds lassen sich zwei scheinbar nahestehende Sternhaufen, als Doppelsternhaufen h und chi bezeichnet, auffinden. Sie wurden schon vor der Zeitenwende von Hipparch beschrieben. Beide sind fünfmal weiter entfernt als M34, haben sich erst vor etwa 10 Millionen Jahren in einem riesigen Sternentstehungsgebiet gebildet und enthalten daher noch leuchtkräftige blaue und rote Überriesensterne. Sie bieten in einem größeren Teleskop einen fantastischen Anblick. Mond bedeckt Venus

 

Die schmale abnehmende Mondsichel nähert sich in der Morgendämmerung des 9. November der über dem Osthorizont strahlenden Venus, die dann im Verlauf des Morgens bedeckt wird. Eine der Zusatzgrafiken zeigt die Situation am vom Sonnenlicht beleuchteten Mondrand kurz vor Beginn der Bedeckung mit unserem mehr als „Halbvenus“ im Teleskop erscheinenden inneren Nachbarplaneten. Durch die Ausdehnung der Planetenscheibe dauern sowohl das Verschwinden als auch das Auftauchen danach am unbeleuchteten Mondrand etwas an, wohingegen bei Bedeckungen der punktförmigen Sterne diese Vorgänge augenblicklich eintreten. Bei sehr klarem Himmel lässt sich die Annäherung ab Sonnenaufgang, das Verschwinden und Wiederauftauchen auf der gegenüberliegenden Mondseite vielleicht mit bloßem Auge verfolgen, sicher aber im Fernglas, da der Morgenstern zurzeit gerade noch eine dafür ausreichende Helligkeit aufweist (beim Einsatz optischer Geräte nicht in die Sonne blicken, es besteht die Gefahr des Erblindens!). Bei klarem Himmel ist zu diesem Ereignis die Sternwarte ab 7 Uhr geöffnet. Am 20. November passiert der jetzt allerdings zunehmende Halbmond ab der Abenddämmerung den am Südhimmel sichtbaren Ringplaneten Saturn. Am 25. November zieht der fast volle Mond am Tag dann nördlich an Jupiter vorbei, wobei er in der Nacht vorher und am Abend des 25. November dicht beim auffälligen Riesenplaneten aufzufinden ist.

Da die Sonne in die südlichsten Bereiche ihrer Jahresbahn einläuft, verkürzt sich im Monatsverlauf die Tageslänge auf achteinhalb Stunden. Unser Tagesgestirn befindet sich dabei bis zum 23. November im Tierkreissternbild Waage, danach durchläuft sie eine Woche den Skorpion und wechselt schließlich am letzten Tag des Monats in den nicht zu den klassischen Tierkreissternbildern gezählten Schlangenträger. Die Sonnenaktivität mit Sonnenflecken, Filamenten und Protuberanzen am Sonnenrand stagniert zurzeit, obwohl sich eher eine weiter ansteigende Aktivität  vor dem zeitnah erwarteten Sonnenfleckenmaximum zeigen sollte. Bisher lassen die Erkenntnisse über Entstehung, Ausprägung und Häufigkeit keine belastbaren Vorhersagen über die weiter Entwicklung der Aktivität zu. Es lohnt, die Sonne an den Sonnenbeobachtungsterminen zu betrachten.

Im Monatsverlauf bleiben die Planeten Merkur und Mars für das bloße Auge unsichtbar.

Dagegen ist Venus in ihrer Rolle als „Morgenstern“ mehr als drei Stunden vor Sonnenaufgang immer noch sehr auffällig. Sie bleibt dies bei abnehmender Sichtbarkeitsdauer bis in den Monat März des nächsten Jahres. Allerdings nähert sich der innere Nachbarplanet scheinbar ab diesem Monat, von der Erde aus betrachtet, langsam der Sonne, bis sie dann in vier Monaten von dieser überstrahlt wird. Ein Höhepunkt in diesem Monat ist die oben schon beschriebene Bedeckung des Planeten durch die sehr schmale abnehmende Mondsichel, die leider am Taghimmel des 9. November stattfindet,

Der Riesenplanet Jupiter und der dreimal kleinere Eisplanet Uranus erreichen im Abstand von 10 Tagen in diesem Monat ihre Oppositionsstellung zur Sonne und bieten damit optimale Beobachtungsbedingungen, da sie die ganze Nacht gut sichtbar sind. Während Jupiter mit seinen vier großen Galileischen Monden und den Details in der höchstdynamischen Atmosphäre mit helleren Zonen und dunkleren Bändern und dem auffälligen „Roten Fleck“ ein äußerst attraktives Beobachtungsobjekt in Erdnähe darstellt, kann der fünfmal so weit entfernte grünlich erscheinende Uranus mit seiner praktisch strukturlosen Atmosphäre, seinen fünf nur mittelgroßen Monden und seiner weniger als ein Zehntel so großen Planetenscheibe kaum Interesse auf sich ziehen. Natürlich ist dadurch das Wissen zum Jupitersystem ein Vielfaches größer, zumal seit vielen Jahren die Raumsonde Juno, die fantastische Bilder von den sehr unterschiedlichen Regionen der Atmosphäre liefert, an der Enthüllung von Geheimnissen beteiligt ist, während Uranus nur einmal 1986 von Voyager 2 besucht wurde. Die Auswertungen der Messungen von Analysegeräten an Bord der Juno- Raumsonde belegen u.a. Schwingungen in allen Bereichen der Jupiteratmosphäre, das Auftreten von gewaltigen Blitzen in riesigen Wasserwolken, zwischen denen auch wasserfreie Bereiche vorliegen und die Existenz der Basis des großen Roten Flecks, eines schon sehr lang beobachteten, mehr als erdgroßen Wirbelsturms in mehr als 300 km Tiefe in der Gashülle. Der  Ringplanet Saturn verkürzt allmählich seine Beobachtungszeit und sollte daher in Teleskopen sofort nach der Abenddämmerung in noch günstiger Höhe über dem Horizont beobachtet werden. Sein Ringsystem ist weit von seiner maximalen Öffnung entfernt, trotzdem noch sehr beeindruckend. Außerdem sind teleskopisch einige seiner helleren Monde sichtbar.

Die Milchstraße ist ohne überstrahlendes Mondlicht gut sichtbar und zieht sich vom Sternbild Adler über dem Westhorizont durch das Gebiet des Sommerdreiecks weiter zur Cassiopeia (dem Himmels-W oder, je nach Blickrichtung, auch –M) im Zenit bis zum Osthorizont im Sternbild Fuhrmann mit dem hellen Stern Capella als Teil des sogenannten Winter-Sechsecks. Tief über dem Südhorizont ist der helle Hauptstern Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch zu erkennen. Zudem ist bis zum Jahresende der Andromedanebel M 31, die Schwestergalaxie unserer Milchstraße in mehr als 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung, optimal zu beobachten. Sie kann schon relativ leicht mit bloßem Auge als verschwommener Nebelfleck erkannt werden. Weitere attraktive Beobachtungsobjekte für das bloße Auge und noch mehr für kleinste optische Geräte ist das bekannte „Siebengestirn“ = Plejaden im Tierkreissternbild Stier sowie der oben beschriebene Doppelsternhaufen h und chi im Band der Milchstraße.