Sternbild Jungfrau mit dem Riesenplaneten Jupiter
Die Sonne gewinnt im Wonnemonat Mai weiter nördlichere Positionen, überschreitet dabei am 14. Mai die Grenze zum Sternbild Stier und steht dann am Monatsende 16 Stunden über dem Horizont. Damit beginnt in unseren Breiten die Zeit der „Weißen Nächte“, in der es auch nach Mitternacht in Richtung Norden nicht mehr völlig dunkel wird.
Den Mond findet man zum Monatsanfang am Abendhimmel vor seinem 1. Viertel im Sternbild Zwillinge. In der Nacht vom 7. zum 8. Mai geht der zunehmende Mond nördlich am Riesenplaneten Jupiter vorbei. In den Nächten vom 13. zum 15. Mai findet man den noch fast vollen Mond nördlich von Antares und dem auffälligen Ringplaneten Saturn über dem Südhorizont. Schließlich steht die abnehmende Mondsichel am 22. Mai bei Venus am Morgenhimmel. Da die Mondsichel bei klarem Himmel leicht auch am Taghimmel gesehen werden kann, sollte man auch einmal versuchen, die nahestehende Venus als hellen Punkt aufzufinden.
Merkur bleibt im ganzen Monat unsichtbar. Venus dagegen lässt sich wegen ihrer strahlenden Helligkeit eine gute Stunde vor Sonnenaufgang im Osten auffinden und kann sogar bei sehr klarem Himmel mit bloßem Auge am Taghimmel erspäht werden. Mars bleibt den ganzen Monat über ein unauffälliges Beobachtungsobjekt, weil die schneller um die Sonne laufende Erde sich weiter von ihm entfernt. Er wird dann Ende des Monats in der hellen Dämmerung kaum mehr zu erfassen sein. Dagegen steht der Riesenplanet Jupiter abends bei einsetzender Dunkelheit im Sternbild Jungfrau schon in bester Beobachtungsposition und bietet dann in den kurzen Nächten gute Möglichkeiten, Details in seiner rasch rotierenden Atmosphäre sowie die Konstellationen seiner vier hellen Monde zu verfolgen. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn verbessern sich im Monatsverlauf erheblich. Denn wegen seiner bevorstehenden Oppositionsstellung zur Sonne Mitte Juni steht er schon vor Mitternacht als ein prominentes Beobachtungsobjekt über dem südöstlichen Horizont. Dann kann man das wunderbare Ringsystem mit seiner auffälligen Teilung sehr gut beobachten, denn dessen Öffnungswinkel ist in diesem Jahr mit 27° maximal. Zudem sind bis zu sechs der bekannten 62 Monde mit Teleskopen der Sternwarte zu beobachten.
Der Fixsternhimmel hat seinen Charakter nach der Dämmerung völlig verändert. Die Wintersternbilder sind nun bis auf die jetzt horizontnah stehenden Sternbilder Zwillinge, Fuhrmann und Kleiner Hund verschwunden. Dafür dominieren Frühlingssternbilder in bester Beobachtungsposition den Südhimmel. Damit werden in mondlosen Nächten Galaxien und Kugelsternhaufen in den Sternbildern Löwe, Jungfrau, Haar der Berenike, Jagdhunde und Großer Bär zu bevorzugten Beobachtungsobjekten für die Amateurastronomen.
Das Frühlingsdreieck aus den hellen Sternen Regulus, Arktur und Spica steht jetzt in bester Beobachtungsposition. Die blauweiße Spica ist ein sehr enges Doppelsternsystem. Beide Komponenten weisen Oberflächentemperaturen von 20000°C auf, sind etwa 220 Lichtjahre entfernt und strahlen heller als 2000 Sonnen zusammen. Sie ist der auffälligste Stern im zweitgrößten Sternbild am Himmel, der Jungfrau, einem bedeutenden innerhalb des Tierkreises, das mit interessanten Beobachtungsobjekten und in diesem Jahr mit dem Riesenplaneten Jupiter als „Gast“ in der Zusatzgrafik ausführlicher dargestellt ist. Es lohnt sich, mit Feldstechern und Teleskopen die angegebenen Objekte, die bis zu 100 Millionen Lichtjahre entfernt sind, nach dem Dunkelwerden aufzusuchen. Dieses Sternbild ist im gegenwärtigen „Fische-Zeitalter“ (der Frühlingspunkt liegt derzeit im Sternbild Fische) ausgezeichnet, da es den Herbstpunkt enthält. Mythologisch ist es symbolisch mit Fruchtbarkeit und Wachstum verbunden; so steht Spica für eine Kornähre.