Riesenplanet Jupiter mit Monden am späten Abendhimmel
Im ersten Monat des Winterhalbjahres verkürzt sich die Zeit des lichten Tages um zwei auf ungefähr 9,5 Stunden; die Dämmerungsphase ist jetzt besonders kurz. Der Anblick des Sternenhimmels bei Eintritt der Dunkelheit ändert sich bis Jahresende nur unwesentlich, da die Sonne stetig früher untergeht. Ein regelmäßiger Vergleich einer exakt ausgerichteten Sonnenuhr mit Zeitfunkuhren zeigt, dass die Sonne Ende des Monats mehr als eine Viertelstunde früher unter dem Horizont verschwindet; das Phänomen ist als Zeitgleichung bekannt. Diese Tatsache verstärkt den Eindruck, dass die Tage im Herbst besonders schnell kürzer werden. Am Sonntag, den 28.Oktober, hat der Tag wieder einmal 25 Stunden, da an diesem Datum die Uhren von 3 auf 2 Uhr zurückgestellt werden und die „verlorene“ Stunde vom März „zurückgewonnen“ wird. Aus der Sommerzeit wird damit wieder die „normale“ MEZ.
Zum Monatsanfang steht der noch fast volle Mond im Sternbild Fische. Auf seiner Bahn in den nördlichsten Bereichen der Ekliptik geht er am Abend des 5. Oktober südlich vom hellen Planeten Jupiter vorbei und steht am 8. Oktober im Sternbild Zwillinge im letzten Viertel. Als abnehmende Sichel mit dem erkennbaren Erdschein auf der nicht beleuchteten Mondoberfläche geht sie in den Tagen um den 12. Oktober weit südlich an der hellen Venus vorbei und erreicht am 15. die Neumondphase. Als zunehmende Sichel dicht über dem Südwesthorizont geht sie am Planeten Mars vorbei und steht dann am 22. Oktober im Sternbild Schütze in seinem ersten Viertel. Am 29. Oktober ist dann Oktober- Vollmond, wieder im Sternbild Fische.
Von den Planeten bleiben im ganzen Monat Saturn und Merkur der Sonne zu nahe und können daher vom bloßen Auge nicht erfasst werden. Dagegen ist Venus weiterhin sehr heller Morgenstern, der fast drei Stunden vor der Sonne über dem Osthimmel erscheint. Am 3. Oktober zieht sie morgens sehr dicht am hellen Löwen-Hauptstern Regulus vorbei. Ihre Bewegung kann sehr gut in den Tagen davor und danach verfolgt werden. Ende des Monats überschreitet sie dann, schon im Sternbild Jungfrau, den Himmeläquator von Nord nach Süd. Vor dem Aufgang des Morgensterns ist der Riesenplanet Jupiter das auffälligste Objekt, das schon weit vor Mitternacht im Nordosten über dem Horizont auftaucht und dann die restliche Nacht beobachtet werden kann. In guten Ferngläsern und kleinen Teleskopen sind in seiner Atmosphäre helle Zonen und dunkle Bänder auszumachen. In größeren Beobachtungsgeräten lassen sich dann Wirbelstrukturen, größer als die Erde, erkennen. Innerhalb von einer Stunde können Bewegungen dieser Details erfasst werden, die auf eine sehr hohe Rotationsgeschwindigkeit des Riesenplaneten schließen lassen. Schon in Ferngläsern lassen sich die vier großen Monde und deren Umläufe um Jupiter verfolgen, wobei es zu Durchgängen der Mondscheiben und ihrer -schatten vor und zu Bedeckungen bzw. Verfinsterungen hinter der Planetenscheibe kommen kann. Mars als rötliches Objekt kann wegen seiner sehr südlichen Position in der Abenddämmerung nur kurze Zeit über dem Südwesthorizont erspäht werden. Am 18. Oktober zieht die schmale Mondsichel nördlich an ihm vorbei. Zwei Tage später ist Mars etwa acht Monddurchmesser nördlich von Antares = „Gegenmars“ aufzufinden. Die seltsame Bezeichnung für den Hauptstern des Skorpion leuchtet ein, wenn man die rötliche Färbung beider Objekte direkt vergleichen kann. Allerding ist Antares ein roter Überriese mit dem 700fachen Durchmesser unserer Sonne (die Marsbahn hätte in ihm gut Platz!), der mehr als 17 Sonnenmassen enthält und mit 70000facher Leuchtkraft der Sonne aus etwa 600 Lichtjahren Entfernung funkelt. Antares ist auf dem besten Weg, um in astronomisch kurzer Zeit als Supernova zu detonieren.
Hingewiesen wird in diesem Monat auf den kleineren Gasplaneten Uranus, der unter besten Sichtbarkeitsbedingungen mit bloßem Auge im Sternbild Fische erspäht werden kann. Denn er befindet sich ab diesem Jahr nördlich des Himmelsäquators und erreicht bis 2034 immer höhere Deklinationen, was die Möglichkeiten zu seiner Beobachtung ständig besser werden lässt. Man findet ihn südöstlich vom Ring des Sternbilds Fische, in stärkeren Teleskopen als grünliches Objekt.
Das Zodialkallicht, an Staub in der Ekliptik gestreutes Sonnenlicht, kann morgens bei sehr klarer Horizontsicht als eine sehr schwache, kegelförmige Lichtsäule über dem Aufgangsort der Sonne ab 6 Uhr erkannt werden. Jedes störende Licht, selbst schwächster Mondschein, schließt ein Beobachten dieser von Immanuel Kant als „Halsschmuck der Sonne“ bezeichneten Erscheinung aus.
Der abgebildete Sternhimmel in südöstlicher Richtung zeigt typische Herbststernbilder. Im Südwesten dominieren dagegen noch die Sommersternbilder. Hier soll auf einige sehr unterschiedliche Beobachtungsobjekte im Sternbild Andromeda hingewiesen werden. Der östliche Stern der Andromedakette, Alamak, ist ein interessanter “ Doppelstern“ in etwa 370 Lichtjahren Entfernung. Die hellere Komponente erscheint orange, die schwächere dagegen blauweiß (sie besteht in Wahrheit aus drei nicht trennbaren Komponenten). Ausgehend von diesem Doppelstern in Richtung des Sterns an der Spitze vom Sternbild Dreieckfindet man den offenen Sternhaufen NGC 752, der eventuell mit bloßem Auge, sicher in einzelne Sterne aufgelöst im Fernglas sehen kann. Geht man von Alamak etwa gleich weit, allerdings nördlicher, so kommt man zum Stern Y Andromedae, der mit einer Helligkeit von 4. Größenklasse leicht auffindbar ist. Dieser sonnenähnliche Stern ist rund 44 Lichtjahre entfernt, aber jünger, heißer und massereicher als die Sonne. Er besitzt einen Roten Zwerg im 750fachen Abstand Erde – Sonne als Begleiter, und in viel geringeren Abstand mindestens drei Planeten, die seit 15 Jahren beobachtet werden. Dieses erste bekannte und meistuntersuchte Exoplanetensystem zeigt allerdings Eigenschaften, die es als nicht stabil erscheinen lassen. Damit ist es ein Beispiel, das unsere Vorstellungen von Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen wie unserem Sonnensystem stark herausfordert. Auf den Andromedanebel M 31 mit den beiden leicht auffindbaren Begleitgalaxien sei hier nur der Vollständigkeit halber hingewiesen.
Die Milchstraße zieht sich von Südwesten durch den Zenit nach Nordosten über das Firmament.