Wettrennen unserer Nachbarplaneten Venus und Mars am Abendhimmel
Das neue Jahr 2017 ist ein Gemeinjahr mit 365 Tagen, das Mitteleuropa leider keine beeindruckenden astronomischen Phänomene beschert. Am 4. Januar stand unser Heimatplanet kurz nach Mitternacht im sonnennächsten Punkt seiner elliptischen Jahresbahn um die Sonne. Zu diesem Zeitpunkt war der Abstand beider Körper um etwa 5 Mio. km geringer als er am 3. Juli betragen wird, was immerhin zu ca. 17 Sekunden Unterschied in der Lichtlaufzeit führt und außerdem die Sonnenscheibe um 7% größer erscheinen lässt. Dies ist allerdings für das bloße Auge nicht erkennbar. Für die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen ist allerdings die Neigung der Erdachse gegen die Bahnebene der Jahresbahn um die Sonne verantwortlich, die im Nordwinter nur einen flachen Einstrahlwinkel zulässt. Im Monatsverlauf gewinnt die Sonne nur langsam nördlichere Positionen, wodurch die Tageslänge im Januar um etwa eine Stunde zunimmt.
Am Morgen des 08. Januar ist mit einem Fernglas der „Goldene Henkel“ zu bestaunen. Es handelt sich dabei um das schon vom Sonnenlicht beleuchtete halbringförmige Juragebirge im noch unbeleuchteten Bereich der Mondoberfläche. Einen Tag später findet man unseren Erdtrabanten nach Mondaufgang östlich des hellen Sterns Aldebaran im Sternbild Stier. Der abnehmende Mond ist am 19. Januar nördlich von Jupiter und dem hellen Stern Spica in der Jungfrau zu beobachten. Am Morgen des 24. Januar geht die schmale abnehmende Mondsichel nördlich an Saturn vorbei. Schließlich steht die nun wieder zunehmende Mondsichel am letzten Tag des Monats nahe bei Venus und Mars, die sich im Monatsverlauf wie in einem Wettrennen angenähert haben.
Der sonnennächste Planet Merkur kann etwa ab 9. Januar am Morgenhimmel dicht über dem Südosthorizont aufgefunden werden und bleibt zwei Wochen in der Dämmerung sichtbar. Die Venus weitet ihre Sichtbarkeit als strahlender Abendstern erheblich aus und bleibt den ganzen Monat mehr als vier Stunden nach Sonnenuntergang sichtbar. Bei sehr klarem Himmel ist sie jetzt auch mit bloßem Auge am Taghimmel aufzufinden, vor allem am Monatsende, wenn die Mondsichel als Aufsuchhilfe dienen kann. Im Teleskop ist sie wieder als halb beleuchtete Scheibe zu sehen, die langsam schmaler, aber auch größer wird. Der Planet Mars hält seine Sichtbarkeitsdauer am Abendhimmel, während er von der schnelleren Venus am Abendhimmel verfolgt wird, die ihn aber nicht ganz einholen kann. Durch seine wieder große Entfernung von der Erde ist die Größe der Planetenscheibe so gering, dass mit Amateurteleskopen kaum Details der Marsoberfläche erkennbar sind. Jupiter erscheint im Monatsverlauf immer früher über dem Osthorizont und erlaubt Beobachtungsmöglichkeiten von Details der veränderlichen, rasch rotierenden Atmosphäre des Riesenplaneten. Zur Verfolgung der Umläufe seiner vier hellen Monde reicht schon ein Fernglas. Dabei sind die normalen Jupitermonderscheinungen sichtbar, nämlich Monde vor und deren Schatten auf der Jupiterscheibe sowie Bedeckungen bzw. Verfinsterungen durch die Jupiterscheibe. Tief im Südosten kann der Ringplanet Saturn am Morgenhimmel aufgefunden werden. Am Monatsende kann man jetzt wieder vor Beginn der Morgendämmerung im Teleskop das wunderschöne Ringsystem und die Bewegungen der helleren Monde des Planeten anschauen. Interessant ist die Reihe der hellen Sterne und Planeten von Regulus im Sternbild Löwe über das Duo Jupiter und Spica, den Ringplaneten Saturn bis zum horizontnahen Planeten Merkur am Morgenhimmel, wodurch die scheinbare Sonnenbahn, die so genannte Ekliptik, markiert wird. Der ab dem 14. Januar daran vorbeiwandernde Mond verstärkt noch die Häufung heller Himmelsobjekte entlang der Ekliptik.
Allmählich verändert sich der Charakter des Sternhimmels zur gewohnten Zeit der Beobachtung am Abendhimmel. Die Wintersternbilder rücken mit ihren vielen auffällig hellen Sternen, deren Farben mit dem bloßen Auge unterschieden werden können, zunehmend in die beste Beobachtungsposition in Richtung Süden. Wie die Zusatzgrafik zeigt, sind im bekannten Sternbild Orion eine Vielzahl auffälliger Objekte aufzufinden. So lässt sich unterhalb der drei markanten Gürtelsterne das sogenannte „Schwertgehänge“ des Himmelsjägers bei guter Sicht erkennen. Eine verwaschene Aufhellung, die sich im Fernglas oder einem Teleskop als eine bizarre Struktur mit Nebelcharakter und eingebetteten Sternen zeigt, ist die Sternentstehungsregion M 42 bzw. der große Orionnebel. Hierbei handelt es sich um einen aus dem vorhandenen Gas und Staub sich bildenden Sternhaufen, in dem viele extrem junge Sterne und so genannte Protosterne auf engstem Raum zusammen stehen. In seinem Zentrum leuchtet aus 1400 Lichtjahren Entfernung ein sehr junges Vielfachsternsystem in Form eines Trapezes. Die auffälligsten Sterne im Orion, der in der Antike Abbild für den großen Himmelsjäger oder auch die ägyptische Gottheit Osiris war, sind der rote linke Schulterstern Beteigeuze, ein Roter Überriese kurz vor dem Ende seiner Existenz und der rechte Fußstern Rigel, ein leuchtkräftiger Blauer Überriese.
In guter Beobachtungsposition kann auch noch der Andromedanebel M 31 mit bloßem Auge erspäht werden, die benachbarte, sogar größere Galaxie als unsere eigene Milchstraße. Diese zieht sich als schimmerndes Band von Südost mit dem hellsten Fixstern Sirius als Blickfang weiter durch die beiden Sternbilder Fuhrmann und Perseus im Zenit bis zum Nordwesthorizont. Sie ist ab Monatsmitte in den Abendstunden gut beobachtbar.