Sternenhimmel Juli 2011

Unser Sonnensystem umkreist ein gigantisches Schwarzes Loch

von Winfried Kräling

Nachdem am 21. Juni die Sonne den Scheitelpunkt ihrer (scheinbaren) Bahn überschritten hat, beginnen im Juli die Tage wieder kürzer zu werden und ab Mitte des Monats wird es um Mitternacht in weiten Teilen Deutschlands auch wieder richtig dunkel, so dass am Monatsende – wenn kein Mondlicht stört – auch die Milchstraße wieder mit ihren zahlreichen DeepSky- Objekten in ihrer vollen Pracht beobachtet werden kann.

Sternkarte für den Monat Juli 2011Doch schon in der Abendämmerung lässt sich der Planet Saturn in der Nähe des Fixsternes Porrima mit dem bloßen Auge erkennen. Im Laufe des Monats kann ein aufmerksamer Beobachter sehen, dass sich der Abstand der beiden Gestirne vergrößert und Saturn seinem Status als „Wandelstern“ (=Planet) alle Ehre macht und seine Bahn durch das Sternbild Jungfrau wieder fortsetzt. Im Juli kann Saturn noch gut beobachtet werden und auch sein Ringsystem ist in kleinen Teleskopen noch gut zu erkennen. Auch der Planet Jupiter geht bis zum Monatsende bereits gegen Mitternacht auf, sodass er in der zweiten Nachthälfte als hell leuchtendes Objekt über dem östlichen Horizont strahlt. Bei diesem Planeten können ebenfalls schon in kleineren Teleskopen Strukturen in seiner Wolkendecke erkannt werden und schon mittels Fernglas lassen sich die Umläufe der vier hellsten Jupitermonde um den Planeten studieren. Auch der rote Planet Mars macht sich im Juli wieder am Morgenhimmel bemerkbar. Man findet ihn vor der Morgendämmerung über dem nordöstlichen Horizont als schwach rötlich leuchtenden Stern in der Nähe des ebenfalls leicht rötlichen Fixsternes Aldebaran im Sternbild Stier. Noch ist Mars zu weit von der Erde entfernt, um Details auf seiner Oberfläche in kleineren oder mittleren Teleskopen erkennen zu können. Der Einsatz in der Sternkarte zeigt die Planeten Saturn, Jupiter und Mars im gleichen Maßstab, so wie sie in Amateurteleskopen zu sehen sind. Doch bessern sich die Sichtbarkeitsbedingungen allmählich bis Anfang März 2012 wo Mars wieder in Erdnähe gelangt und die ganze Nacht über sichtbar ist.

Unsere Sternkarte zeigt den Anblick des Nachthimmels gegen Mitternacht in südliche Richtung. Markant heben sich die drei hellsten Sterne Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler von den restlichen Sternen ab. Diese Konstellation ist auch als Sommerdreieck bekannt das schon zum Ende der Dämmerung sichtbar wird. Wenn es dunkel genug ist und man sich abseits von störenden Lichtquellen befindet, werden auch Strukturen in der Milchstraße sichtbar. Am hellsten leuchtet sie im Bereich des Sternbildes Schwan, im Sternbild Adler verhüllen dunkle Staubmassen teilweise den Blick auf die dahinter liegenden Sterne, sodass sie dort zweigeteilt erscheint. Am hellsten leuchtet die Milchstraße in der Region der Sternbilder Skorpion und Schütze (lat. Sagittarius), leider steht die Milchstraße dort bereits sehr horizontnah – erst in den noch dunklen Bergen der kanarischen Inseln oder von der Südhalbkugel der Erde ist der Anblick des Zentrums unserer Galaxie (=Milchstraße) überwältigend. Doch auch in unseren Breiten lassen sich in klaren Nächten im Sternbild Schützen (siehe Zusatzkarte) mit dem bloßen Auge blasse Aufhellungen erkennen, die sich in Ferngläsern oder Teleskopen als helle Sternansammlungen, umgeben von dunklen Staubwolken, wie bei M24, leuchtende Gasnebel wie bei M8 und M20 oder als zahlreiche Sternhaufen entpuppen.

Das Sternbild SchützeAn der mit einem X gekennzeichneten Position in der Zusatzkarte befindet sich das Zentrum der Milchstraße, um das alle Sterne der Galaxie und auch unser Sonnensystem kreisen. Das Zentrum des Milchstraßensystems ist hinter dunklen Staubwolken verborgen, so dass es im sichtbaren Licht nicht direkt beobachtet werden kann. Bereits in den Fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnten Astronomen detailreiche Bilder mittels Infrarot – und Röntgenstrahlung des galaktischen Zentrums erstellen. Sie haben dort eine starke Radioquelle entdeckt, bezeichnet als Sagittarius A*, die aus einem sehr kleinen Gebiet strahlt. Diese Strahlung stammt von einer Gruppe von Sternen in einem Radius von weniger als einem halben Lichtjahr mit einer Umlaufzeit von etwa 100 Jahren, sowie einem Schwarzen Loch mit mehr als 1000 Sonnenmassen in der Nähe des eigentlichen und nicht beobachtbaren Zentrums. Den Beobachtungen und Schlussfolgerunen Zufolge besteht das Zentrum unserer Galaxie aus einem 4 Milliarden Sonnenmassen „schweren“ Schwarzen Loch, aus dem wegen der enormen Anziehungskraft selbst Licht- Infrarot- und Gammastrahlen (300.000 km / Sekunde) nicht mehr entweichen können.

Von den zahlreichen offenen- und Kugelsternhaufen im Schützen möchte ich stellvertretenden M22 erwähnen, dem hellsten und größten des Sternbildes. Schon kleinere Spiegelteleskope zeigen Einzelsterne dieses Kugelsternhaufens. Neben dem bekannten Orion- Nebel (am Winterhimmel) zählen sicherlich der Trifid- Nebel (M20), der Omega- Nebel (M17) und der Lagunenen- Nebel (M8) zu den schönsten Gasnebel des Firmaments. Der Omeganebel gleicht in kleineren Instrumenten einem schwimmenden Schwan – er wird gelegentlich auch Schwanen- Nebel genannt, die Omega- Form ist erst mit größeren Teleskopen sichtbar. Der Lagunen- Nebel ist wie schon erwähnt, in „guten“ Nächten bereit freisichtig zu erkennen, ein Fernglas zeigt erste Strukturen und der Anblick in einem größeren Amateurteleskop lässt sich nicht mit Worten beschreiben.