Wunderbare Beobachtungsnächte und –objekte im September
Wenn die Sonne am 22. September um 16:49 Uhr den Himmelsäquator von Norden nach Süden im Sternbild Jungfrau überquert, beginnt für die Nordhalbkugel der Erde der Herbst. Für die Meteorologen gilt allerdings aus statistischen Gründen schon der Monatsanfang als Beginn der neuen Jahreszeit und nicht erst der Tag der Herbst-Tagundnachtgleiche. Im September wie auch schon im März ist die Veränderung der Tageslänge am stärksten ausgeprägt, nämlich 4 Minuten pro Tag und damit zwei Stunden im Monatsverlauf.
Es beginnt für Hobbyastronomen eine günstige Zeit zum Beobachten der Himmelsobjekte, da die Zeit mit absoluter Dunkelheit erheblich länger wird. Die geringeren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht bedingen weniger häufig Luftturbulenzen, und die beobachteten Himmelsobjekte weisen deshalb ruhigere Bilder und damit mehr Details auf. Dies verbessert natürlich auch für Astrofotografen die Bedingungen für fantastische Aufnahmen.
Unser noch voller Erdmond steht zu Monatsbeginn im Sternbild Fische. Bis zum 08. September nimmt er von Tag zu Tag ab, wobei er in seinem letzten Viertel die nördlichste Position seiner Monatsbahn erreicht. An diesem Morgen nähert er sich dem auffälligen Planeten Jupiter, den er dann am Mittag knapp südlich passiert. Die danach zunehmend schmaler werdende Sichel begegnet am 12. September der strahlenden Venus. An diesem Tag hat man bei sehr klarem Himmel eine große Chance, Venus mit bloßem Auge etwa vier Grad nördlich der leichter aufzufindenden Mondsichel zu erspähen. Am 14. September ist die sehr schmale Sichel letztmalig in der aufgehellten Dämmerung über dem Osthorizont zu erblicken. Nach Neumond am 16. September ist die jetzt zunehmende Sichel erstmals am 19. September flach über dem Südwesthorizont südlich vom Planeten Mars bei klarer Sicht zu erfassen. Seine südlichste Position erreicht unser Trabant mit seinem ersten Viertel am 22. September. Danach erreicht er langsam wieder nördlichere Bereiche seiner Bahn, bis er am letzten Tag des Monats als großer Vollmond kurz nach Sonnenuntergang über dem Osthorizont bestaunt werden kann.
Von den Planeten steht Merkur in der Nähe der Sonne und wird von dieser überstrahlt. Venus bleibt weiterhin strahlender Blickfang nach ihrem Aufgang am Morgenhimmel. Ihre Sichtbarkeitsdauer beträgt trotz späteren Auftauchens über dem Nordosthorizont (gegen 3:30 Uhr am Monatsende) unverändert fast vier Stunden wegen der immer später einsetzenden Morgendämmerung.
Der rötliche Mars steht nach Sonnenuntergang in der Abenddämmerung tief am Südwesthorizont. Als Beobachtungsobjekt fällt er aus; die jetzt eintreffenden beeindruckenden Bilder von Curiosity im Marskrater Gale entschädigen für die fehlenden eigenen Beobachtungsmöglichkeiten.
Jupiter im Sternbild Stier erscheint im September schon vor Mitternacht über dem Nordosthorizont. Er ist ein Paradeobjekt unter den Planeten, denn die Bewegungen seiner vier hellen, schon in einem Fernglas sichtbaren Monde, bieten immer wieder wechselnde Ansichten. Dazu lassen sich in seiner Atmosphäre helle Zonen und dunkle Bänder parallel zum Äquator auch schon in kleinen Beobachtungsgeräten erkennen. Saturn ist bestenfalls noch in der ersten Septemberwoche dicht über dem Westhorizont zu erfassen und bis zu seinem Auftauchen in der Morgendämmerung Mitte November für das bloße Auge unsichtbar. Hingewiesen werden soll auch auf den Planeten Uranus, der im Sternbild Fische unter günstigsten Sichtbarkeitsbedingungen mit bloßem Auge gesehen werden kann und am 29. September in Opposition zur Sonne steht.
Obwohl mit dem Sternbild Pegasus schon in Richtung Südosten ein bekanntes Herbststernbild in den Blick gerät, zeigt die Sternkarte doch noch die typischen Sommersternbilder mit dem auffälligen Sommerdreieck im oder nahe dem strukturierten Band der Milchstraße. Sollte es bis zum Horizont klar sein, schaut man in Richtung des Sternbildes Schütze zu deren Zentrum. Dicht über dem Südosthorizont lässt sich dann auch Fomalhaut, „das Maul des Wals“ im Sternbild Südlicher Fisch als ein in unseren Breiten seltener Gast erblicken. Er ist so hell, dass nur zwölf Sterne am mitteleuropäischen Himmel ihn darin übertreffen, seine Farbe ist weiß, was einer Oberflächentemperatur von 8300° C entspricht und er besitzt zweieinhalbfache Sonnenmasse in 25 Lichtjahren Entfernung. Bei ihm konnte erstmals vom Weltraumteleskop Hubble ein Exo-Planet auf Infrarot-Aufnahmen in einer ausgedehnten Gas- und Staubscheibe optisch nachgewiesen werden. Außerdem gehört er zum so genannten Kastor-Bewegungshaufen, zu dem Sterne mit gleicher Bewegung und gleichem Entstehungsort zusammengefasst werden, so neben Kastor in den Zwillingen auch Wega in der Leier. Ein interessantes Beobachtungsobjekt am Sommerhimmel ist ohne Zweifel wegen seines Sternenzugs der so genannte Kleiderbügel-Haufen. Er wurde schon vom persischen Astronomen Al-Sufi als schwache Wolke im Sternbild Füchschen dargestellt und ist damit eines der etwa ein Dutzend Deep Sky-Objekte aus der Zeit vor der Erfindung des Fernrohrs. Klarer Himmel und gute Augenleistung ermöglichen das Erkennen der drei helleren Hakensterne, wohingegen die Bügelsterne als eine neblige Linie erscheint. Mit einfachsten optischen Instrumenten ist das Auffinden unproblematisch. Ein weiterer Leckerbissen ist die Beobachtung des Nordamerikanebels, ein etwa 2000 Lichtjahre entfernter leuchtender Gasnebel, der seine namensgebende Struktur durch vorgelagerte Staubwolken erhält. In einem guten Feldstecher kann das ausgedehnte Objekt als Ganzes erfasst werden, wenn man vom hellen Stern Deneb etwas mehr als ein halbes Gesichtsfeld nach Südosten schwenkt.