Beobachtungsobjekt Venus ein Verwandlungskünstler
Im typischen Monat des Hochsommers befindet sich die Sonne kurz nach der Sommersonnenwende noch immer in den nördlichsten Bereichen ihrer Jahresbahn und wechselt am 20. Juli aus dem Tierkreissternbild Zwillinge in das Tierkreissternbild Krebs. Danach wird es nach Mitternacht in Richtung Norden für zunehmend längere Zeiten auch wieder absolut dunkel werden. Zudem ist im Monatsverlauf eine Verkürzung der Tageslänge um eine Dreiviertelstunde festzustellen. Am 6. Juli ist die Erde auf ihrer leicht elliptischen Jahresbahn im weitesten Abstand von der Sonne, im sogenannten Aphel. Beide Körper trennen dann mehr als 152 Millionen km. Das sind fast 5 Millionen km mehr als Anfang Januar. Das Licht benötigt jetzt fast achteinhalb Minuten von der Sonnenoberfläche bis zur Erde. Sonnenflecken, Protuberanzen und andere Erscheinungen auf der Fotosphäre und in der Sonnenatmosphäre im neuen Aktivitätszyklus, der sich auf das Maximum zubewegt, werden häufiger und auffälliger.
Unser Erdtrabant bietet am Monatsanfang kurze Nächte mit tiefstehendem, groß erscheinendem Vollmond. Am Morgen des 7. Juli kann man den Ringplaneten Saturn nördlich vom abnehmenden Mond erblicken, in der Nacht vom 11. auf den12. Juli passiert die jetzt abnehmende Mondsichel den auffälligen Riesenplaneten Jupiter. In der Morgendämmerung des 16. Juli ist bei guter Horizontsicht kurz vor 5 Uhr letztmals die extrem schmale abnehmende Mondsichel zu erspähen. Am 19. Juli ist um 22.30 Uhr erstmals die jetzt zunehmende Mondsichel zu sehen, ebenso die noch auffällige Venus. Der sonnennahe Merkur bleibt unsichtbar. Venus spielt im Monatsverlauf ihre faszinierende Rolle als wandlungsfähiges Beobachtungsobjekt. Zunächst auffälliger Abendstern im maximalen Glanz in der Abenddämmerung und möglicher Sichtbarkeit am Taghimmel, um dann während der letzten Monatswoche in der hellen Abenddämmerung für das bloße Auge unsichtbar zu werden. Ihre Beobachtung im Fernglas zeigt währenddessen eine rasche Veränderung ihrer Phasengestalt durch eine stetige Vergrößerung ihrer Sichel bei abnehmender Dicke. Dabei ist die Venussichel am Ende des Monats scheinbar größer als die vollbeleuchteten Planetenscheiben der beiden Riesenplaneten. All diese Phänomene lassen sich gut der Zusatzgrafik entnehmen. Zudem verlangsamt sich weiter ihre normale rechtläufige Bewegung, wodurch sie sich im Monatsverlauf nun merklich vom Mars, den sie bisher zu verfolgen schien, entfernt. Ab dem 21. Juli kehrt sie ihre bisherige Laufrichtung sogar um und bewegt sich ab diesem Termin auf die Sonne zu. Dabei setzt sie zu einer Schleifenbewegung an, die sie in südlichere Positionen führt, wodurch sich ihre Sichtbarkeit zusätzlich dramatisch verkürzt. Die Ursache für diese beobachtbaren Veränderungen ist der Tatsache geschuldet, dass unser innerer Nachbarplanet uns als Beobachter auf der langsameren Erde Mitte August „überholen“ wird. Sie nähert sich dabei der Erde mehr als jeder andere Planet. Das Beschreiben der und die Erklärungsversuche für diese Beobachtungen konnten im ptolemäischen geozentrischen Weltbild nur mit Hilfskonstruktionen erreicht werden. Mars beendet nach über 20 Monaten seine Sichtbarkeitsperiode. Am 10. Juli zieht er nördlich am fast gleichhellen blauen Hauptstern Regulus im Löwen vorbei, was wohl in der hellen Abenddämmerung nur mit Fernglas beobachtet werden kann und ist danach in der hellen Abenddämmerung kaum mehr wahrzunehmen. Beim Riesenplaneten Jupiter lassen sich vorm Einsetzen der Morgendämmerung im Fernrohr wechselnde Details in dunklen Bändern und hellen Zonen in der schnell rotierenden Atmosphäre beobachten. Die unterschiedlichen Konstellationen seiner vier hellen Monde können schon mit Ferngläsern verfolgt werden. Der Ringplanet Saturn, kurz vor seiner Oppositionsstellung zur Sonne und damit in Erdnähe im Sternbild Wassermann, ist ein wunderschönes Beobachtungsobjekt. Im Teleskop kann man bei guter Horizontsicht das eindrucksvolle Ringsystem mit der auffälligen dunklen Cassinischen Teilung bewundern sowie den Umlauf hellerer Saturnmonde verfolgen.
Während am Osthimmel die ersten Herbststernbilder aufziehen, steht das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Atair im Adler und Deneb im Schwan zentral in bester Beobachtungsposition in Richtung Süden. In mondfreien klaren Nächten lassen sich die Objekte der Milchstraße bestaunen. Ein Blick auf die Sternenuhr zeigt eine mittlere Stellung mit absteigendem Großem Wagen.