Auffällige Sternfiguren zeigen Uhrzeit in der Nacht
Die Sonne erreicht im Wonnemonat Mai immer nördlichere Positionen und überschreitet dabei am 14. Mai die Grenze zum Sternbild Stier. Sie läuft am 21. Mai südlich der Plejaden im Goldenen Tor der Ekliptik vorbei und leuchtet schließlich am Monatsende 16 Stunden. Damit beginnt in unseren Breiten wieder die Zeit der „Weißen Nächte“, in der es auch nach Mitternacht in Richtung Norden nicht mehr absolut dunkel wird, weil die Sonne weniger als 18° unter dem Horizont steht. Am 1. Mai ist die schmale Mondsichel letztmals in der Morgendämmerung sichtbar. In der Nacht vom 7. zum 8. Mai geht der jetzt zunehmende Mond südlich an Mars vorbei, in den Nächten vom 19. bis zum 22. Mai findet man den noch fast vollen Mond nördlich von Antares nördlich am Riesenplaneten Jupiter und dem auffälligen Ringplaneten Saturn über dem Südhorizont. Schließlich steht die abnehmende Mondsichel am 22. Mai bei Venus am Morgenhimmel. Merkur bleibt im ganzen Monat unsichtbar. Dagegen lässt sich Venus vor Sonnenaufgang noch am Osthimmel auffinden, ist aber relativ unauffällig. Mars bleibt den ganzen Monat über ein unauffälliges Beobachtungsobjekt, weil sich die rascher um die Sonne laufende Erde weiter von ihm entfernt. Er wird daher Ende des Monats in der hellen Abenddämmerung kaum mehr zu erfassen sein. Der Riesenplanet Jupiter erscheint bald nach Mitternacht über dem Südosthorizont und steht vor der einsetzenden Morgendämmerung im Sternbild Schlangenträger schon in bester Beobachtungsposition. Er bietet dann in den kurzen Nächten gute Möglichkeiten, Details in seiner rasch rotierenden Atmosphäre sowie die sehr verschiedenen Konstellationen seiner vier hellen Monde in Ferngläsern und Teleskopen zu verfolgen. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn verbessern sich im Monatsverlauf erheblich. Auch er kann als ein prominentes Beobachtungsobjekt über dem südöstlichen Horizont vor der Morgendämmerung beobachtet werden und zeigt in Teleskopen das wunderbare Ringsystem mit seiner auffälligen Teilung und einige seiner 62 bekannten Monde. Der Fixsternhimmel hat seinen Charakter nach der Dämmerung völlig verändert. Die Wintersternbilder sind nun bis auf die jetzt horizontnah stehenden Sternbilder Zwillinge, Fuhrmann und Kleiner Hund verschwunden. Dafür dominieren Frühlingssternbilder mit dem prominenten “Frühlingsdreieck“ aus den hellen Sternen Regulus, Arktur und Spica jetzt in bester Beobachtungsposition den Südhimmel. Damit werden in mondlosen Nächten Galaxien und Kugelsternhaufen in den Sternbildern Löwe, Jungfrau, Haar der Berenike, Jagdhunde und Großer Bär zu bevorzugten Beobachtungsobjekten für die Amateurastronomen. Am Osthimmel sind die Sommersternbilder aufgegangen und bieten mit dem „Sommerdreieck“ aus hellen Sternen eine weitere Orientierungshilfe zum Wiedererkennen. Wie die Zusatzgrafik erkennen lässt, können die auffälligen, vielen Menschen bekannten „Sternfiguren“ Großer Wagen, Himmels-W und Kleiner Wagen in ihren Positionen als eine Art „Sternenuhr“ verwendet werden. Die hier dargestellten verschiedenen Positionierungen sind durch den jährlichen Umlauf der Erde um die Sonne verursacht und setzen die Beobachtungen zu ungefähr gleicher Uhrzeit in den entsprechenden Jahreszeiten voraus. Da die Erde außerdem in 23 Stunden und 56 Minuten einmal um ihre Achse rotiert, treten die unterschiedlichen Positionen auch innerhalb eines Tages auf, lassen sich naturgemäß allerdings nur bei ausreichend dunklem Himmel wahrnehmen. Mit Hilfe von Markierungen in der Landschaft kann man so auch zu Zwischenzeiten gelangen. Die oben so genannten Sternfiguren gehören zu den folgenden drei der 88 Sternbilder, die von der vor 100 Jahren gegründeten Internationalen Astronomischen Union in den 1920er Jahren festgelegt wurden: Großer Bär, Cassiopeia und Kleiner Bär mit dem prominenten Polarstern.