Roter Planet Mars und Ringplanet Saturn Stars am Nachthimmel
Die Sonne überschreitet am 14. Mai die Grenze zum Sternbild Stier und gewinnt dabei im Wonnemonat Mai immer nördlichere Positionen. Die Tageslänge nimmt im Monatsverlauf um fast eineinhalb Stunden auf 16 Stunden zu, was naturgemäß die Beobachtungsdauer nach bzw. vor den Dämmerungsphasen erheblich einschränkt. Am Monatsende beginnt wieder einmal in unseren Breiten die Zeit der „Weißen Nächte“, in der unser Nachthimmel auch um Mitternacht in Richtung Norden nicht mehr völlig dunkel wird.
Da allerdings die beiden sehr hellen Starplaneten gerade jetzt in bester Beobachtungsposition stehen, wird die Volkssternwarte ihre regelmäßigen Beobachtungsabende bis Ende Juni weiter anbieten, um vielen Interessierten einen Blick auf Mars und Saturn zu ermöglichen. Ein herausragendes seltenes Ereignis lässt sich am Montag, den 9.Mai im Verlauf des Nachmittags verfolgen. Denn es kommt zu einer nicht mit bloßem Auge sichtbaren „Minisonnenfinsternis“ durch den sonnennächsten Planeten Merkur, der in etwa siebeneinhalb Stunden vor der Sonnenscheibe vorbeiläuft. Solch ein besonderes Ereignis kann von der Erde aus nur 14-mal im 21. Jahrhundert beobachtet werden. Daher ist bei klarem Wetter an diesem Tag die Sternwarte ab 13 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet.
Der Mond durchläuft am Monatsanfang zunächst als abnehmende Sichel am Morgenhimmel den aufsteigenden Teil seiner Bahn und taucht zwei Tage nach Neumond am Abendhimmel auf, jetzt allerdings als zunehmende Sichel mit auffälligem Erdlicht. Man findet ihn nördlich von Aldebaran, dem hellsten Stern im Sternbild Stier, der in der Antike als das Stierauge betrachtet wurde. Am Pfingstsonntag geht der zunehmende Mond südlich am hellen Planeten Jupiter vorbei. Der Vollmond ist am 21. Mai nördlich von Mars und Antares, dem roten Überriesenstern im Sternbild Skorpion, und westlich vom Planeten Saturn aufzufinden. Mit den gerade noch erkennbaren „Scheren“ des Skorpions ergibt sich eine beeindruckende Anhäufung lichtstarker Himmelsobjekte in dieser Region und es lassen sich die relativ rasche Mondbewegung vor den beiden Planeten und den Fixsternen erkennen.
Merkur, dieser nur selten sichtbare Planet, bleibt nach seiner besten Periode der Abendsichtbarkeit in diesem Jahr im ganzen Monat April für längere Zeit für das bloße Auge unsichtbar. Er kann allerdings, wie oben schon erwähnt, als eine winzige dunkle Scheibe am 9. Mai vor der Sonnenscheibe in unseren Teleskopen mit ausreichendem Augenschutz durch Einsatz von Sonnenfiltern verfolgt werden. Der letzte bei uns sichtbare Merkurtransit vor der Sonne konnte bei guten Sichtbarkeitsbedingungen vor genau 13 Jahren von vielen Interessierten auf der Sternwarte beobachtet werden. Venus bleibt den ganzen Monat in Sonnennähe unsichtbar.
Mars dagegen ist den ganzen Monat über optimal sichtbar, da er am 22. Mai von der schneller laufenden Erde überholt wird. Wie man der Zusatzgrafik entnehmen kann, tritt solch eine Oppositionsstellung nur alle 2 Jahre und 2 Monate auf. Da der Marsumlauf um die Sonne erheblich von einer Kreisbahn abweicht, sind die Bedingungen für Detailbeobachtungen bei jeder Opposition unterschiedlich, da diese stark vom Abstand zwischen Erde und Mars abhängen. Die diesjährige und die folgenden Marsoppositionen gehören zu den günstigeren, leiden aber für Mitteleuropa unter der sehr horizontnahen Stellung mit stärkeren Luftturbulenzen, die die Qualität der Beobachtungen stark beeinträchtigen können. Der Riesenplanet Jupiter steht abends nach Sonnenuntergang schon hoch im Richtung Süden und bietet daher ausreichend Möglichkeiten, die Konstellationen seiner vier hellen Monde zu verfolgen sowie die dunklen Bänder und die hellen Zonen und den Großen Roten Fleck, einen riesigen Wirbelsturm, in seiner Atmosphäre zu beobachten. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn sind dagegen im ganzen Monat kurz vor seiner Oppositionsstellung recht gut. Wegen seiner Oppositionsstellung zur Sonne am 3. Juni steht er praktisch ähnlich günstig wie Mars die gesamte Nacht als ein weiteres interessantes Beobachtungsobjekt nahe dem prominenteren Mars über dem Horizont. Der Öffnungswinkel des wunderbaren Ringsystems hat mit mehr als 26° seine maximale Größe erreicht. Während der Opposition beleuchtet die Sonne die kleinen Körper, die die Ringe bilden, direkt ohne gegenseitige Beschattung, wodurch deren Helligkeit erhöht ist und das System für das bloße Auge heller als normal erscheint.
Gegenüber den Vormonaten hat der Fixsternhimmel seinen Charakter nach der Dämmerung völlig verändert. Die Wintersternbilder mit ihren zahlreichen hellen Sternen sind nun bis auf die in Richtung Nordwesten horizontnah stehenden Sternbilder Zwillinge, Fuhrmann und Kleiner Hund verschwunden. Dafür dominieren die Frühlingssternbilder in bester Beobachtungsposition den Südhimmel. Damit werden in mondlosen, klaren Nächten Galaxien und Kugelsternhaufen in den Sternbildern Löwe, Jungfrau, Haar der Berenike und Großer Bär zu bevorzugten Beobachtungsobjekten für die Amateurastronomen. Das Frühlingsdreieck aus den hellen Sternen Regulus, Arktur und Spika steht jetzt in bester Beobachtungsposition. In Richtung Osten sind nun auch schon die wichtigsten Sommersternbilder nachgerückt.