Strahlende Venus am Abendhimmel
Im Frühlingsmonat April erreicht die Sonne stetig nördlichere Bereiche ihrer Jahresbahn, wodurch sich bei uns im Monatsverlauf der lichte Tag um fast zwei Stunden verlängert. Sie wechselt dabei nach der Monatsmitte vom Tierkreissternbild Fische zum Widder. Der 25. Aktivitätszyklus mit voraussichtlich elf Jahren Dauer zeigt erwartungsgemäß etwa zwei Jahre vor dem Maximum zunehmende Anzahlen von Sonnenflecken und Protuberanzen auf unserer Sonne. Auch die vor einigen Wochen von Deutschland aus sichtbaren Polarlichter sind eine Folge dieser Aktivitätszunahme. Am 20. April findet eine bei uns leider nicht beobachtbare Sonnenfinsternis vom seltenen Typ „ringförmig-total“ statt.
Der diesjährige Ostervollmond ist in der Nacht vom 5. auf den 6. April zu bestaunen. Am 22. April findet man unseren Erdtrabanten als zunehmende Sichel mit auffälligem Erdlicht in der Abenddämmerung im „Goldenen Tor der Ekliptik“. So wird die Himmelsregion zwischen dem auffälligen Sternhaufen der Plejaden = Siebengestirn und dem weiter gestreuten Sternhaufen der Hyaden nahe beim roten Hauptstern Aldebaran im Sternbild Stier genannt. Am folgenden Abend steht die Mondsichel westlich der strahlend hellen Venus, zwei Tage später dann beim roten Planeten Mars.
In der ersten Monatshälfte ist der sonnennahe Planet Merkur für das bloße Auge gut sichtbar. Es ist in diesem Jahr die einzige Möglichkeit, ihn am Abendhimmel zu beobachten. In Teleskopen zeigt sich Merkur als wachsende, ständig schmaler erscheinende Planetensichel, denn wie Venus zeigt auch er Phasengestalt. Unser innerer Nachbarplanet Venus ist mit beginnender Abenddämmerung bis zum Verschwinden am nordwestlichen Horizont nach Mitternacht ein extrem auffälliger Blickfang. Im zweiten Monatsdrittel durchläuft der „Abendstern“ das oben beschriebene „Goldene Tor der Ekliptik“. Die Zusatzgrafik zeigt Konstellationen der Venus südlich des Siebengestirns, wodurch ihre Bewegung von Tag zu Tag besonders gut zu verfolgen ist. Venus, Siebengestirn und der Mond werden in dem Märchen „Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“ der Brüder Grimm in einen Zusammenhang gestellt. Die Geiß (= Venus) ermahnt die Geißlein (= Sterne des Siebengestirns) zur Vorsicht, da sie vom bösen Wolf (=Mond) gefressen (=bedeckt) werden können, wobei dies entweder mit der hellen Seite (=Tatzen mit Mehl) oder der dunklen, von der Sonne nicht beleuchteten, geschehen kann. Der Mond erscheint am Himmel so klein, dass er gleichzeitig nur sechs der sichtbaren Sterne dieses Sternhaufens (= ein Geißlein hat sich im Uhrenkasten versteckt) bedecken kann. Der Vorgang einer Bedeckung ist leider erst in einigen Jahren wieder einmal sichtbar. Interessant ist der Vergleich von Oberflächen und Atmosphären der beinahe gleich großen Planeten Erde und Venus, die in ihrem Inneren praktisch gleich aufgebaut sind. Während unser Heimatplanet von außen eine vielgestaltige bunte Oberfläche zeigt, blickt man bei Venus auf eine undurchsichtige extreme Atmosphäre mit Schwefelsäurewolken. Deren Dichte an der Planetenoberfläche entspricht etwa der in 900 Meter Meerestiefe auf der Erde. Dazu herrschen auf der Oberfläche fast 500°C, Folge eines hochwirksamen Treibhauseffekts, da die Venusatmosphäre zu fast 97% aus Kohlendioxid besteht. Der wieder unauffällige rote Planet Mars bewegt sich im Monatsverlauf durch das Sternbild der Zwillinge. Da der Riesenplanet Jupiter in Sonnennähe steht, bleibt er unsichtbar. Dagegen beginnt ab der Monatsmitte eine neue Sichtbarkeitsphase des Ringplaneten Saturn in der Morgendämmerung.
Die Wintersternbilder mit ihrer Vielzahl an auffällig hellen Sternen sind im Westen in Horizontnähe gerückt, während die auffälligsten Frühlingssternbilder Löwe, Bootes oder „Bärenhüter“ und Jungfrau mit ihren hellen Sternen Regulus, Arktur und Spica, den Südhimmel in bester Beobachtungsposition dominieren. Sie bilden das recht ausgedehnte so genannte Frühlingsdreieck. Am Frühjahrshimmel können wir aus unserer Milchstraße in die Himmelsregionen um das Frühlingsdreieck relativ ungestört in das Weltall hinausblicken und damit die erheblich sternreicheren, größeren, aber entfernteren Objekte beobachten. Damit werden Galaxien und Kugelsternhaufen in den Sternbildern Löwe, Jungfrau, Haar der Berenike, Jagdhunde und Großer Bär zu bevorzugten teleskopischen und fotografischen Beobachtungsobjekten.
Das auffällige Sternenband der Milchstraße mit ihren eingestreuten hellen Stern- und dunklen Staubwolken zieht sich von Südwesten nach Nordosten und ist in den Abendstunden ohne Mondlicht gut beobachtbar.