Die Schwarze Venus vor der Sonne - Jahrhundert-Ereignis Venus-Transit
Die Sonne steht am 21. Juni um 1.09 Uhr MESZ im Sommerpunkt, auch astronomisch beginnt nun der Sommer. Den ganzen Monat bleibt die astronomische Dämmerung, was die Beobachtung von Deep-Sky-Objekten einschränkt. Dafür steht die Sonne als Beobachtungsobjekt mehr als 16 Stunden über dem Horizont und bietet beste Bedingungen, Erscheinungen und deren Veränderungen auf ihrer Oberfläche zu verfolgen. Das sollte besonders am frühen Morgen des 06. Juni mit Sonnenaufgang um 5.13 Uhr (abhängig vom realen Horizont) zur Beobachtung der Endphase des Venusdurchgangs genutzt werden. Dieses Ereignis darf nur mit Sonnenfinsternis-Brille mit entsprechender Folie zum Schutz der Augen oder bei Verwendung von optischen Geräten nur mit Sonnenfiltern beobachtet werden, sonst besteht die Gefahr der Erblindung! Nach Sonnenaufgang kann bei klarer Sicht in Richtung Nordosten die Venus auch ohne optische Hilfsmittel als dunkler Punkt in der nördlichen Hemisphäre der Sonnenscheibe auf dem Weg zum rechten Rand erblickt werden. Die rückläufige Venus bewegt sich in den folgenden 1 ½ Stunden von links nach rechts, und zwar etwa 8` nördlich der Ekliptik, die ja durch den Sonnenmittelpunkt definiert wird. Die Austrittsphase beginnt mit dem so genannten 3. Kontakt, wenn die Venusscheibe gerade den Sonnenrand von innen berührt. Dabei könnte wie vor acht Jahren ein Lichtring um die dunkle Venus erkennbar werden und das so genannte Tropfenphänomen auftreten. Man kann unmittelbar vor dem 3. Kontakt zwischen dem Scheibchen und dem Rand der Sonne eine dunkle Brücke erkennen, was die genaue Bestimmung der Kontaktzeit unmöglich macht. 18 Minuten später endet das spektakuläre Ereignis mit dem vollständigen Austritt des Planeten (4. Kontakt). Auch danach könnten noch Lichtreflexe auftreten. Während des Transits und danach lässt sich natürlich die Sonnenoberfläche mit Sonnenflecken, Protuberanzen und anderen Phänomenen beobachten. Mit diesem Venusdurchgang ist erst das siebte Ereignis dieser Art der Beobachtung zugänglich.
Kurz nach dem ersten Viertel befindet sich der Erdtrabant am 01. Juni weit südlich vom auffälligen Objektpaar, dem Planeten Saturn und der unter ihm stehenden hellen Spica in der Jungfrau. Die Vollmondphase im Sternbild Skorpion am 04. Juni lässt die kürzeste Vollmondnacht in diesem Jahr eintreten. Außerdem liegt sie nahe dem absteigenden Knoten der Mondbahn. Aus diesem Grund kommt es zu einer partiellen Mondfinsternis (Größe der Finsternis beträgt das 0,376-fache des scheinbaren Monddurchmessers), die allerdings in Mitteleuropa nicht sichtbar ist. Der Mond durchläuft dann bis zum letzten Viertel am 11. Juni zunächst die südlichsten Bereiche seiner Bahn und erreicht später den Himmelsäquator. Die abnehmende Mondsichel steht am Morgen des 17. Juni etwa 2° nordwestlich von Jupiter, am nächsten Morgen kann mit lichtstarken Optiken die sehr schmale Mondsichel (36 Stunden vor Neumond) gut 2° nördlich von der mit bloßem Auge in der hellen Dämmerung noch nicht erfassbaren Venus gesucht werden. Zwei Tage nach Neumond geht die schmale zunehmende Mondsichel weit südlich an Merkur vorbei. Zum zweiten Mal steht der Mond dann am 28. Juni in der zunehmenden Halbmondphase wieder südlich von Saturn und Spica.
Alle fünf hellen Planeten sind in diesem Monat zumindest teilweise für das bloße Auge sichtbar. Merkur zeigt sich noch einmal am Abendhimmel flach über dem Horizont im Nordwesten. Vom 11.bis zum 25. Juni kann der Planet ab 22.15 Uhr mit bloßem Auge erfasst werden, während er sich mehr als 5° südlich an Pollux vorbei bewegt. Seine Helligkeit nimmt in dieser Zeit um eine Größenklasse ab.
