Die Leier – kleines Sternbild mit interessanten Beobachtungsobjekten
Der Juli ist der typische Monat des Hochsommers. Die Sonne befindet sich nämlich kurz nach der Sommersonnenwende noch immer in den nördlichsten Bereichen ihrer Jahresbahn. Am 20. Juli wechselt sie aus dem Sternbild Zwillinge in das Sternbild Krebs. Danach wird es nach Mitternacht in Richtung Norden für zunehmend längere Zeiten auch wieder absolut dunkel werden. Zudem ist im Monatsverlauf eine Verkürzung der Tageslänge um eine Dreiviertelstunde festzustellen. Am 5. Juli befindet sich die Erde auf ihrer leicht elliptischen Jahresbahn im weitesten Abstand von der Sonne, im sogenannten Aphel. Die beiden Körper trennen dann nämlich mehr als 152 Millionen km, das sind fast 5 Millionen km mehr als Anfang Januar. Das Licht benötigt jetzt fast achteinhalb Minuten von der Sonnenoberfläche bis zur Erde. Sonnenflecken, Protuberanzen und andere Erscheinungen im neuen Aktivitätszyklus sind noch selten und eher unauffällig.
In der Morgendämmerung des 8. Juli ist bei guter Horizontsicht kurz vor 5 Uhr letztmals die extrem schmale abnehmende Mondsichel und mit einem Fernglas der näher zum Horizont stehende Planet Merkur zu erspähen. Am Abend des 12. Juli findet man die jetzt zunehmende schmale Mondsichel ab 22 Uhr über der auffälligen Venus und dem jetzt nur im Fernglas wahrnehmbaren Mars in Richtung Nordwest. Unser Erdtrabant bietet in der Nacht vom 23. zum 24. Juli eine kurze Vollmondnacht. In den folgenden Nächten werden die beiden auffällig hellen Riesenplaneten Saturn und Jupiter südlich überholt und zu verschiedenen Dreieckskonstellationen ergänzt, was bei guter Horizontsicht in niedriger Stellung über dem Südhorizont zu beobachten ist.
Der sonnennahe Merkur kann im besten Fall in der Zeit um den 8. Juli in der Morgendämmerung in Richtung ONO horizontnah mit einem Fernglas erspäht werden. Venus spielt weiterhin im Monatsverlauf ihre bescheidene Rolle als recht unauffälliger Abendstern und verschwindet noch in der Dämmerung unter dem Nordwesthorizont. Mars beendet seine Sichtbarkeitsperiode nach über 20 Monaten und ist in der Abenddämmerung spätestens ab Monatsende nicht mehr wahrzunehmen. Beim Riesenplaneten Jupiter lassen sich vorm Einsetzen der Morgendämmerung in dessen Atmosphäre im Fernrohr oft Farben und Formen wechselnde Details in dunklen Bändern und hellen Zonen beobachten sowie die unterschiedlichen Konstellationen seiner vier hellen Monde auch schon mit Ferngläsern verfolgen. Zudem steht der Ringplanet Saturn kurz vor seiner Oppositionsstellung zur Sonne und damit in Erdnähe ein wunderschönes Beobachtungsobjekt. Im Teleskop kann man bei guter Horizontsicht das eindrucksvolle geöffnete Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung bewundern sowie den Umlauf der helleren Saturnmonde verfolgen.
Während am Osthimmel die ersten Herbststernbilder aufziehen, steht das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Atair im Adler und Deneb im Schwan zentral in bester Beobachtungsposition in Richtung Süden. Während von diesen heißen, blau erscheinenden Sternen die helleren, nämlich Atair knapp 17 und Wega 25 Lichtjahre von uns entfernt sind, ist der scheinbar lichtschwächste, nämlich Deneb, mit etwa 2.000 Lichtjahren Abstand tatsächlich rund 10.000fach heller. Wega, fünfthellster Stern am Firmament, ist Hauptstern im kleinen Sternbild Leier, im antiken Mythos dem Gott Apoll zugeordnetes Musikinstrument, mit einem angehängten Parallelogramm ähnlich heller Sterne. Das kleine Sternbild neben dem schimmernden Band der Sterne in der Milchstraße zeigt verschiedene, interessante Beobachtungsobjekte fürs bloße Auge oder kleinere optische Geräte, wie die Zusatzgrafik zeigt. Der seine Helligkeit regelmäßig verändernde Stern ß (Sheliak), ist ein sehr eng stehendes Doppelsternsystem. Dessen Orientierung im Raum hat zur Folge, dass sich die unterschiedlich hellen Sterne bei jedem Umlauf für uns Beobachter gegenseitig abdecken, was den regelmäßigen Helligkeitswechsel verursacht. Der Ringnebel M57, ein sogenannter Planetarischer Nebel, zeigt eine astronomisch kurze Entwicklungsphase am Ende von sonnenähnlichen Sternen. Dabei hat ein Roter Riesenstern seine äußeren Hüllen abgestoßen, die auf ihrem Weg in den Weltraum von der energiereichen Strahlung des etwa erdgroßen Überrestes, eines Weißen Zwergs, zum Leuchten angeregt wird. Der Stern ζ ist ein typisches, weites Doppelsternsystem mit unterschiedlich hellen Komponenten in etwa 155 Lichtjahren Entfernung. ε ist ein selteneres, hierarchisch aufgebautes Vierfachsternsystem in ähnlichem Abstand von uns und besteht aus zwei engeren Doppelsternen, die sich in so weitem Abstand umkreisen, dass gute Augen das System (als „Augenprüfer“) bei klarer Sicht als zwei Sterne getrennt wahrnehmen können.