Frühlingsdreieck aus hellen Sternen und haufenweise Galaxien
Im Frühlingsmonat April verlängert sich bei uns der Tag um fast zwei Stunden, weil die Sonne nach der Monatsmitte vom Tierkreissternbild Fische zum Widder wechselt und dabei stetig nördlichere Bereiche ihrer Jahresbahn erreicht. In diesem Jahr ist Aufmerksamkeit gefordert, denn der 1. April ist der erste Arbeitstag nach dem Vorstellen der Uhr auf die MESZ. Am 1. April findet man den Erdtrabanten als abnehmende Sichel letztmals vor dem Neumondtermin mit bloßem Auge am Morgenhimmel nahe bei Venus. Am Abend des 9. April steht unser Erdtrabant als schmale zunehmende Sichel um 22 Uhr zwischen dem roten Planeten Mars und dem roten Riesenstern Aldebaran. Vom 22. bis zum 26. April zieht der nun wieder abnehmende Mond am Morgenhimmel nördlich am roten Stern Antares, Hauptstern im Skorpion, am Jupiter sowie südlich am Ringplaneten Saturn vorbei.
In diesem Monat bleibt der sonnennahe Planet Merkur für das bloße Auge unsichtbar. Der Planet Venus ist am Morgenhimmel zunehmend weniger auffällig vor Sonnenaufgang für das bloße Auge sichtbar, da er erst in der Dämmerung aufgeht. Mars bewegt sich im Monatsverlauf durch das Sternbild Stier und bleibt dabei bis nach Mitternacht sichtbar. Am Monatsanfang durchläuft er das „Goldene Tor der Ekliptik“ zwischen dem auffälligen Sternhaufen der Plejaden = Siebengestirn und dem hellen Hauptstern Aldebaran. Seine Bewegung ist daher von Tag zu Tag gut zu verfolgen. Der Riesenplanet Jupiter steht vor der Morgendämmerung schon in guter Beobachtungsstellung, so dass interessante Details seiner Atmosphäre sowie die verschiedenen Stellungen der vier hellen Monde in kleineren Teleskopen gut zu beobachten sind. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn verbessern sich langsam im Monatsverlauf. Das wunderbare Ringsystem ist noch immer weit geöffnet und kann vor der Morgendämmerung neben einigen Monden in ihren Umläufen um Saturn mit Teleskopen beobachtet werden.
Die Wintersternbilder mit ihrer Vielzahl an auffällig hellen Sternen, dem so genannten Wintersechseck, sind im Westen in Horizontnähe gerückt, während die Frühlingssternbilder mit den drei auffälligen Sternen Regulus, Arktur und Spica, den Südhimmel in bester Beobachtungsposition dominieren. Sie bilden das recht ausgedehnte so genannte Frühlingsdreieck. Sie zeigen unterschiedliche Farben, was auf ihre unterschiedlichen Oberflächentemperaturen hinweist. Am Frühjahrshimmel können wir aus unserer Milchstraße in die Himmelsregionen um das Frühlingsdreieck relativ ungestört in das Weltall hinausblicken und damit die erheblich sternreicheren, größeren, aber entfernteren Objekte beobachten. Damit werden Galaxien und Kugelsternhaufen in den Sternbildern Löwe, Jungfrau, Haar der Berenike, Jagdhunde und Großer Bär zu bevorzugten teleskopischen und fotografischen Beobachtungsobjekten für Amateurastronomen. Diese Objekte sind sehr viel weiter entfernt als die offenen Sternhaufen wie M44 im Sternbild Krebs und Gasnebel wie M42 im Sternbild Orion, die die bevorzugten Beobachtungsobjekte in der Wintermilchstraße sind. Während die Zehntausende von Lichtjahren entfernten Kugelsternhaufen zur Milchstraße zählen, gehören die Galaxien zu dem Virgo-Superhaufen mit dem Zentrum in etwa 50 Millionen Lichtjahren Entfernung. Tausenden von Galaxien sind in Richtung des Sternbilds Jungfrau = Virgo konzentriert. Die hellsten davon sind in der Zusatzgrafik erfasst. Unsere Milchstraße zählt gewissermaßen als ein Außenposten noch zu dieser riesigen Struktur.
Das auffällige Sternenband der Milchstraße mit ihren eingestreuten hellen Stern- und dunklen Staubwolken zieht sich von Südwesten nach Nordosten und ist im ersten Monatsdrittel in den Abendstunden gut beobachtbar. In den ersten Monatstagen bis zum Erscheinen des Mondes am Abendhimmel ist außerdem das so genannte Zodiakallicht als schwach leuchtende Pyramide entlang der Ekliptik in den Sternbildern Widder und Stier zu sehen. Das Wahrnehmen dieses vom Philosophen Kant als „Halsschmuck der Sonne“ bezeichneten Phänomens setzt nachtdunklen Himmel ohne Lichtverschmutzung voraus, da die Helligkeit geringer ist als die der Milchstraße.