Dafür bietet der Planet Venus in diesem Monat neben dem Durchgang über die Sonne noch zusätzlich eine Vielfalt an attraktiven Beobachtungsaufgaben. Gleich am 01. Juni begegnen sich die rückläufige Venus und der 0.2° nördlich vorbeilaufende Merkur, allerdings nur etwa 6° östlich von der Sonne entfernt. Es muss daher sofort nach Sonnenuntergang mit einem lichtstarken Fernglas bzw. Teleskop nach den beiden Objekten gesucht werden. Bei der Beobachtung der Venussichel lassen sich die übergreifenden Hörnerspitzen erkennen, die im Extremfall von nur 2° Abstand von der Sonne, d.h. die drei Tage um den Termin der unteren Konjunktion, zu einem „Venusring“ werden. Die Sonnenstrahlen werden in der sehr dichten Venusatmosphäre gebrochen und gestreut und dann auf der Nachtseite sichtbar (Grundlage des „Schröter-Effekts“ auf die beobachtete Phase der Venus). Eine interessante Beobachtungsaufgabe kann auch die Bestimmung des Termins sowohl für die letztmalige Sichtbarkeit am Abendhimmel wie für die erstmalige am Morgenhimmel sein. Spätestens zwei Wochen nach dem Transit ist die sehr helle Venus für eine Viertelstunde in der hellen Dämmerung zu erspähen. In den folgenden Tagen lässt sich die Schleifenbewegung des Morgensterns nördlich vom nur in lichtstarker Optik erkennbaren rötlichen Aldebaran im Stier, denn ab dem 27. Juni kehrt sich die Bewegungsrichtung der Venus wieder zur Rechtläufigkeit. Ihre Helligkeit lässt am Monatsende schon wieder die Tagessichtbarkeit für das bloße Auge zu. Mars entfernt sich jetzt deutlich von Regulus im Löwen und tritt am Tag des Sommeranfangs in das Sternbild Jungfrau ein. Es lässt sich nun bis Mitte August gut seine Annäherung an den Planeten Saturn verfolgen. Seine Helligkeit sinkt weiter ab und ist Ende des Monats geringer als die vom Saturn. Beobachtungen des sehr kleinen Marsscheibchens mit Amateurteleskopen bieten kaum noch Oberflächendetails. Jupiter taucht wenige Tage vor der Venus am Morgenhimmel auf. Die beiden Planeten sollten nicht verwechselt werden. Der sich langsamer bewegende Jupiter verlängert seine Sichtbarkeitsdauer bis Monatsende um mehr als eine Stunde und erreicht am Monatsende das Goldene Tor der Ekliptik. Am 30. Juni können dann vor der Dämmerung am Morgenhimmel in einer absteigenden Reihe die Plejaden, der Jupiter, die strahlende Venus und schließlich der rötliche Aldebaran betrachtet werden. Auch in diesem Monat bleibt der Ringplanet Saturn ein wunderbares Beobachtungsobjekt, das vor Mitternacht seine günstigste Position zur Beobachtung in Südrichtung erreicht. Dann kann das eindrucksvolle Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung sowie der Umlauf der fünf helleren Saturnmonde beobachtet werden.
Die Frühlingssternbilder sind nun deutlich nach Westen gerückt, während am Osthimmel das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler aufzieht. Tief im Südosten macht sich das Sternbild des Skorpions bemerkbar. Die Milchstraße ist erst ab Mitternacht im Südosten beeindruckend, denn man schaut dann in den Sternbildern Adler, Schütze und Skorpion in die dichtesten Sternwolken und auch Dunkelnebel. Im Schützen liegt, ca. 27000 Lichtjahre von der Erde entfernt, das zentrale Schwarze Loch. Es lohnt, mit einem Fernglas oder kleinem Fernrohr diese Bereiche in Ruhe zu bestaunen, geschmückt mit einer Vielzahl beeindruckender Messier- und NGC-Objekte schmücken. Dabei sind für deren Beobachtung die Stunden ohne störendes Mondlicht zur günstigsten Beobachtungszeit um Mitternacht, etwa vom 11. bis 24. Juni, am besten geeignet.