Wieder einmal ein Komet fürs bloße Auge
Das beginnende Jahr 2023 ist ein Gemeinjahr mit 365 Tagen. Unser Heimatplanet befindet sich in den ersten Januartagen im sonnennächsten Bereich seiner leicht elliptischen Jahresbahn um die Sonne, dem so genannten Perihel. Der Abstand beider Körper beträgt jetzt mit etwa 147,1 Millionen Kilometer ca. 5 Mio. km weniger als Anfang Juli. Für die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen ist allerdings die Neigung der Erdachse gegen die Bahnebene der Erde verantwortlich, die im Nordwinter bei uns nur einen flachen Einstrahlwinkel der wärmenden Sonnenstrahlung zulässt. Im Monatsverlauf wechselt die Sonne aus dem Sternbild Schütze in das Sternbild Steinbock und gewinnt dabei langsam nördlichere Positionen, wodurch die Tageslänge um etwa eine Stunde zunimmt.
In diesem Monat ist ein Komet für kurze Zeit sogar mit bloßem Auge, mindestens jedoch mit jedem Fernglas zu erspähen. Dieser Anfang März des letzten Jahres entdeckte Himmelskörper mit der Bezeichnung C/2022 E3 (ZTF) erreicht am 12. Januar sein Perihel mit etwa 165 Mio. km Abstand von der Sonne und gelangt Anfang Februar in Erdnähe mit etwa 42 Mio. km Abstand zu uns. Dadurch erhöht sich für uns seine Geschwindigkeit vor dem Sternhimmel erheblich, wie der Zusatzgrafik entnommen werden kann. Da die Bahn des Kometen fast senkrecht auf der Bahn der Erde steht, kann er Ende des Monats in der Nähe des Polarsterns aufgefunden werden.
In diesem für uns Mitteleuropäer Finsternis armen Jahr ist am 28. Oktober nur eine knappe partielle Mondfinsternis von Deutschland aus zu beobachten.
Sowohl am 3. Januar als auch in der Nacht vom 30./31. Januar findet man den zunehmenden Mond bei Mars. Am Abend des 23. Januar ist die schmale zunehmende Mondsichel neben dem Planetenduo Venus und Saturn zu sehen. Am Abend des 25. Januar steht die Mondsichel südlich vom immer noch auffälligen Jupiter.
In diesem Monat sind alle hellen Planeten zumindest zeitweise zu beobachten.
Der sonnennächste Planet Merkur erscheint zu Beginn des letzten Januardrittels dicht über dem Südosthorizont in der hellen Dämmerung und wird damit am Morgenhimmel eine Sichtbarkeitsphase bis zum Monatsende beginnen. Dagegen ist unser innerer Nachbarplanet Venus in diesem Monat als Abendstern in der Dämmerung zu sehen. Am 22. Januar ist Venus südlich vom lichtschwächeren Saturn, der in der Abenddämmerung kaum noch wahrnehmbar ist, aufzufinden. Ab März wird Venus dann als ein zunehmend strahlender Blickfang den Abendhimmel schmücken. Der Planet Mars hält seine Sichtbarkeitsdauer bis nach Mitternacht und wird ebenfalls am Abendhimmel bis zum Ende der ersten Jahreshälfte zu verfolgen sein. Durch seine zunehmende Entfernung von der Erde ist die Größe der Planetenscheibe allerdings so gering, dass mit Amateurteleskopen nur noch wenige Details auf der Marsoberfläche erkennbar sind. Jupiter ist am Abendhimmel über dem Westhorizont zu beobachten. Im Fernglas lässt sich die Bewegung seiner vier hellen Monde gut verfolgen. Der Ringplanet Saturn ist kein attraktives Beobachtungsobjekt mehr und verschwindet am Monatsende für das bloße Auge, weil er von der ihm nacheilenden Sonne überstrahlt wird.
Die Beobachtung des Meteorstroms der Quadrantiden am 3. und 4.Januar wird leider durch den schwächere Sternschnuppen überstrahlenden, abnehmenden Halbmond beeinträchtigt.
Die Wintersternbilder rücken mit ihren vielen auffällig hellen Sternen, deren Farben mit dem bloßen Auge gut unterschieden werden können, zunehmend in die beste Beobachtungsposition in Richtung Süden. Von diesen ist das Sternbild Orion mit einer Fülle heller Sterne und dem Orionnebel, einer Gas- und Staubwolke, in der sich Hunderte von Sternen schon gebildet haben und sich weitere durch Verdichtungen gegenwärtig bilden, ein Blickfang in jedem Teleskop. Der linke Schulterstern ist ein auffällig heller, rötlich erscheinender Stern, der im deutschen Sprachraum als Beteigeuze benannt ist und dessen Oberflächentemperatur mit etwa 3500°C mehr als 2000°C niedriger liegt als bei unserer Sonne. Bei diesem Stern handelt es sich um einen sogenannten Roten Überriesen in etwa 600 Lichtjahren Entfernung, der nach unterschiedlichen Berichten aus der Antike allerdings noch eine gelbe Farbe zeigte. Das könnte bedeuten, dass dieser Stern in astronomisch kürzester Zeit einen erkennbaren Entwicklungsvorgang von einem Gelben zu einem Roten Überriesen durchlaufen hat. Schon mit bloßem Auge lassen sich die in der Sternkarte markierten Objekte Andromedagalaxie, die Umgebung des Orionnebels sowie die Sternhaufen Plejaden und h und chi im Sternbild Perseus erfassen.